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Grausamer Tierschmuggel vor dem Fest

Statt illegalen Tierhandel zu unterstützen, sollten sich Hundekäufer Zeit lassen und auch in Tierheimen suchen.

11.12.2020 | Stand 16.09.2023, 4:17 Uhr
Daniela Schneider ist Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei der Tierschutzstiftung VIER PFOTEN. −Foto: Fred Dott, Hamburg/Fred Dott

Alle Jahre wieder boomt zur Weihnachtszeit die Nachfrage nach einem Hund. Im Corona-Jahr ist die Sehnsucht nach einem Tier besonders groß. Bei der Suche nach einem Vierbeiner schauen viele zuerst im Internet, wo das Angebot süßer Welpen riesig ist. Die Inserate auf Online-Plattformen beschreiben oft liebevolle Hobbyzuchten. Viele Suchende ahnen nicht: Hinter den scheinbar seriösen Anzeigen stecken in Wahrheit illegale Welpenhändler.

Ein Großteil der angebotenen Hunde stammt aus osteuropäischen Welpenfabriken, wo sie unter grausamen Bedingungen regelrecht produziert werden. Viel zu jung werden sie ihren Müttern entrissen, die als Gebärmaschinen missbraucht werden.

Drittgrößter krimineller Markt

In dunklen Kofferräumen werden die Hundebabys nach Deutschland geschmuggelt. Nur wenige der illegalen Transporte werden gestoppt. In diesem Jahr erfasste Vier Pfoten mehr als 600 Beschlagnahmungen, doch diese Zahl ist nur ein Bruchteil des tatsächlichen Handels. Nach dem Drogen- und Waffenhandel ist davon auszugehen, dass der illegale Tierhandel der drittgrößte kriminelle Markt ist.

Laut einer EU-Studie werden jeden Monat rund 50 000 Hunde illegal über europäische Grenzen verbracht. Viele Welpen sind traumatisiert, krank und von Parasiten verseucht. Doch von all diesem Leid ahnt der Käufer nichts. Er vertraut darauf, dass Online-Portale wie ebay Kleinanzeigen alle unseriösen Anzeigen löschen. Doch das ist ein Irrglaube.

Verifizierungspflicht fehlt

Aufgrund einer fehlenden Verifizierungspflicht für Tierverkäufer kann sich jeder unter falschem Namen ein Profil anlegen und ein Tier verkaufen. Wenn das Geschäft abgeschlossen ist, tauchen die kriminellen Händler einfach unter. Auch über die Hunde können sie nicht zurückverfolgt werden. Denn Deutschland ist eines der letzten EU-Länder ohne Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und auch die Herkunft der Tiere wird auf Online-Plattformen bislang nicht überprüft.

Bislang schaut die Bundesregierung den kriminellen Händlern tatenlos zu. Jeder, der über Online-Plattformen einen Hund kauft, riskiert den illegalen Welpenhandel unwissentlich zu fördern. Wer sich einen Hund wünscht, sollte sich mit der Suche Zeit lassen und das nächste Tierheim besuchen – dort warten Welpen, Rassehunde, Mischlinge und Hundesenioren auf ein liebevolles Zuhause.

Die Autorin Daniela Schneider ist Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei der Tierschutzstiftung VIER PFOTEN.

Die Außenansicht gibt die subjektive Meinung des Autors wieder und nicht unbedingt die der Redaktion.