Politik und Bauernverband zollen der Katholischen Landjugendbewegung zum 75-jährigen Jubiläum Respekt. Die Nachwuchsorganisation seit steter Kämpfer für die Demokratie und sorge für „konstruktive Unruhe“, die positive Entwicklungen im Land in Gang setze.
Der starke Applaus beweist: Sozialministerin Ulrike Scharf trifft beim energischen Werben für die Demokratie beim 75-Jährigen Jubiläum der Katholischen Landjugendbewegung am vergangenen Wochenende auf Verbündete. „Wir müssen alle runter von der Zuschauertribüne. Es geht um unsere Werte“, sagt sie beim Festabend des Landesverbands im Regensburger Kolpinghaus. Das Jahr 2024 halte für Europa und Deutschland Schicksalswahlen mit einer großen offenen Frage bereit: „Gewinnen unser Zusammenhalt und unser Miteinander oder gewinnen die Feinde von Vielfalt und Freiheit und von allen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte?“
Papier zu Rechtsextremismus
Die Demokratiefeinde entlarvten sich nach Scharfs Worten gerade selbst. „Sie lassen sich bestechen und stehen unter Kontrolle fremder Mächte – und sie reden Diktatoren nach dem Mund, wollen deren Propaganda bei uns salonfähig machen.“ Es gelte, „diese Totengräber der Demokratie noch sehr viel mehr zu stellen“. Die KLJB bezeichnete sie als Kontrapunkt auch „zu Hass und Hetze, die sich im Netz verbreiten“. Die Jugendorganisation habe in 75 Jahren stets demokratische Haltung gezeigt.
Die KLJB Bayern ist eigenen Angaben zufolge der größte ländliche Jugendverband in Bayern. Ende 2023 zählte man exakt 25873 Mitglieder – ein Wachstum von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Bayerischen Bauernverband (BBV) ist die KLJB seit der „Regensburger Erklärung“ von 1953 neben Jungbauernschaft und Evangelischer Landjugend als eine von drei Nachwuchsorganisationen anerkannt. Sie sei „so wichtig, wie der Nachwuchs auf dem Bauernhof“, sagt BBV-Präsident Günther Felßner. Die „drei Kinder“ sorgten für „konstruktive Unruhe“ und wirkten so als Zukunftsmotor. Die KLJB schlage durch ihre Verflechtungen mit der kirchlichen Jugendarbeit zudem eine wichtige Brücke zwischen Jugendlichen in Stadt und Land.
Scharfe Grenze zu Rechtsaußen
Der Feier des 75. Jubiläum in Regensburg, bei dem Kardinal Reinhard Marx den Festgottesdienst zelebrierte, schloss sich am Samstag und Sonntag die KLJB-Landesversammlung in Haus Werdenfels an. Von dort kamen klare Signale: Die rund 60 Delegierten verabschiedeten das Papier „Nie wieder völkischer Nationalismus in Bayern, Deutschland und Europa“. Derartiges Gedankengut widerspreche dem christlichen Menschenbild und sei mit einer Mitgliedschaft in der KLJB unvereinbar. Die Landjugend appelliert an die Politik, populistische Parolen aus dem rechten Lager nicht zu kopieren, nennt Formulierungen wie „die Demokratie zurückholen“. Konkrete Namen werden nicht genannt. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hatte sich aber bekanntlich im Juni 2023 so bei einer Protestveranstaltung zum Heizungsgesetz in Erding geäußert.
Die KLJB zieht selbst scharfe Grenzen. Sie verpflichtet sich dazu, weiter keine politischen Gespräche mit rechtsextremen Parteien wie der AfD zu führen, Einladungen würden abgeschlagen, „da sie unsere demokratische Jugendarbeit in Frage stellen und abschaffen wollen“, heißt es im Beschluss.
Er freue sich über breite Bündnisse für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde, betonte Franz Wacker aus dem Landesvorstand. „Wenn sich alle demokratischen Kräfte dabei einig sind, können die verwirrten Pläne des Rechtsextremismus einfach nur scheitern. Zentrale Forderungen der KLJB konzentrieren sich ansonsten auf mehr Jugendbeteiligung – in den Kommunen soll sie über ein bayerisches Demokratiefördergesetz verpflichtend werden.
Wichtige Politikerschmiede
Beim Treffen stand auch die Neuwahl aller ehrenamtlicher Landesvorsitzenden auf der Agenda: Kilian Gumpp aus der Diözese Augsburg trat nach zwei Jahren im Amt nicht mehr an – sein Platz wurde nicht nachbesetzt. Franz Wacker (Landkreis Straubing-Bogen), Rafael Derfuß (Landkreis Forchheim), Antonia Kainz (Landkreis Landshut) und Alexandra Schmid (Landkreis Deggendorf) wurden bestätigt.
Die KLJB ist eine Politikerschmiede: Der im Februar verstorbene frühere Landtagspräsident Alois Glück (CSU) hatte hier seine Wurzeln. Auch der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel oder EVP-Fraktionschef Manfred Weber haben eine KLJB-Vorgeschichte. Bei den Freien Wählern gilt das unter anderem für Parteichef Aiwanger, Umweltminister Thorsten Glauber oder Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt, bei den Grünen für den niederbayerischen Landtagsabgeordnete Toni Schuberl, bei der SPD für die bayerische Europaspitzenkandidatin Maria Noichl oder die Schwandorfer Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder, die selbst schon Landesvorsitzende und Bundesvorsitzende gewesen ist. Die Organisation stehe für ein großes Gemeinschaftsgefühl auf dem Land, sagt sie. „Die KLJB schafft es, die jungen Menschen zu mobilisieren, sich für die Gesellschaft zu engagieren.
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