Zuletzt stand das marode Audi 100 Coupe auf dem Hof von Autohändler Stephan Krupp in Nordrhein-Westfalen. Nun gibt er es zum Schnäppchenpreis an den einzigen Interessenten ab.
Das Audi-Wrack aus dem Pfreimdstausee, um das sich intensive Ermittlungen der Oberpfälzer Polizei gerankt hatten, ist nun verkauft. Autohändler Stephan Krupp aus Nordrhein-Westfalen, in dessen Besitz das Coupe zuletzt gewesen war, hat in Kroatien einen Abnehmer gefunden. Der Besitzer einer kleinen Autowerkstätte in Nasice, der selbst ältere Fahrzeuge restauriert, griff zu. Allerdings nicht zum Preis von 7500 Euro, den Krupp anvisiert hatte, sondern zum Selbstkostenpreis von 2500 Euro.
2300 statt 7500 Euro
Für 2300 Euro hatte es der Autohändler im vergangenen Dezember von der Gemeinde Tännesberg gekauft und in der Oberpfalz abgeholt – in der irrtümlichen Annahme, dass die Vorgeschichte eine größere Käuferschar anlockt oder ein Museum Interesse zeigt. Doch es gab bis zuletzt kein einziges Kaufangebot. Der Audi verwitterte auf dem Hof des Autohändlers immer weiter. „Neun Monate resonanzlos ist schon schwierig“, sagt Krupp über den Flop. „Ich bin froh, dass ich ihn wieder los bin.“
Das Audi 100 Coupe war im Sommer 2022 aus dem Pfreimd-Stausee geborgen worden, nachdem es dort Jahrzehnte unbemerkt im Schlamm gesteckt hatte. Nach dem ungewöhnlichen Fund prüfte die Oberpfälzer Polizei mögliche Zusammenhänge mit Kriminalfällen der Vergangenheit – auch in Richtung der ungeklärten mutmaßlichen Morde an der 12-jährigen Monika Frischholz aus Flossenbürg und der 15-jährigen Christa Mirthes aus Schwandorf wurde recherchiert. Der Schlamm aus dem Fahrzeuginneren wurde abgetragen und untersucht. Es fanden sich aber nach so langer Zeit keinerlei belastbare Fakten. Auch das Nummernschild mit Schwandorfer Kennzeichen führte nicht auf die Spur des ehemaligen Halters. Die Daten beim Kraftfahrtbundesamt waren schon gelöscht.
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Autohändler Krupp war durch die bundesweiten Berichte aufmerksam geworden. Für ihn bleibt die Sache bis heute rätselhaft. Fahrfehler? Fluchtauto? Cold Case? Vorgetäuschter Diebstahl? Er hält diese Optionen weiter für offen und kann nicht nachvollziehen, dass sich der letzte Eigentümer des auffälligen Wagens nicht ermitteln ließ und sich kein Zeuge meldete, der entscheidende Hinweise liefern konnte. „In einer ländlichen Region müsste sich doch jemand erinnern.“
Spezialisiert auf „Exoten“
Der 44-Jährige betreibt seit 2008 seinen Autohandel in Bergheim bei Köln. Er hat sich auf „Oldtimer, Sportwagen und Exoten“ spezialisiert, die allerdings in der Regel im weit besseren Zustand als der Audi sind. Aktuell zählt Krupp beispielsweise einen „top restaurierten“ Barkas-Kleintransporter aus der ehemaligen DDR mit Baujahr 1995 dazu. „An sich genau das Gegenteil vom Audi.“ Oder einen Bond Equipe GT mit Kunststoff-Karosserie, eine handgefertigte Kleinserie aus dem Jahr 1965.
Bis der Audi Coupe vom neuen Eigentümer abgeholt worden ist, bleibt aber das Fundstück aus der Oberpfalz Krupps größte Rarität. Ein Zeit lang steht er noch auf dem Hof. Der Kroate ist derzeit noch im Urlaub – die Anzahlung für das Autowrack hat er aber schon geleistet. Krupp kann die Akte Audi also zumindest geschäftlich demnächst abhaken.
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