Gestern fand das bundesweite Projekt „Schichtwechsel“ zum dritten Mal in der St. Johannes Werkstätte in Burgweinting statt. Diesmal kamen Mitarbeiter des Hauptzollamts zu Besuch, um ihren Arbeitsplatz mit der dortigen EDV-Gruppe zu tauschen.
Einrichtungsleiter Holger Lauer erklärte den Gästen den Alltag und die Funktion dieser Werkstätte. In Burgweinting sind Personen mit Körperbehinderung oder Autismus-Spektrum-Störung beschäftigt. Laut Lauer gebe es jedoch sehr viele verschiedene Einrichtungsmodelle. Eingeschränkte Mitarbeiter erhalten dort Arbeitshilfen in Form von individuellen Vorrichtungen und Pflegeunterstützung, wenn nötig.
Werkstätten sind keine Sackgassen
Innerhalb von zwei Jahren durchlaufen sie einen Rahmenplan für anerkannte Ausbildungsberufe, die auf ihre jeweiligen körperlichen Herausforderungen angepasst werden. Ihren Bereich wählen sie selbst aus. Zur Auswahl stehen beispielsweise die Abteilungen Montage, Hauswirtschaft oder EDV. Das Angebot zeigt, dass Werkstätten keine Sackgassen sind, die Menschen ausbeuten. Sie sind Teil eines inklusiven Arbeitsmarkts, der wirtschaftlichen Nutzen hat. „Personen hier verrichten tatsächlich reelle Arbeit.“ so Lauer.
Vor der Zuteilung wird festgestellt, welche Tätigkeit die Person verrichten kann. Auch vor der Annahme von möglichen Aufträgen wird immer geprüft, ob diese umsetzbar sind. Produktionsleiter Günther Weinzierl stellt fest: „Ich kenne meine Leute und weiß, was wir durchführen können.“
„Es ist ein schönes Gefühl“
Nach dem Vortrag führte er die Gäste durch die Räumlichkeiten und erklärte die Abteilungen. Dann folgte der praktische Teil bei dem die Projektteilnehmer gemeinsam Webseiten auf Barrierefreiheit prüften. Untersucht wurden unter anderem die Tastaturbedienbarkeit oder das Kontrastverhältnis. „Es ist ein schönes Gefühl gesehen zu werden und den Tag gemeinsam zu verbringen“, sagte Christian Stache aus der EDV-Gruppe danach zufrieden. Nach dem Mittagessen ging es ins Hauptzollamt gleich um die Ecke zum Gegenbesuch. Eine Mitarbeiterin der Werkstätte hat dort bereits einen Praktikumsplatz.
Ziel der Aktion sei es durch das Zusammenbringen von Leuten Vorurteile abzubauen und Barrieren zu brechen, findet Lauer. Er stellte klar: „Inklusion ist ein Prozess. Man muss dran bleiben und den Finger immer mal wieder in die Wunde legen.“
Artikel kommentieren