Interreligiöser Ansatz
Oberpfälzer Projekt gegen Antisemitismus: Schüler werden bei Workshops sensibilisiert

06.11.2024 | Stand 06.11.2024, 5:00 Uhr |

Für ein respektvolles Miteinander setzten sich Imam Maher Khedr, Rabbiner Elias Dray, Olga Bart und Günter Kohl (v.l.) ein.F.: Steigerwald

Die Israelitische Kultusgemeinde Amberg bietet mit Unterstützung des bayerischen Kultusministeriums präventive Workshops für Jugendliche und Lehrer an. Der Ansatz ist interreligiös. Der Weidener Imam Maher Khedr ist mit im Boot.

  

Die Israelitische Kultusgemeinschaft Amberg startet im Schuljahr 2024/2025 eine Workshopreihe zur Prävention von Antisemitismus. In drei unterschiedlichen Mitmachkursen sollen Schüler ab der 6. Jahrgangsstufe sensibilisiert werden. Der Nahostkonflikt hat Debatten auch in der Oberpfalz in den Unterricht getragen. Der Amberger Rabbiner Elias Dray berichtet zwar nicht von konkreten Anfeindungen, doch vom Bedürfnis jüdischer Schüler nach fundierten und sachlichen Debatten.

Auch Islamfeindlichkeit ist Thema



Jugendliche haben noch kein geschlossenes antisemitisches Weltbild, sagt der Workshopleiter und frühere Beauftragte für Extremismusprävention für die Schulen in der Oberpfalz, Günter Kohl. Deshalb könne man in diesem jungen Alter gut ansetzten. „Es geht darum Aufklärung und Prävention zu machen“, sagt Elias Dray. So steht bei den Kursen nicht nur Antisemitismus im Fokus, sondern unter anderem auch Islamfeindlichkeit oder die Wichtigkeit der Demokratie. Gefördert werden die Workshops vom Bayerischem Staatsministerium für Unterricht und Kultus.

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Der Bedarf für solch ein Projekt ist hoch, sagt der Weidener Imam Maher Khedr. Der interreligiöse Ansatz biete die Möglichkeit, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu fördern. Das Modul „Jüdisch-islamischer Dialog“, in dem ein Vertreter des jüdischen Glaubens und ein Vertreter des muslimischen Glaubens miteinander ins Gespräch kommen, soll die Gemeinsamkeiten der Religionen aufzeigen.

Nahostkonflikt - ohne Schwarz und Weiß



Für Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe wird der Workshop „Antisemitismus als gesellschaftliches Problem“ angeboten. Dort wird die Geschichte des Antisemitismus in seinen verschiedenen Ausprägungen erklärt. Wenn junge Leute eine umfassende Sicht auf das Judentum und den Antisemitismus haben wollen, „dann müssen die die Geschichte kennen“, sagt Kohl. Denn die Narrative und Vorurteile gegen Juden würden seit Jahrhunderten weitertransportiert.

Der Nahostkonflikt ist nach Worten von Elias Dray in vielen Klassenzimmern Thema. Deshalb können Schüler ab der 8. Klasse zusätzlich das Vertiefungsmodul „Der Nahostkonflikt jenseits von Schwarz und Weiß“ besuchen, in dem die Geschichte Palästinas und die Staatsgründung Israels aus jüdischer und arabischer Perspektive beleuchtet wird. „Ich kann nicht über den Nahostkonflikt reden, wenn ich die lange Geschichte des Antisemitismus nicht verstanden habe“, sagt Kohl.

Mit dem jüdischen Theologen Sahar Soyonov bietet Kohl außerdem drei Lehrerfortbildungen an: „Schulen im Spannungsfeld zwischen jüdischem Leben und Antisemitismus“, „Israelbezogener Antisemitismus – Verschwörungsideologien im Kontext Schule“ und „Der Nahostkonflikt jenseits von Schwarz und Weiß“.

Schulen und Lehrkräfte können sich für Termine an Olga Bart per E-Mail olga.bart@ikg-amberg.de wenden.

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