Die zwei spielfreien Wochenenden haben dem Handball-Zweitligisten ESV 1927 Regensburg offenbar gutgetan. Vor 480 Zuschauern betrieben die Bunkerladies gegen den nun punktgleichen FSV Mainz 05 zwar Chancenwucher, dank einer bärenstarken Abwehrleistung feierten sie dennoch einen 25:22 (14:10)-Heimerfolg.
Erfolgreichste Werferin war Anika Neuer mit sechs Treffern, die Linksaußen wurde nach ihrem letzten Tor von der Tribüne mit Sprechchören gefeiert. Ein seltenes Phänomen in Regensburg. Und das vor den Augen des ehemaligen Fußball-Nationalspielers und Ehemanns Manuel Neuer.
Am vierten Spieltag setzten die Regensburgerinnen damit der Serie von vier sieglosen Partien (0/1/3) gegen die Rheinland-Pfälzer ein Ende. Mit nun 4:4 Punkten rangiert der ESV auf dem achten Platz. Am kommenden Samstag läuft die Speerspitze des bayerischen Frauenhandballs beim TuS Lintfort auf, der zwei Zähler weniger eingefahren hat.
„Eine Eins mit Sternchen“
Die taktische Rechnung von Trainer Bernhard Goldbach mit einem Abwehreinser ging auf. Der Fokus galt Mainz‘ Spielmacherin Neele Ort und Halblinks Rugile Bartaseviciute. „Wir haben beiden früh das Tempo genommen und sie erst gar nicht in die Nahwurfzone kommen lassen“, analysierte Goldbach. Er sei „mega-happy“, was die Abwehr geleistet habe: „Das ist eine Eins mit Sternchen.“
Wichtig sei auch gewesen, dass Torfrau Joelle Arno früh drei Siebenmeter weggenommen habe, das habe Sicherheit gegeben. Auch im Rückzugsverhalten habe seine Mannschaft gut dagegengehalten. Lediglich die Chancenverwertung kritisierte Goldbach: „Wir müssen das Spiel früh und klar für uns entscheiden.“
In etwa in die gleiche Kerbe schlug der Sportliche Leiter Robert Torunsky: „Du holst dir durch richtig, richtig gute Abwehrarbeit Selbstvertrauen, dann musst du vorne selbstbewusster, frecher und kreativer abschließen.“ Einfach nicht überlegen, sondern das Ding unter die Latte nageln. „Mit Blick auf die Tabelle war das ein enorm wichtiger Sieg“, befand Torunsky: „Jetzt hat jede Mannschaft schon mindestens zwei Punkte auf dem Konto.“
Nach Zuspielen von Franzi Peter sorgten Rechtsaußen Julika Birnkammer und Kreisläuferin Sara Mustafic für das 2:0 (4.), zwischendrin scheiterten Maxie Fuhrmann per erster Welle und Neuer im Positionsangriff an der groß gewachsenen und beweglichen Mainzer Torfrau Lena Schmid. Weitere Glanztaten sollten folgen. Derweil war Regensburgs Arno bei drei Strafwürfen nicht zu bezwingen (3., 9., 18.). Unter anderem vier Neuer-Treffer sorgten für eine 9:4-Führung (16.). Zwei Strafzeiten (18., 21.) ließen den Schwung abreißen, die Gäste verkürzten auf 10:9 (25.). Bis zur Pause warf sich der ESV eine 14:10-Führung heraus.
„Wir waren eine Klasse besser, aber lassen ein halbes Dutzend Hundertprozentiger liegen“, ließ später Torunsky die erste Halbzeit Revue passieren.
Diverse Fahrkarten produziert
Von nun an taten sich die Bunkerladies im Positionsangriff gegen die 5:1-Defensive immer schwerer. Andererseits schaffte es der eigene Abwehrverbund, die Nullfünfer binnen sieben Minuten viermal ins Zeitspiel zu zwingen. Als Carolin Hübner aus acht Metern zum 17:11 (41.) abfeuerte, schien die Vorentscheidung gefallen. Bis dahin steuerte Annalena Kesslern innerhalb von knapp zwei Minuten dreimal per erster Welle auf das Mainzer Gehäuse zu, ohne den Ball unterzubringen.
Rechtsaußen-Kollegin Julika Birnkammer hatte zuvor und danach diverse Fahrkarten produziert. Nach Peters Tor zum 22:17 (55.) setzten die Gäste auf eine siebte Feldspielerin und verkürzten auf 20:22 (58.). Zum Nervenkitzel wurde es, als Mainz‘ Trainerin Ilka Fickinger eine kurze Deckung anordnete. Für die Entscheidung sorgte Fuhrmann zum 24:21 (59:28).
„Wir sind immer mehr verkrampft, weil wir so viel verworfen haben“, monierte Goldbach die dünne Ausbeute nach der Pause.
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