Übergabe an der Grenze in Passau: Einer der Ausbrecher aus dem Bezirkskrankenhaus in Straubing wurde von Österreich ausgeliefert. Die Flucht des 28-Jährigen und seiner drei Komplizen aus dem Maßregelvollzug machte Schlagzeilen.
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Auf den Tag genau einen Monat nach dem spektakulären Ausbruch aus dem Bezirkskrankenhaus in Straubing sind zwei der vier geflüchteten Straftäter zurück in Deutschland. Am Dienstag wurde ein 28-Jähriger in Passau an vier Bundespolizisten übergeben. Die zuständige Ermittlungsrichterin in Regensburg erließ Haftbefehl gegen den Deutschen. Ihm und seinen drei Komplizen wird Geiselnahme vorgeworfen.
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Der nun ausgelieferte Straftäter war der erste, der den Fahndern ins Netz ging. Der Straubinger soll mit drei weiteren Patienten am 17. August einen Mitarbeiter in der Klinik überwältigt, misshandelt und bedroht haben, damit der die Pforte öffnet. Alle Vier hatten gerichtlich angeordnete Entzugstherapien im Maßregelvollzug in Straubing absolviert. Mehrere waren aber bereits auf der Abbruchstation. Nach dem Ausbruch waren die Männer tagelang auf der Flucht, konnten aber in Österreich und der Türkei ausfindig gemacht und gefasst werden.
Ermittlungen wegen Geiselnahme laufen
Beide Länder lieferten bisher je einen Verdächtigen aus, wie Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher bestätigte: „Zwei Männer sitzen in U-Haft in Deutschland“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Regensburg. Dafür muss allerdings die sogenannte Vollstreckungsreihenfolge geändert worden sein: Nach Informationen der Mediengruppe Bayern hätten die vier Straftäter ansonsten wieder zurück in eine Klinik gebracht werden müssen.
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Der ausgelieferte 28-Jährige war im August 2023 für schweren Bandendiebstahl in Regensburg verurteilt worden. Mitangeklagt war nach jüngsten Recherchen auch sein zwei Jahre älterer Bruder. Der absolviert seit dem Schuldspruch einen Entzug – und hatte, wie am Rande des Prozesses am Landgericht bekannt wurde, in der Vergangenheit eine Flucht geplant. Die neue Therapie aber soll ohne Zwischenfälle laufen.
Türkei lieferte ersten Straftäter ebenfalls aus
Bereits vor zehn Tagen war ein in der Türkei gefasster Flüchtiger ausgeliefert worden. Der Mann mit bosnischer Staatsangehörigen war wie ein weiterer Verdächtiger aus dem Kosovo dort festgesetzt worden. Die anderen Männer, beide deutsche Staatsangehörige, wurden in Österreich gefasst. Überstellt wurde von diesen bisher allerdings nur der 28-Jährige. Gegen den zweiten läuft in Österreich ein Ermittlungsverfahren wegen Straftaten, die er auf der Flucht begangen hatte.
„Die Ermittlung laufen weiterhin wegen Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung“, sagte Oberstaatsanwalt Rauscher. Im Falle einer Verurteilung drohen den Männer bis zu 15 Jahre Haft – offene Reststrafen aus vorangegangenen Verurteilungen, die aufgrund des Abbruchs der Therapie vollstreckt werden dürften, kämen für alle zudem oben drauf.
Das sagt der Verteidiger des Ausbrechers
Der 28-Jährige, der nun U-Haft kam, wird im aktuellen Fall von Strafverteidiger Helmut Mörtl vertreten. „Wir werden uns vorerst nicht äußern“, erklärte der Regensburger Jurist auf Nachfrage. Zunächst müsse er die Ermittlungsakten zu den vorliegenden Vorwürfen anfordern und sich einarbeiten.
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