Treffen mit Lisa Paus
Regensburger Student macht Mobbing sichtbar: Jetzt wurde sein Projekt in Berlin ausgezeichnet

13.12.2024 | Stand 13.12.2024, 11:00 Uhr |

Austausch bei der Preisverleihung: Paul Krauß mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus Foto: Krauß

Die Geschichten, mit denen Paul Krauß an die Öffentlichkeit geht, machen betroffen. Da ist ein Jugendlicher, der nach dem Basketball-Training von einem älteren Mannschaftskollegen in der dunklen Abstellkammer eingeschlossen wird – einfach, weil dieser ihn nicht leiden kann.

Oder eine Teenagerin, die monatelang körperliche und psychische Gewalt durch Gleichaltrige erlebt hat – und noch drei Jahre später in Therapie ist und Medikamente nehmen muss, da sie noch immer so unter den Folgen leidet. „Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass diese Geschichten gehört werden“, sagt Krauß, „es handelt sich um Schicksale, welche die Betroffenen oft jahrelang bewegen“.

Auszeichnung von Bundesfamilienministerin Lisa Paus

Der 24-Jährige studiert in Regensburg im Master Demokratiewissenschaft. Seit rund drei Jahren betreibt er ehrenamtlich das Projekt „Klub der Gewinner“, das jugendliche Stimmen zum Thema Mobbing öffentlich macht. „Es fing mit einem Kurzfilm an, in dem die Jugendlichen anonymisiert von ihren Erfahrungen erzählt haben“, sagt er.

Nachdem der Film bereits mehrfach ausgezeichnet wurde und das Projekt durch ganz Deutschland tourte, durften sich Krauß und die Jugendlichen, die sich an der Initiative beteiligen, nun über eine weitere ganz besondere Auszeichnung freuen. Anfang der Woche nahm der Student in Berlin von Bundesfamilienministerin Lisa Paus den „Ideenpreis des Bündnisses für die junge Generation“ in der Kategorie „Junge Medienmacher“ entgegen, der mit 5000 Euro dotiert ist. „Ich hatte die Gelegenheit, die Initiative in Berlin vorzustellen. Frau Paus hat sich wirklich Zeit genommen, um über das Projekt zu sprechen“, sagt er.

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„Mobbing gibt es in allen Altersklassen“



Neben dem Film gibt es auch eine Website und einen Instagram-Kanal, auf dem neben den Geschichten der Betroffenen auch Infos zu Hilfsangeboten veröffentlicht werden. „Wir teilen gerne weitere Erfahrungen“, sagt Krauß. Auch Schulen können sich an die Initiative wenden. „Wir stellen den Film und Infomaterial zur Verfügung und haben auch schon Themenabende auf die Beine gestellt. Außerdem haben wir Plakate mit Handreichungen gegen Mobbing entworfen.“

Denn schon Tipps wie „Aufmerksam sein“, „Betroffenen ernsthaft zu hören“ und „Verdachtsfällen konsequent nachgehen“ könnten Jugendlichen enorm helfen. „Oft fehlen jungen Menschen an Schulen die Ansprechpartner – oder es fallen Aussagen wie: ‚So etwas gibt es bei uns nicht‘. Aber Mobbing gibt es in allen Schulformen – und in allen Altersklassen“, sagt Krauß.

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Mit seinen „Mitmach- und Mut-Formaten“ will er das Thema enttabuisieren. „Daher auch der Name: ‚Klub der Gewinner‘. Hier haben sich vermeintliche Verlierer, die als Loser bezeichnet wurden, zusammengeschlossen – und sie sind so stark, dass sie das Schweigen brechen und ihre Geschichte öffentlich machen.“

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