Kein Politiker, aber hoch politisch: Kabarettist Wolfgang Krebs zelebrierte den Gillamoos-Frühschoppen im Ottenbräu-Zelt. Mit viel Witz schlüpfte er in seine Paraderollen – und parodierte Markus Söder, Hubert Aiwanger, Robert Habeck und Edmund Stoiber.
Nach den AfD-Erfolgen bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat zumindest der Kabarettist Wolfgang Krebs einen schelmischen Trost parat: Denn die Mitglieder und Anhänger der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei halten sich am Montag beim politischen Gillamoos auf einer Freifläche auf, während über Abensberg ein Wolkenbruch den nächsten jagt. „Heute sind einige Besucher mit dem Schiff angereist“, vermutet der Komödiant angesichts der Sturzbäche, die sich vom Himmel ergießen.
Doch trotz des trostlosen Wetters ist das Ottenbräu-Festzelt prächtig gefüllt. Lokale Fans aus dem nahen Spargeldorf Sandharlanden bereiten ihrem Helden mit einem selbstbeschrifteten Transparent einen triumphalen Einzug in die Arena: „Servus Edmund – schee dassd wieda do bist!“ Bekanntlich ist der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber die Paraderolle des bekannten Parodisten. Als jener legt der begnadete Wortverdreher gleich los, begrüßt die „hoch vergärten Ehrengäste“ und die lieben „Spargel- und Kupferstecher“. Nur im Ottenbräu-Zelt werde die Wahrheit ausgesprochen und die politische Konkurrenz in den Nachbarzelten führe lediglich ein „politisches Kasperletheater“ auf. An Letzterem lässt Krebs die Besucher prompt teilhaben, wechselt in Sekundenschnelle die Perücke und schaltet um auf fränkischen Dialekt. Der „Marggus“ präsentiert sich dem Wahlvolk als „erfolgreicher Staatenlenker mit praktischer Regierungserfahrung“. Da kann der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz beim Duell um die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien natürlich nicht mithalten. „Merz durchbrach im Eurofighter die Schallmauer – ich tapeziere sie mit Wahlplakaten“, kündigt Söder an.
Södersches Kernprojekt ist die auch die weiß-blaue Weltraummission. Ziel sei eine ständige bayerische Vertretung auf dem Mond, mit dem Freie-Wähler-Vorsitzenden Hubert Aiwanger als dort residierendem Statthalter. Motto: „Vom Trecker zum Startreker.“
Es folgt der nächste Perücken- und Personalwechsel. „Unser Lond ist in Gefohr“, barmt Krebs als bayerischer Wirtschaftsminister. „Von Osten nähert sich eine fremde Mocht: Sohro Wogenknecht, Stolinistin und Omozone des Klossenkompfes!“ Den vom Wagenknecht-Bündnis betriebenen „unkritischen Personenkult“ könne man in Bayern jedenfalls nicht brauchen, mokiert sich Aiwanger. „Denn den hoben wir jo schon bei den Freien Wählern.“
Dass Krebs inzwischen Robert Habeck formidabel parodieren kann, beweist er unter der nächsten Perücke. Als grüner Bundeswirtschaftsminister schildert er die Nachteile der ökologischen Energiewende. Denn leider würden die von Windrädern geschredderten Vögel inzwischen massenweise Erdkröten erschlagen. Aber auch der Verbraucher leide: Einst fürchtete er die Dunkelheit, jetzt die vom Licht verursachte Stromrechnung.
Das politische Schlusswort gönnt der Parodist freilich dem Liebling der Zeltbesucher und die Unterschiede zwischen Kabarett und Realität verschwimmen: „Das Leben ist zu kurz, um es mit Hass und Hetze zu vergeuden.“ Das könnten gleichermaßen Krebs wie Stoiber sagen.
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