Eine Foto-Ausstellung an der OTH Weiden dokumentiert das Schicksal von 40 jungen Ukrainern. Die Studenten sind im Ukraine-Krieg gestorben. „Unissued Diploma“ erinnert an ihre Geschichten, Träume und Zukunftspläne.
40 Fotos und Geschichten von jungen Ukrainerinnen und Ukrainern rückt jetzt die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Weiden in Erinnerung: Die zehn Studentinnen und 30 Studenten sind alle tot, gestorben durch den Angriffskrieg Russlands. Die Träume und Zukunftspläne, der in der Ausstellung „Unissued Diploma“ – frei übersetzt: nicht überreichtes Diplom – gezeigten ukrainischen jungen Menschen bleiben unerfüllt. Den Abschluss ihres Studiums haben sie nicht mehr erlebt. „Sie hätten sich vermutlich schön angezogen, wären vielleicht zum Friseur gegangen, hätten die Schuhe schön geputzt, um ihren persönlichen Triumph – ihr Abschlussdokument – in Empfang zu nehmen“, sagte Ludwig von Stern, Kanzler der OTH Amberg-Weiden, bei der Eröffnung der Ausstellung.
Auf Schautafeln sind die Lebenspläne der Getöteten nachzulesen: Die jungen Frauen und Männer wollten zum Beispiel nach Norwegen reisen, ein eigenes Hotel eröffnen oder einen Dokumentarfilm drehen. Mit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar 2022 änderte sich alles. Einige der Gezeigten schlossen sich den ukrainischen Streitkräften an und starben beim Verteidigen ihres Landes. Andere waren Zuhause, als eine Bombe ihr Haus traf.
„Der Krieg ist nicht vorbei“
Die Wanderausstellung „Unissued Diploma“ kämpft gegen das Vergessen an. „Der Krieg ist nicht vorbei“, sagt Kateryna Antoniuk. Gemeinsam mit ihrem Mann, Dmytro Antoniuk, holte sie die Ausstellung nach Weiden. Sie soll den Oberpfälzer Studierenden auch zeigen, dass sie das Glück haben in einem friedlichen Land zu leben, so Kateryna Antoniuk.
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Auch junge Ukrainer, die derzeit in der Oberpfalz studieren, sind bei der Eröffnung dabei. Der Tenor aller: Es ist wichtig, die Erinnerung an das Schicksal der Getöteten wachzuhalten. „Wir haben Hoffnung, aber sie wird immer weniger“, sagt die Studentin Viktoriia Hal zur aktuellen Lage in ihrem Heimatland.
Studieren an einem sicheren Ort
„Vor dem Krieg habe ich nicht gedacht einmal im Ausland zu studieren.“ Ihre Heimatstadt Saporischschja, die nicht weit von der Frontlinie liegt, hat sie bereits im März 2022 verlassen. Die Eltern überredeten die damals 19-Jährige, an einen sicheren Ort zu gehen. Hier studiert sie nun Medienproduktion und Medientechnik. „Meine Familie ist immer noch da, das ist schwierig für mich“, sagt Viktoriia Hal. Frühere Kommilitonen sind nach ihren Worten an der Front gestorben. Kürzlich sei die Turnhalle der Universität, an der sie in der Ukraine studiert habe, bombardiert worden. „Dort haben wir früher Volleyball gespielt“, erinnert sie sich.
Unis unter Beschuss
Es ist trotz Krieg weiter möglich, auch in der Ukraine eine Hochschulausbildung zu absolvieren. „Ich habe viele Freunde in der Ukraine, die jetzt studieren“, sagt Yana Svystil aus Kiew, die an der OTH Interkulturelles Unternehmens- und Technologiemanagement belegt hat. Der Unialltag in ihrer Heimat habe sich aber gewandelt: Da Kiew regelmäßig unter Beschuss stehe und Universitäten beschädigt sind, werde der Unterricht derzeit online abgehalten.
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Alina Savytska ist als Austauschstudentin und für ein Semester in Deutschland. „Hier ist es so ruhig“, sagt sie. Die junge Frau wohnt eigentlich in Kiew, ihre Familie lebt in Tschernihiw. Über eine App hält sie sich über die Kriegssituation auf dem Laufenden.
Die Wanderausstellung ist bis 22. November an der OTH Weiden zu sehen. Kooperationspartner ist Space-Eye. Die Hilfsorganisation sammelt Spenden und Päckchen für die Ukraine.
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