Preisverleihung in Regensburg
Mehr Lebensqualität für Demenzkranke: Ministerin zeichnet Vorzeigeprojekte aus

08.11.2024 | Stand 08.11.2024, 5:00 Uhr |
Martina Groh-Schad

Erster Preis für ein Demenzprojekt mit Senioren: (v. l.) Projektmitarbeiterin Monika Kirchmann, Christine Leike vom bayerischen Gesundheitsministerium, Gudrun Rauch aus Obergünzburg und Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Foto: Groh-Schad

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hat jetzt in Regensburg die bayerischen Demenz-Preise verliehen. Gewürdigt wurden Projekte, die Kranken ihre Würde lässt – etwa bei fordernden Aufenthalten in Krankenhäusern.

  

Senioren kochen, sitzen mit an Demenz erkrankten Menschen zusammen, unterhalten sich, genießen das Essen und erleben dabei Gemeinschaft. Dieser einfache Ansatz überzeugte die Jury des bayerischen Demenzpreises und so wurde das Projekt „Gesundes Mittagessen von Senioren gekocht“ des schwäbischen Marktes Obergünzburg am Donnerstag in Regensburg mit dem ersten Preis geehrt. „Man muss das Rad nicht immer wieder neu erfinden“, erklärte Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) bei der Übergabe der Urkunde. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert. „Das selbstbestimmte Leben im Alter wird verbessert“, betonte Laudatorin Christine Leike, Juryvorsitzende aus dem Gesundheitsministerium. Das Projekt stärke den Selbstwert, verbessere die Teilhabe und die Lebensqualität der Teilnehmer. Zudem werde das Bewusstsein für den Umgang mit an Demenz Erkrankten erhöht.

Aktuell rund 270.000 Demenzkranke in Bayern



In Bayern leben laut Gesundheitsministerium aktuell rund 270.000 Menschen mit Demenz. Prognosen gehen von steigenden Zahlen in den kommenden Jahrzehnten aus. „Es ist wichtig, sich in allen Gesellschaftsbereichen auf die Betroffenen einzustellen, mehr Verständnis für sie zu entwickeln und ihnen ein Leben in der Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen“, erklärte Gerlach. Alle für den Preis eingereichten Beiträge würden das gleiche Ziel verfolgen. „Sie wollen das Leben von Menschen mit Demenz und das ihrer Angehörigen verbessern.“

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Der zweite Platz verbunden mit 2000 Euro Preisgeld ging an die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau für das Projekt „Team ORANGE“. Dort werden im Klinikalltag an Demenz erkrankte Menschen von der Notaufnahme bis hin zur Diagnostik oder auch bei einer Operation, im Aufwachraum sowie auf der Station begleitet. „Es wird deren Genesung unterstützt und ihre Lebensqualität verbessert“, sagte die Laudatorin Patricia Reinhardt vom Landratsamt Forchheim.

Weniger Psychopharmaka



Mit dem dritten Preis wurde das Caritas Pflegezentrum St. Hildegard aus dem schwäbischen Pöttmes geehrt. Bei dem Projekt „Reduktion von Psychopharmaka durch Alternativen in der Pflege“ werden gezielt ätherische Öle und bestimmte pflegerische Berührungen eingesetzt, die den Erkrankten guttun. „Dadurch können Psychopharmaka auf ein Minimum reduziert werden“, erklärte der Laudator Professor Dr. Elmar Gräßel von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert.

Zwei Anerkennungspreise für Niederbayern



Darüber hinaus gab es drei Anerkennungspreise, zwei davon gingen an herausragende Projekte aus Niederbayern: Für das Projekt „Meet Dementia“ wurde die Joseph-von-Eichendorff-Schule aus Eichendorf (Landkreis Dingolfing-Landau) geehrt. Die Schule organisiert in Zusammenarbeit mit einem Seniorenheim Spiele- und Musiknachmittage. „Das trägt zu einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft bei“, sagte die Laudatorin Birgit Haserer vom Landes-Caritasverband. Für das Projekt „Kegelbahn“ wurde das Wohn- und Pflegezentrum St. Gotthard in Hengersberg (Landkreis Deggendorf) ausgezeichnet. „Das Kegeln bringt betroffenen Menschen Freude und Normalität zurück“, betonte Laudator Tobias Bartschinski von der Alzheimer Gesellschaft München e.V.

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