Im fernen Osten von der Heimat lesen

Student Jörg Büechl macht Praktikum in Shanghai und liest die Mittelbayerische online

28.09.2005 | Stand 28.09.2005, 10:46 Uhr

Von Tanja Krumbholz, MZ

REGENSBURG/SHANGHAI. Gerade vom Mittagstisch zurück gekehrt, rufe ich Jörg Büechl an. Der hat auch gerade gegessen – zu Abend. Seit mehr als zwei Monaten wohnt der 24-jährige Student bei einer chinesischen Gastfamilie in Shanghai. Sechs Stunden Zeitunterschied trennen die Hafenstadt am Pazifik von Mitteleuropa. Trotzdem kann Jörg Büechl in seiner täglichen Arbeitspause um zwölf Uhr die aktuelle Ausgabe der Mittelbayerischen Zeitung lesen: Mit dem so genannten ePaper (siehe Kasten) kann er die Print-Ausgabe 1:1 im Internet einsehen. „Vor allem die regionalen Nachrichten interessieren mich auch hier; was in Regensburg alles so passiert“, sagt Jörg Büechl, ehemaliger Praktikant in der Marketing-Abteilung des Mittelbayerischen Verlags.

MZ in jedem Internetcafé

Sich ins Internet einloggen und damit das MZ-ePaper abrufen – das könnte Jörg in der 14-Millionen-Metropole Shanghai in jedem Internetcafé. Doch er tut es meistens an seinem dortigen Praktikumsplatz, einer Niederlassung von Siemens VDO. In dem großen Konzern hat Jörg keine Schwierigkeiten, und auch außerhalb der klimatisierten Geschäftswelt kommt der angehende Kulturwissenschaftler bestens zurecht. Nach einem voraus gegangenen einjährigen Studienaufenthalt an einer Hochschule in Peking spricht er fließend Chinesisch.

Vor meinem Anruf hat er seine Gastfamilie informiert, dass er ein Gespräch mit einer „Laowai“, einer Ausländerin, erwarte. Als ich problemlos durchkomme, höre ich zunächst chinesisches Stimmengewirr, dann können wir uns unterhalten.

Jörg erzählt von seiner Unterkunft: „Ich wohne bei einer typisch chinesischen Familie: Vater, Mutter, eine Tochter.“ Zum gehobenen Mittelstand würden sie in Shanghai gehören, hätten ein kleines Geschäft. Ziemlich zentral sei er untergebracht. Dennoch braucht er für den einfachen Weg zur Arbeit anderthalb bis zwei Stunden. „Auf dem letzten Streckenabschnitt zum Siemens-Gebäude fährt ein eigens eingesetzter Shuttle-Bus“, erklärt Jörg.

„ePaper für viele interessant“

Außer ihm sind noch weitere Ostbayern bei Siemens in Shanghai, darunter einige Regensburger. „Die würde bestimmt auch interessieren, was zu Hause los ist. Aber von dem ePaper weiß einfach noch keiner.“

Für ihn ist die tägliche Lektüre der „Online-MZ“ zwar noch nicht zur Gewohnheit geworden. Doch nach dem Aufstehen und Duschen um sechs Uhr morgens, nach dem Frühstück mit seiner Gastfamilie, nach dem Spießrutenlauf durch das allmorgendliche Gedränge in der Mega-City, nach dem Checken der E-Mails im Büro und nach der ersten Arbeitshälfte, kommt Jörg in der Pause kurz zum Verschnaufen – und dann tut es ihm ab und zu gut, im Netz einen Blick auf die lieb gewonnene Stadt an der Donau zu werfen.

Nach dem Studium will Jörg seine „Chinesisch-Kenntnisse nutzen und für ein internationales Unternehmen mit Bezug zu China“ arbeiten. Egal, wohin es ihn in seinem späteren Berufsleben verschlagen wird – auf die MZ muss er nirgends verzichten. Vorausgesetzt, er hat einen Zugang zum „World Wide Web“.