Nachruf
Sie erkämpfte das erste Frauenhaus für Regensburg: Trauer um Ute Meyer-Jungclaussen

12.09.2024 | Stand 12.09.2024, 15:00 Uhr |
Michael Scheiner

Ute Meyer-Jungclaussen setzte sich für die Rechte von Frauen ein. Foto: Götz Lück

Auch wenn sie in ihren letzten Jahren immer weniger sehen konnte, verfolgte Ute Meyer-Jungclaussen ihre Vorhaben und Ziele bis zuletzt. Unbeirrt, zielstrebig und mit einem wachen Auge für das Wesentliche. Das zeigte sich besonders in ausdrucksvollen, künstlerischen Fotografien von Menschen und Natur, die sie mit großer Leidenschaft anfertigte. Auf der letzten Fahrt mit ihrem Partner Götz Lück zur gemeinsam betriebenen Plantage im Südosten der Türkei ist die Mitgründerin des Regensburger Autonomen Frauenhauses gestorben.

Ohne die Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit, mit der die im Raum Kiel aufgewachsene Frau auf klare Zielsetzungen hingearbeitet hat, würde die Situation vieler von Gewalt betroffener Frauen und Kinder heute anders aussehen. Davon sind Lück und Martina Tränkle-Schuwerk überzeugt. Die langjährige Freundin war eine der ersten, die in der 1979 gegründeten Frauenhausinitiative aktiv war und sich jahrzehntelang engagiert hat. Ute, so war sie bei Bekannten und Freundinnen bekannt, kam 1978 nach Regensburg. Für sie stand von Anfang an außer Frage, dass die Stadt ein Frauenhaus braucht.

Ute Meyer-Jungclaussen kämpfte gegen hartnäckige Widerstände



Gegen hartnäckige Widerstände der damaligen Stadtpolitik, deren Vertreter nicht vor Bösartigkeiten und Unterstellungen Halt machten, erkämpften sich die Frauen die Mittel zum Betrieb des Frauenhauses. Ute erstellte Konzepte für die Arbeit mit den Frauen und ihren Kindern, knüpfte Verbindungen zu Unterstützern, sogar bis hin zu politischen Gegnern, machte Öffentlichkeitsarbeit und schrieb Reden, die andere hielten.

Sie selbst drängte sich nie in den Vordergrund, „wirkte lieber aus der zweiten Reihe“, stimmen die Freundin und Partner Lück überein. Ute scheute eher große Auftritte und Menschenmengen, hielt aber engen Kontakt zu Freunden, die sich „in jeder Hinsicht auf sie verlassen konnten“. Tränkle-Schuwerk nennt die ruhige Frau eine Macherin, die „unglaublich gut Netzwerke knüpfen konnte.“ In ihrer freundlichen und besonnenen Art gelang es ihr auch Menschen mitzunehmen, die ihren feministischen und sozialpolitischen Anliegen mißtrauisch oder gar ablehnend gegenüberstanden.

Mit dem „Stadtschlüssel“ der Stadt Regensburg geehrt



In diesem Herbst wäre Ute Meyer-Jungclaussen stellvertretend als eine der Gründerinnen des Vereins Frauen helfen Frauen e.V., dem Träger des Frauenhauses und einer Beratungsstelle, mit dem „Stadtschlüssel“ der Stadt Regensburg geehrt worden. Diese verdiente Ehrung muss nun posthum erfolgen und von Mitstreiterinnen entgegen genommen werden. Nach längerer Krankheit, die ihr einiges abverlangte, aber nicht die Freude am Leben nehmen konnte, starb Ute mit 74 Jahren im Bewusstsein mit dem Kosmos verbunden zu sein. Die Beisetzung ihrer Urne erfolgt am 23. September, 14 Uhr, am Dreifaltigkeitsberg-Friedhof. Statt Blumen wird um Spenden für das Frauenhaus gebeten.

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