Was würde der Aufstieg bedeuten?
Tennis-Damen des TC Rot-Blau Regensburg stehen auf der Schwelle zur 2. Bundesliga

08.06.2024 |

Noch drei Spiele haben die Rot-Blau Damen um Alia Lex auf dem Weg in die 2. Bundesliga vor sich. Foto: Josef Passauer

Auf dem Gelände des TC Rot-Blau Regensburg herrscht an diesem Mittwochmorgen eine idyllische Ruhe. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, allmählich sind die ersten Aufschlaggeräusche zu hören und die Platzkeeper sind unterwegs. Es gleicht schon fast einer Ruhe vor dem Sturm. Denn am Sonntag steht für die Tennis-Damen des TC das drittletzte Spiel der Saison an. Eine Saison, die im Aufstieg in die 2. Bundesliga enden soll – und wird. Da sind die Verantwortlichen selbstbewusst und zuversichtlich.

„Eine Ära geht zu Ende: Es gibt kein Bundesliga-Tennis mehr in Regensburg.“ So ist ein Medienbericht aus dem Jahr 2018 betitelt. Das Jahr, in dem sich die Rot-Blau Tennis-Damen, die in dieser Zeit unter dem Namen Eckert-Tennis-Team spielten, nach der dritten Meisterschaft in Folge aus der 1. Bundesliga zurückzogen, um in der Regionalliga aufzuschlagen.

Nach der Meisterschaft in die Regionalliga



Der Grund war damals kein sportlicher – wie die Titelserie, zu der unter anderem deutsche Weltklasse-Spielerinnen wie Angelique Kerber oder Julia Görges beitrugen, – schon vermuten lässt. Der Rückzug des Hauptsponsors zwang das Team damals zum Weg in die Drittklassigkeit, die sogar von einem Jahr Viertklassigkeit unterbrochen wurde. Im Tennis verhält es sich da nicht anders als in anderen Sportarten: Wer ganz oben mitspielen will, der braucht auch die finanziellen Mittel dazu. Wobei die Regionalliga aus finanzieller Sicht auch kein gutes Pflaster ist: „Man hat Kosten annähernd wie in der 2. Bundesliga, gleichzeitig ist die Liga für Sponsoren unattraktiv“, sagt TC-Vorsitzender Peter Reiser. Profikosten bei Amateureinnahmen: Für die Vereine eine Herausforderung.

Ambition war nie weg



Daher sei der Weg raus aus der Regionalliga schon mit Blick auf die Vereinskasse wichtig: „Die Alternative wäre sonst Bayernliga“, sagt Reiser. Für Rot-Blau kommt das nicht in Frage. Die Ambitionen, irgendwann wieder höherklassig zu spielen, sind nie verloren gegangen, sagt Reiser. Allein schon mit Blick auf die Vereinsstrukturen mit vielen Nachwuchsmannschaften, in denen über 400 Kinder spielen: „Für diese Struktur braucht man den Leistungssport“, sagt Reiser. Je höher man spielt, desto attraktiver ist ein Verein für Sponsoren und andere Geldgeber. Zumal der TC kostendeckend arbeite: Alles, was reinkommt, wird auch direkt in den Verein investiert. „Wir haben einige treue Sponsoren, die mit viel Herz dabei sind“, sagt Reiser.

Großer Hauptsponsor fehlt



Im Wettbewerb mit den Top-Vereinen, gerade aus dem Münchner- beziehungsweise südbayerischen Raum, reicht das allerdings nur schwer, um konkurrenzfähig zu sein. Diese haben, so Reiser, oftmals einen großzügigen Hauptsponsor, der allein einen Großteil der Kosten deckt. So, wie es in den Regensburger Erfolgszeiten auch war.

Aus sportlicher Sicht spricht für Mannschaftsführerin Alia Lex, die Reiser als „absoluten Glücksfall“ für den Verein beschreibt, nichts gegen einen Aufstieg. „Wir haben ein sehr gutes Gefühl für die letzten Spiele“, sagt Lex. Die Mannschaft habe sich dabei nie von dem sehr klar formulierten Ziel ,Aufstieg‘ unter Druck setzen lassen. Im Gegenteil: „Wir sind über die Saison als Mannschaft zusammengewachsen“, sagt Lex.

Wir-Gefühl als große Stärke



Der starke Zusammenhalt sei auch das Erfolgsgeheimnis der Mannschaft, die zudem mit Sascha Petratschek einen super Trainer habe, wie Lex anfügt. Denn anders als die Tabellenführung mit 8:0 Punkten vermuten lässt, ist die Saison kein Selbstläufer. Exemplarisch dafür steht für Lex und Reiser das Spiel gegen den TC Raschke Taufkirchen. Dessen Spielerinnen seien zwar was die Leistungsklasse angeht besser als die Regensburgerinnen gewesen, trotzdem gewann Rot-Blau das Match. Das Ziel ist es daher, die Mannschaft im Aufstiegsfall nach Möglichkeit zusammenzuhalten. Die Mannschaft, das sind neben Kapitänin Lex, Mira Stegmann und Luzia Obermeier, die Slowenin Nina Potocnik sowie die Tschechinnen Denisa Hindova, Karolina Kubanova und Karolina Vlckova.

Bei all den Möglichkeiten, die ein Aufstieg für Rot-Blau bedeutet, ist er auch eine Herausforderung. Zum einen sportlich, wie Alia Lex durchaus selbstkritisch anfügt: „Ich müsste auf jeden Fall noch mehr machen, um auf dem Niveau zu spielen.“ Zum anderen auch finanziell: „Allein aus Vereinsmitteln können wir uns die 2. Bundesliga nicht leisten“, sagt Reiser klar. Es komme daher sehr darauf an, Sponsoren zu gewinnen oder das Engagement bestehender Sponsoren zu erhöhen.

Mit Selbstvertrauen in die letzten drei Spiele



Bis dahin sind es allerdings noch drei Spiele. Am Sonntag ist der TSV Altenfurt in Regensburg zu Gast. Am 16. Juni geht es nach Würzburg und am letzten Spieltag, dem 23. Juni, kommt Espenhain. Dass in diesen Spielen noch etwas schiefgehen könnte, dessen sind sich Lex und Reiser bewusst. Der Grat zwischen Übermut und falscher Bescheidenheit ist schmal. Dennoch versprühen beide eine große Zuversicht und großes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Im Optimalfall ist die Schlagzeile von 2018 also in wenigen Wochen obsolet. Wenn es nach Rot-Blau geht , soll es dann heißen: „Es gibt wieder Bundesliga-Tennis in Regensburg!“

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