Die „Wirtschaftsweise“ und Nürnberger Professorin Veronika Grimm ist in den Aufsichtsrat der Siemens Energy AG gewählt worden. Die Hauptversammlung des Konzerns berief sie am Montag mit 76,4 Prozent der abgegebenen Stimmen in das Kontrollgremium. Im Sachverständigenrat zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung, der die Bundesregierung berät, war es deswegen zuvor zu einem Streit gekommen.
Die vier anderen Mitglieder des Sachverständigenrats hatten Grimm aufgefordert, bei Annahme des Aufsichtsratsmandats den Sachverständigenrat zu verlassen. Sie begründeten das mit möglichen Interessenkonflikten. Es gehe keineswegs darum, „eine missliebige Kritikerin der rot-grün geprägten Regierungspolitik“ loszuwerden, hatten sie betont.
Schon früher waren sogenannte „Wirtschaftsweise“ als Aufsichtsräte in deutschen Aktiengesellschaften aktiv gewesen, ohne dass es öffentliche Kritik daran gegeben hätte. Grimm steht einer Lockerung der Schuldenbremse skeptisch gegenüber und hat auch in der Energiepolitik eigene Akzente gesetzt. Sie gehört dem Sachverständigenrat seit April 2020 an. Grimm hatte gesagt, die Unabhängigkeit des Sachverständigenrats sei „mit dem Anliegen, mich aus dem Amt zu drängen, nicht vereinbar“.
Laut einer Mitteilung von Siemens Energy fiel auf der Hauptversammlung ins Gewicht, dass ein einzelner Aktionär gegen die Berufung gestimmt habe. Ohne dieses Votum hätte die Zustimmung bei über 99 Prozent gelegen. Pikant ist, dass Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge nur zwei Aktionäre einen ausreichend großen Anteil an Siemens Energy haben, um unter Berücksichtigung der Vertretungsquote mit ihrer Entscheidung einen derartigen Unterschied zu machen: die Ex-Mutter Siemens und deren Pensionsfonds.
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