Der 1. FC Nürnberg wacht erst nach dem Seitenwechsel gegen den 1. FC Magdeburg auf. Das reicht den Franken. Eine Einwechslung von Trainer Cristian Fiel macht sich schon nach wenigen Sekunden bezahlt.
Nach dem Abpfiff flossen beim Nürnberger Joker Felix Lohkemper die Tränen. Es sei nach dem Spielende über ihn gekommen, «es ist sehr viel Druck abgefallen», räumte der hochemotionale Stürmer im TV-Sender Sky nach seinem Siegtor für den 1. FC Nürnberg gegen seine frühere Mannschaft 1. FC Magdeburg ein.
Lohkemper hatte auch wegen einer Bänderverletzung seit Anfang August auf einen Einsatz warten müssen - ausgerechnet gegen den Verein aus der alten Heimat war der 28-Jährige nun zur Stelle. «Ich freue mich, dass ich zurückkommen und mithelfen konnte», sagte er.
Trainer Cristian Fiel hatte viel Verständnis für Lohkempers Reaktion. «Das sind auch Menschen», äußerte der Nürnberger Coach nach einem nach der Halbzeit hochverdienten 1:0 (0:0). «Dass so etwas auch mal rauskommt, ist vollkommen in Ordnung. Ich freue mich sehr für den Jungen.»
Dank seines Jokers hat der «Club» den Anschluss an die Spitzenplätze in der 2. Fußball-Bundesliga hergestellt. Der fränkische Traditionsverein verkürzte den Rückstand auf Tabellenplatz drei auf gerade einmal drei Zähler.
Vor 33.106 Zuschauern versenkte der erst Sekunden zuvor eingewechselte Lohkemper am Sonntag eine Flanke von Jan Gyamerah in der 46. Minute mit dem Kopf. Ein vermeintliches Kontertor durch Benjamin Goller (66.) zählte nach Einsatz des Video-Referees wegen eines vorherigen Handspiels doch nicht. Dank des ersten Sieges seit Ende August zogen die Nürnberger nach Punkten (12) mit Magdeburg gleich.
Die Franken hatten in der ersten Hälfte erhebliche Probleme mit dem Pressing und der geschickten Raumaufteilung der Gäste. Die Mannschaft von Trainer Christian Titz hatte dennoch keine zwingenden Torchancen.
Nach der Pause brachte Nürnbergs Coach Fiel den ehemaligen Magdeburger Lohkemper - es kam einer Initialzündung gleich mit zunächst Chancen fast im Minutentakt. «Wir kamen aus der Halbzeit raus und waren nicht auf dem Platz», bemängelte der Magdeburger Coach Titz zerknirscht. «Das konnten wir uns alle nicht so richtig erklären», meinte FCN-Antreiber Jens Castrop über den riesigen Unterschied zwischen der eigenen ersten und zweiten Hälfte.
Die ohne Youngster Can Uzun gestarteten Nürnberger agierten nun im Anlaufen einen Tick schneller - und das half schon viel weiter. Sie trumpften mit schnellen Pässen in die Spitze auf. Die Nürnberger verpassten aber durch Lohkemper (52.) oder Benjamin Goller (54.) sowie den immer wieder anrennenden Kanji Okunuki weitere Treffer. Die Nürnberger mussten bis zum Abpfiff zittern - dann flossen bei Lohkemper die Tränen.
«Das ist der nächste Schritt, dann hätten wir nicht bis zur letzten Sekunde zittern müssen», kritisierte Castrop, nach seiner fünften Gelben Karte kommende Woche gesperrt, die Chancenverwertung seiner Mannschaft. Am Ende bleibt aber der dritte Saisonsieg und sogar das erste Zu Null in dieser Spielzeit. Kein schlechter Zeitpunkt direkt vor dem Kracher am Samstag bei Tabellenführer FC St. Pauli.
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