„Der Mensch“ – oder „das Mensch“

30.12.2011 | Stand 30.12.2011, 18:09 Uhr

Der Dialekt kennt natürlich auch das eher abstrakte Wort Mensch, lieber mag er es aber konkreter: Weiber, Männer, Kinder, Butzerlein und – Menscher. Eigentlich ist es ganz einfach: das Mensch ist eine schlimme Hure, aber – Sie wissen es – so einfach ist es auch wieder nicht. Als ein kleiner Bub zum allerersten Mal einen Sonntagsgottesdienst erlebt hatte, beschrieb er das Bemühen des Kirchenchores so: „D’Wirtsmenscher haben vom Schrot (Balkon/Empore) ob(h)erplärrt.“ Die Wirtsmenscher waren die ledigen Töchter und Dienstmägde des Wirtes, die den Chor offenbar dominierten. Zusammensetzungen mit dem Wort Mensch(er) sind meist (siehe aber das Krattlermensch) neutrale Bezeichnungen für Dienstmägde: Kindsmensch, Kuchlmensch. Früher stand in Bauplänen für größere Bauernhäuser auch ganz unverfänglich: Menscherkammer. Nun gibt es diese Dienstmägde schon lange nicht mehr und dadurch hat das einfache Wort Mensch in der Bedeutung Hure so erheblich an Gewicht gewonnen. Natürlich gibt es auch heute noch Gegenden, wo das Wort völlig ohne bösen Sinn gebraucht wird: a saubers (schönes) Mensch. Bei der Verkleinerungsform kommt es auf die Absicht des Sprechers an, ob das Menscherl nur verächtlich rüberkommt (meist) oder ob auch Anerkennung mitschwingt. Und was ein Menscherer ist, können Sie nun wohl ganz einfach selbst erschließen.