Wie bei Haushaltsgeräten vom Staubsauger bis zur Waschmaschine gibt es auch bei Wohngebäuden Energieeffizienzklassen von „A+“ bis „G“. Doch wie erkenne ich, ob mein Haus oder meine Wohnung ein Energiesparer oder eine Energieschleuder ist?
Wer sein Gebäude oder seine Wohnung in den letzten Jahren gekauft oder gemietet hat, findet die Energieeffizienzklasse ganz einfach heraus, wenn er das Immobilien-Exposé noch vorliegen hat. Denn dieses umfasst in aller Regel einen Energieausweis. Seit dem Jahr 2014 ist ein solcher Ausweis mit den entsprechenden Energieeffizienzklassen Pflicht bei Immobilienverkäufen und -vermietungen.
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Welche Energieeffizienzklasse hat mein Gebäude?
Laut Christine Schaller, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Nürnberg, kann man eine erste Einschätzung einfach ausrechnen. Und zwar nehme man den Energieverbrauch pro Jahr geteilt durch die Quadratmeteranzahl.
Bei 20.000 Kilowattstunden (kWh) Jahresverbrauch und 120 Quadratmeter Wohnfläche ergeben sich beispielsweise rund 166 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Das entspräche der Energieeffizienzklasse „E“, die bei 150 beginnt und gemäß EU-Plänen bis zum Jahr 2033 saniert werden müsste. Ab 175 wäre man in der Energieeffizienzklasse „F“.
Laut der Bausparkasse Schwäbisch Hall entspricht Energieeffizienzklasse „A+“ Neubauten mit höchstem energetischen Standard wie Passivhaus oder KfW 40-plus.
Energieeffizienzklasse B haben demnach Neubauten mit guter Dämmung, gebaut nach dem EnEv 2014 Standard.
Energieeffizienzklasse C haben Neubauten nach EnEv 2009.
Energieeffizienzklasse D sind in der Regel sehr gut sanierte Altbauten.
Energieeffizienzklasse E sind gut sanierte Altbauten und laut Schwäbisch Hall Gebäude, die nach Inkrafttreten der 2. Wärmeschutzverordnung 1982 errichtet wurden.
Energieeffizienzklasse F umfasst Gebäude, die nach Inkrafttreten der 2. Wärmeschutzverordnung 1982 errichtet und noch nicht energetisch saniert wurden.
Energieeffizienzklasse G sind teilweise sanierte Altbauten. Laut Schwäbisch Hall handelt es sich um Häuser, die nach Inkrafttreten der 1. Wärmeschutzverordnung 1977 gebaut wurden.
Energieeffizienzklasse H sind unsanierte und schlecht gedämmte Bestandsgebäude mit einem Energiebedarf von über 250 Kilowattstunden pro Quadratmeter.
Woher bekommt man einen Energieausweis und wie hoch sind die Kosten?
„Am einfachsten ist es über den Kaminkehrer“, sagt die Energieberaterin. Ansonsten würden aber auch Architekten Energieausweise ausstellen. In Wohnungen können das häufig auch die Energieversorger erledigen – sie können aber nur einen „verbrauchsorientierten“ Ausweis ausstellen, dafür aber schon für um die 100 Euro. Ein bedarfsorientierter Ausweis über einen Energieberater oder Architekten koste in der Regel rund 250 bis 300 Euro.
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Was ist der Unterschied zwischen „verbrauchsorientiertem“ und „bedarfsorientiertem“ Energieausweis?
Der verbrauchsorientierte Energieausweis berücksichtigt laut Christine Schaller bei der Berechnung einfach nur die letzten drei Jahresverbräuche. Er sei auch nur zulässig für Häuser, die nach 1977 errichtet wurden oder für Gebäude mit mindestens vier Wohneinheiten.
Der bedarfsorientierte Energieausweis berücksichtigt auch Faktoren wie Gebäudehülle und Dämmung und ist damit genauer. „Der verbrauchsorientierte verfälscht den Wert beispielsweise, wenn in einem großem Haus in den letzten Jahren nur eine Person lebte und diese dementsprechend viele Zimmer nicht oder kaum beheizte“, erklärt Energieberaterin Christine Schaller. Zieht dann eine größere Familie ein, hätte diese wohl einen deutlich höheren Verbrauch als auf dem Papier angegeben.
Lässt sich ausgewiesene Energieeffizienzklasse einfach verbessern?
„Verbesserungsvorschläge sind immer auf der letzten Seite des Energieausweises als Empfehlung mit aufgeführt“, sagt die Expertin von der Verbraucherzentrale. Daher sollte man die Berechnung auf einem bedarfsorientierten Ausweis immer genauer anschauen. Aber: „Bei Gebäuden ab Effizienzklasse E sind normalerweise immer größere Maßnahmen nötig, um eine wesentliche Verbesserung zu erreichen“, sagt Christine Schaller.
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Wie komme ich günstig zu einer Energieberatung, die aufzeigt, wie ich mein Haus sanieren kann?
Die Verbraucherzentralen aller Bundesländer bieten laut Schaller einen Energiecheck an: „Ein Berater von der Verbraucherzentrale kommt dann zu Ihnen nach Hause und schaut sich den jeweiligen Bereich an“, sagt sie. Vorab könne man auswählen, ob beispielsweise die Gebäudesubstanz angeschaut wird, die Heizung, ein Brennwertcheck gemacht wird oder eine Analyse, oder ob sich eine Photovoltaikanlage lohnt. Ein Termin, der einen Bereich umfasst, koste dabei den jeweiligen Haushalt nur 30 Euro, da diese Beratung vom Bund gefördert wird.
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