Neun Kerzen brannten am Montagabend auf dem Neupfarrplatz. Ein Licht für jedes Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau, der sich am Montag zum vierten Mal jährte. Rund 150 Menschen kamen zusammen, um der Opfer des Terror-Akts zu gedenken. Auch der Regensburger Fatih Saraçoglu starb in Hanau 2020 durch eine Kugel des rechtsextremen Täters.
Die Kundgebung wurde vom Internationalen Kultur- und Solidaritätsverein Regensburg (IKS) organisiert. Sprecherin Karin Prätori betonte, dass der Anschlag auch nach vier Jahren nicht verjähre. „Er ist und bleibt eine offene Wunde. Der Anschlag zeigt, dass Rassismus tötet.“ Sie erinnerte an die Nacht, in der ein Rechtsextremer in Hanau gezielt Plätze aufsuchte, an denen sich Menschen mit Migrationshintergrund aufhalten und neun von ihnen ermordete.
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Die Tat sei auch ein Angriff auf die Identität und Existenz der Angehörigen, betonte Prätori. Sie prangerte an, dass aus dem Anschlag keinerlei Konsequenzen gezogen worden seien. Prätori verlas die Namen der neun Opfer und bat die Anwesenden um eine Minute des stillen Gedenkens.
Veranstalter prangern „Kette des Versagens“ an
Ein weiterer Vertreter des IKS betonte, dass man hier stehe, um die Angehörigen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit und Aufklärung zu unterstützen. Zwar habe der Untersuchungsausschuss im hessischen Landtag seinen Abschlussbericht abgegeben, dabei sei die „Kette des Versagens“ allerdings nicht zugegeben worden, sagte der IKS-Sprecher. Er prangerte zudem einen tiefsitzenden Rassismus in der Gesellschaft an: „Menschen, die anders aussehen, konnten sich noch nie sicher fühlen.“ Der Sprecher spannte einen Bogen zu den großen Demonstrationen gegen Rechts, die in den vergangenen Wochen stattfanden. Das sei erst einmal gut, man müsse allerdings hellhörig werden, wenn die Regierung diese Kundgebungen lobe. Diese sei nämlich erheblich an einer rassistischen Stimmung im Land beteiligt.
Holocaust-Überlebender kritisiert Behörden
Auch in Regensburg fand vor wenigen Wochen eine solche Demonstration gegen Rechts statt. Damals sprach der Holocaust-Überlebende Ernst Grube vor einem vollen Haidplatz. Der 91-Jährige trat auch am Montag an das Mikrofon. Er erinnerte an zahlreiche rechtsextreme Anschläge in der Vergangenheit und kritisierte eine „traditionelle Blindheit“ in den Sicherheitsbehörden. Er betonte: „Menschen mit Migrationsgeschichte gehören zur Mitte der Gesellschaft.“ Grube sagte weiter: „Rechte Täter setzen verbale Gewalt in reale Gewalt um.“
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Die Veranstalter gaben am Montag auch den Angehörigen der Opfer eine Stimme, indem sie Sprachbotschaften abspielten. Die Hinterbliebenen forderten eine konsequente Aufklärung. Niculescu Paun, der Vater von Opfer Vili Viorel Paun, prangerte ein Versagen der Behörden im Vorfeld der Tat an. Sein Sohn hatte versucht, den Täter zu stoppen. Mehrfach hatte er versucht, die Polizei zu rufen – vergeblich. Die Behörden hätten von dem defekten Notruf gewusst, aber nichts dagegen getan, sagte Paun in seiner Sprachbotschaft. „Mein Sohn könnte leben.“
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