Prominente Wahlkampfhilfe aus Berlin: SPD-Bundeschef Lars Klingbeil spricht für den Regensburger Kandidaten Sebastian Koch eine Empfehlung aus – und stichelt ein wenig gegen CSU-Chef Markus Söder.
Über 20 Termine absolviert SPD-Bundeschef Lars Klingbeil im bayerischen Landtagswahlkampf. In der Regensburger Landkreis-Gemeinde Wenzenbach ist er am Donnerstag zum allerersten Mal und beantwortet eine Stunde lang Fragen von Bürgern – querbeet von der Pflegenot über Altersarmut bis zur Erbschaftsteuer. Bürgermeister und Parteifreund Sebastian Koch hatte ihn hierher gelotst. Der 36-Jährige kandidiert im Stimmkreis Regensburg-Stadt für den Landtag, und stemmt sich nach Kräften gegen das Umfragetief der SPD im Freistaat. Der Talk mit Klingbeil auf dem Wochenmarkt am Infostand des Sozialverbands VdK ist dafür nur ein Beispiel.
Bei Bürgermeisterwahl über 70 Prozent geliefert
Die Unterstützung aus Berlin für die Oberpfälzer Genossen registriert Koch mit Genugtuung. Am 8. Oktober gilt es, die bisher zwei SPD-Mandate im Regierungsbezirk zu sichern. „Man hat im fernen Berlin schon auch erkannt, dass es eine knappe Kiste ist“, sagt Koch, dem beinahe der Coup gelungen wäre, auch den hochpopulären Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius für einen Termin zu verpflichten. Ersatzweise kommt am 24. September nun Generalsekretär Kevin Kühnert nach Regensburg. Koch wirft aber auch bayerische SPD-Expertise in die Waage. Seine Partei regiere im Freistaat in vielen Kommunen, „so dass wir verantwortlich für vier Millionen Bayerinnen und Bayern sind“. Er selbst hatte zuletzt bei seiner Wahl zum Rathauschef über 70 Prozent eingefahren.
Kritik an Söder wegen Verhalten in Flugblatt-Affäre
Klingbeil gibt für Koch eine klare Wahlempfehlung ab. Für die Landespolitik sei es gut, „wenn man dort Leute hat, die wissen, wie es funktioniert“. Er rechnet sich auch aus, dass die SPD im Wahlkampfendspurt aufholt. „Es zeigt sich in diesen Tagen, dass Markus Söder nicht der starke Ministerpräsident ist, der er gern wäre“, sagt er am Rande des Termins in Anspielung auf die Affäre Aiwanger.
Klingbeil spricht sich in Wenzenbach in Sachen Pflegeheimkosten für eine Deckelung des Betrags aus, den Angehörige dazuzahlen müssen. Koch fordert einen Pflegemindestlohn von 16 Euro und eine finanzielle Absicherung von pflegenden Angehörigen. Jeder Fünfte von ihnen sei armutsbedroht.
SPD-Mann zieht auch CSU-Gemeinderäte an
Rund 80 Zuhörer sind beim Termin vor Ort. Die CSU-Gemeinderäte sind sogar in voller Fraktionsstärke da. Der Niedersachse Klingbeil macht den Bayern auf Journalistennachfrage große Komplimente. „Ein unfassbar schönes Land. Ich mag die Menschen.“ Auch in Sachen Fußball steche der Freistaat hervor. Das ist auf den FC Bayern gemünzt, bei dem Klingbeil im Verwaltungsbeirat sitzt.