Die Messlatte für den Wahlerfolg der CSU bei der Europawahl legt Manfred Weber bei 37 Prozent „plus X“ Stimmen in Bayern. Der CSU-Europaspitzenkandidat gab an seinem Wohnort in Wildenberg (Landkreis Kelheim) die Stimme ab. Ein Heimspiel.
CSU-Europaspitzenkandidat Manfred Weber und seine Ehefrau Andrea haben am Sonntagvormittag in ihrer Heimatgemeinde Wildenberg (Landkreis Kelheim) nach dem Kirchgang ihre Stimmzettel abgegeben. Weber war vor dem Wahllokal von rund einem Dutzend Journalisten und Kameraleuten erwartet worden. Acht Stunden vor Schließung der Wahllokale in Deutschland äußerte er die Hoffnung, dass die Wahlbeteiligung bei der Europawahl hoch sein wird und die Bürger keine Parteien wählen, die Europa im Kern ablehnen. „Es geht in Europa um verdammt viel“, sagte er. Für die 16- bis 18-Jährigen, die erstmals abstimmen dürfen, sei die Möglichkeit zu Wählen sicher eine Freude, aber auch ein großer Test. Sie müssten wirklich zur Wahl gehen, um über ihre Zukunft selbst zu entscheiden. Bei Jungwählern sei in vergangenen Jahren immer eine schlechtere Wahlbeteiligung zu verzeichnen gewesen.
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Nach Schließung der Wahllokale ab 18 Uhr wird die CSU Gewissheit haben, ob die Europawahl als Erfolg oder Misserfolg zu verbuchen ist. Weber nannte das 37-Prozent-Ergebnis bei der Landtagswahl im Oktober vergangenen Jahres als Messlatte – nicht die 40,7 Prozent bei der Europawahl 2019. „Alles, was über dem Landtagswahlergebnis ist, ist ein Plus.“ Die Fragmentierung auch durch die fehlende Fünf-Prozent-Hürde mache die Europa-Wahl besonders schwierig. AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht saugten mit Populismus Stimmen ab.
Ab 17 Uhr in CSU-Landesleitung
Auf die Frage, wer am Wahlabend für einen Erfolg und wer für eine Niederlage verantwortlich zu machen ist, verwies Weber auf den gemeinsamen Wahlkampf der CSU, aber auch seine Rolle als Frontmann. „Ich habe mich als Spitzenkandidat der CSU sehr getragen gefühlt in der Partei. Ich durfte auch das Gesicht der Kampagne sein.“
Den Tag bis zur Schließung der Wahllokale wollte Weber ruhig verbringen: Ein Mittagessen bei den Eltern stand nach seinen Worten auf der Agenda, zudem viele Telefonate mit Gesprächspartner in Brüssel, um Entscheidungen für die Zeit nach der Wahl vorzubereiten. Gegen 17 Uhr will er in der CSU-Landesleitung eintreffen, kurz nach 18 Uhr sind Interviews mit diversen Fernsehsendern und ein Statement mit Parteichef Markus Söder vorgesehen. Noch am Abend wird er auch in Brüssel erwartet.
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Am Samstag hatte Weber in Straubing mit vielen Mitstreitern aus der Partei den letzten Wahlkampftermin absolviert. „Es war eine gute Stimmung“, sagte er. Die zwölf niederbayerischen Listenkandidaten hätten allein 700 Termine im Regierungsbezirk gestemmt. „Eine super Mannschaftsleistung. Es ist schön zu sehen, wenn sich so viele engagieren.“
Weber zollte aber genauso dem Oberpfälzer Europakandidaten Christian Doleschal Respekt – der Vorsitzende der Jungen Union in Bayern war auf CSU-Listenplatz 3 ins Rennen gegangen. Dieser sei „ganz gut, ganz stark, ganz engagiert. Er hat sich wirklich zum Gesicht der Oberpfalz entwickelt“. Doleschal, der 2019 erstmals ins EU-Parlament gewählt worden war, habe in den vergangenen fünf Jahren „ein starkes Mandat hingelegt“. Er prophezeite ihm eine starke Zukunft.
Weber-Plakate sogar am Maibaum
Die Stunden in Wildenberg waren für Weber am Sonntag ein Heimspiel. Sogar am Maibaum mitten im Ort sind dort übrigens zwei Weber-Plakate festgezurrt. „Ohne mein Mitwirken“, sagt er.
Der Andrang der Journalisten vor dem Wahllokal war im Vergleich zu 2019 allerdings vergleichsweise geringer. Drei Mal so viele Reporter waren damals vor Ort, folgten ihm teils sogar beim Kirchgang. Damals schien für Weber der EU-Kommissionssitz zum Greifen nah. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron machte bekanntlich einen Strich durch die Rechnung. Mit Ursula von der Leyen kam eine andere Deutsche zum Zug. Weber ist als Chef der konservativen Parteienfamilie EVP und EVP-Fraktionschef im Europaparlament dennoch in einflussreicher Position. Spannende Frage in der CSU war am Wahltag, ob CSU-Wähler, die sich 2019 mehr erhofft haben, dennoch von Wahlurnen fernbleiben könnten.
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