Neue Form des Klimaprotests
Platten-Serie wächst sich aus: Staatsschutz ermittelt wegen manipulierter SUVs in Regensburg

15.01.2024 | Stand 16.01.2024, 10:06 Uhr |

Platte Reifen an SUVs beschäftigen nicht nur in Regensburger Polizei. Auch in Hamburg gab es im Sommer Fälle. Auch hier bekannten sich Klimaaktivisten zur Aktion. Foto: Imago/Nikito

Luft raus für besseres Klima? Am Freitagmorgen standen im Regensburger Stadtwesten mehrere SUV-Besitzer vor platten Reifen. Aktivisten hinterließen Bekennerschreiben. Der Staatsschutz ermittelt – und die Zahl der Betroffenen steigt. Eine neue Form des Klimaprotests hat Regensburg erreicht. Wer sind die „Tyre Extinguishers“?



Das Flugblatt, das die Polizei sicherstellte, liegt auch der MZ vor. Es beginnt wie ein Schluss-Mach-Gespräch. „Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto“, erklären die Unbekannten. Persönlich wird’s trotzdem schnell: SUVs seien „reine Eitelkeit“ und ihre Fahrer risikobereiter als andere Verkehrsteilnehmer. Geländelimousinen bezeichnen die Aktivisten als „zweitgrößte Ursache für den weltweiten Anstieg der Kohlendioxidemissionen der letzten zehn Jahre“. Da die Politik nichts unternehme, ergreife man selbst Maßnahmen.

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An mehr als einem Dutzend Autos haben sich die Unbekannten in der Nacht auf Freitag zu schaffen gemacht. Fälle gab es am Franz-von-Taxis-Ring, im Münzerweg oder in der Württembergstraße. Immer wurden Reifenventile manipuliert. „Sie werden keine Schwierigkeiten haben, sich ohne Ihren Spritfresser fortzubewegen, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, lautet der Rat der Aktivisten. Am Ende ihres Schreibens verweisen sie auf eine Website – die der „Tyre Extinguishers“, was so viel wie „Reifenlöscher“ bedeutet.

„Tyre Extinguishers“ in Regensburg: Das sagt die Letzte Generation dazu



Auf der englischsprachigen Website sind einzelne Aktionen der losen Gruppierung dokumentiert, beispielsweise in Berlin, Potsdam oder München. Von Regensburg ist nicht die Rede. Es gebe keinen Anführer, jeder könne mitmachen, heißt es. Das Bekennerschreiben, das in Regensburg zum Einsatz kam, lässt sich in 16 verschiedenen Sprachen herunterladen. Auch ein Pressekontakt ist ausgewiesen. Zwei Anfragen der MZ blieben jedoch unbeantwortet.

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Die Letzte Generation will mit den platten Reifen nichts zu tun haben. „Solche Proteste machen wir nicht“, sagte ein Sprecher der Aktivisten. Er habe von der Bewegung gehört; von Aktivitäten in Regensburg wisse er aber nichts. „Ich kann den Ansatz der Tyre Extinguisher verstehen und bin mir gleichzeitig sicher, dass es ohne gesetzliche Regelungen keinen ausreichenden Klimaschutz geben wird“, erklärte der Sprecher der Letzten Generation.

Reihenweise platte Reifen in Regensburg: Weitere Betroffene melden sich



Über das Wochenende haben sich weitere Betroffene bei der Polizei gemeldet. Laut Präsidiumssprecher Matthias Gröger sei die Zahl der beschädigten Autos auf 14 gestiegen. Im Raum steht jeweils Sachbeschädigung. Weil das Bekennerschreiben auf eine „politisch motivierte Tat“ schließen lasse, ermittelt die „Abteilung Staatsschutz“ der Kriminalpolizei. Hinweise auf die Täter seien laut Gröger bislang nicht eingegangen.

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