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Die große Gier nach Bitcoins

Bitcoins sind in aller Munde, doch vermeintliche Vorteile entpuppen sich schnell als Luftnummern. Sogar die Umwelt leidet.

22.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:46 Uhr
Lars Jaeger, Unternehmer, Sachbuchautor und Wissenschaftsblogger −Foto: Gsell Photography, © privat/Gsell Photography, © privat

Die digitale Technologie von Blockchains und die auf ihr beruhenden Kryptowährungen versprechen eine Demokratisierung des Geldaustausches für Waren, Dienstleistungen und Informationen, und damit nichts weniger als den Umsturz des intransparenten und überteuerten Geschäftsmodells der Banken. Teils werden Kryptowährungen gar als Werkzeug für Fairness im globalen Handel und die Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit gepriesen. Leider sieht die Realität anders aus. Betrachten wir die vier Kriterien, die Protagonisten von Kryptowährungen aufführen.

Langsame Form von Geld

Akzeptanz und Skalierbarkeit als Zahlungssystem: Im alltäglichen Gebrauch von Geld, nämlich als Zahlungsmittel, tauchen Kryptowährungen kaum auf. Dafür gibt es zwei Gründe: Kryptowährungen sind eine langsame Form von Geld. Bitcoin kann nur etwa fünf Transaktionen pro Sekunde verarbeiten. Allein im Visa-Netzwerk sind es mehr als 2000. Zweitens, ihre Preisvolatilität lässt die Marge der Händler, die Bitcoins akzeptieren, schnell erodieren. Sicherheit: Kryptowährungen sind ein Hort der organisierten Kriminalität, von Geldwäsche, Waffenhandel, Veruntreuung bis zu Terrorismusfinanzierung. Zugleich ist der Schutz für Einzelpersonen gering. Wird der private Schlüssel eines Kryptowährung-Depots gestohlen, ist sein Wert für immer verloren. Dezentralität: Dominante Spieler kontrollieren oft die Preise für Kryptowährungen. Preismanipulationen, wie Frontrunning an Krypto-Börsen, sind weit verbreitet. Wertaufbewahrungsmittel: Vermögenswerte verdanken ihren Wert vorhersehbaren Einkommensströmen oder haben einen klaren Nutzen. Der fundamentale Wert von Bitcoins ist dagegen nicht definiert. Eine rationale ökonomische Betrachtung muss ihnen den Wert Null zuordnen. Wenn man die für das Funktionieren benötigten Energiemengen berücksichtigt, ist ihr Wert sogar negativ.

Kohlekraft erzeugt Bitcoins

Etwa 65 Prozent der Mining-Aktivitäten finden in China statt, dank der günstigen Energie aus Kohlekraftwerken. Kein Wunder, dass der Computersicherheitsexperte Felix von Leitner Bitcoin als „organisierte Umweltverschmutzung“ bezeichnet. Es ist an der Zeit, einen Schlussstrich unter dieses so absurde wie erschreckende Phänomen des globalen Finanzkapitalismus zu ziehen.