Paramount+ zeigt das erste große Biopic über Bob Marley und auf Amazon Prime wird der dunkle Herrscher Sauron in der zweiten Staffel von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ zur Hauptfigur. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Bob Marley: One Love
Eine Liebe, ein Herz, lasst uns unsere Differenzen überbrücken und zusammenkommen: Wenn Bob Marley solche Zeilen sang, bezog er sich oft konkret auf seine jamaikanische Heimat. Man denke etwa an das „One Love Peace Concert“ 1978 in Kingston, das vor dem Hintergrund eines erbitterten Konflikts zwischen sozialdemokratischen und rechten Strömungen vermitteln sollte. Aber die Musik und das Wirken von Marley wurden immer auch in einem universelleren Kontext gelesen. Bob Marley, der unbeirrbare Friedensbotschafter, inspiriert 43 Jahre nach seinem Tod weiterhin unzählige Menschen auf der ganzen Welt. Jetzt also wird er erstmals mit einem Biopic gewürdigt.
„Reggae-Musik vereint die Menschen“, erklärt Bob Marley (Kingsley Ben-Adir) in „Bob Marley: One Love“ von Regisseur Reinaldo Marcus Green („King Richard“), der unter anderem mit Zach Baylin („Creed III“) auch das Drehbuch verfasste, und: „Waffen können meine Message nicht aufhalten. Ich will, dass sich die Welt ändert.“ Marley singt vom Frieden, verlangt aber auch nach tiefgreifenden Sozialreformen und macht sich damit nicht nur Freunde. Die Handlung des Films konzentriert sich vor allem auf die Zeit nach einem missglückten Mordanschlag auf Marley und seine Familie im Jahr 1976.
„Bob Marley: One Love“, der Titel spielt auf das künstlerische (und politische) Vermächtnis des Reggae-Stars und Rastafari-Botschafters an. „One Love“ hat in dem Fall aber auch noch eine andere Bedeutung. Es geht um Bob Marleys persönliche große Liebe, seine Ehefrau Rita Marley (Lashana Lynch, „The Woman King“), die bis zuletzt nicht von seiner Seite weicht. Die echte Rita Marley gehört auch zum Produzententeam hinter „Bob Marley: One Love“, ebenso wie Marleys Kinder Ziggy und Cedella.
• Paramount+, ab 30. August
Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht
„Ich habe Böses getan“, gesteht Sauron (Charlie Vickers) in Folge eins der neuen Staffel des Fantasy-Epos' „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ im Bauch eines Schiffes einem Mitreisenden. „Dann bitte um Vergebung und tue stattdessen Gutes“, rät der ihm. „Aber was ist morgen?“, verzweifelt Sauron beinahe an der eigenen Dunkelheit. „Dann musst du dich wieder für das Gute entscheiden, jeden Tag neu. So lange, bis es zu deiner Natur wird.“ Feine Dialoge wie dieser legen nahe: Man sollte die Serie auch erzählerisch nicht unterschätzen. In einer Zeit, in der wir auch in der realen Welt viel über das Böse nachdenken, zeigt die teuerste Serie der Welt – über 500 Millionen US-Dollar für Staffel eins – nicht nur Schlachten, viel Kostüm und Maske sowie große Fantasy-Landschaften, es gibt auch feine Twists und Anschauungen zur Natur des Menschen, ob er sich nun Elbe, Zwerg, Ork oder irgendwas dazwischen nennt.
Anders als Peter Jacksons Kinotrilogien „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ basiert das Streaming-Abenteuer hauptsächlich auf den Anhängen der „Der Herr der Ringe“-Romane, in denen die Geschehnisse des Zweiten Zeitalters von Mittelerde dargestellt werden. In Staffel eins schien das Böse in Form von Sauron eigentlich besiegt und schlich sich dann doch wieder in die Welt. Auch die berühmten Ringe, die in der Welt Tolkiens für die Macht der Unterdrückung und Verführung stehen, verließen zum Finale den Amboss. In Staffel zwei wirken diese Ringe nun an den Fingern ihrer Träger. Sie sorgen fürs „Knechten“ und die Korrumpierbarkeit – auch von bisher guten Charakteren wie Heldin Galadriel (Morfydd Clark), Freund Elrond (Robert Aramayo) und Elbenkönig Gil-Galad (Benjamin Walker), die dadurch zu ambivalenteren Figuren werden. Zum Auftakt am 29. August werden gleich drei Folgen der acht Episoden umfassenden zweiten Staffel veröffentlicht. Danach geht es im Wochentakt mit Einzelepisoden weiter.
• Amazon Prime, ab 29. August
The Deliverance
Die US-Kleinstadt Gary ist nicht nur Geburtsort des „King of Pop“ Michael Jackson. Anfang der 2010er-Jahre erreichte der Ort im Bundesstaat Indiana aus einem ganz anderen Grund zweifelhafte Berühmtheit: Es ist der Fall Latoya Ammons. Im Haus der Alleinerziehenden spukte es offenbar, ihre drei Kinder schwebten über ihrem Bett und sprachen mit diabolischen Stimmen – so bestätigten es unter anderem ein Polizist und der Hausarzt der Familie. Erst eine Teufelsaustreibung vertrieb die Dämonen.
Unter dem Titel „The Deliverance“ adaptierte der Oscar-nominierte Regisseur Lee Daniels („Precious – Das Leben ist kostbar“) den Fall nun mit prominentem Cast. Latoya, hier Ebony (Andra Day), ertränkt ihre Probleme in Alkohol. Sie liebt ihre Kinder, dennoch greift sie zur Not auch zu Ohrfeigen. Zusätzlich belastet sie das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter (Glenn Close). Diese prekären Verhältnisse verarbeitet Daniels in einem dramaturgisch starken, schauspielerisch überzeugenden Familiendrama. Als dann der Horror ins Haus einzieht, wandelt sich der Plot zum recht konventionellen Dämonen-Schauerstück. Nachdem die Intervention der engagierten Sozialarbeiterin Cynthia (Oscar-Preisträgerin Mo'Nique) wirkungslos bleibt, scheint es für die Familie nur noch einen Ausweg zu geben – einen Exorzismus bei Pfarrerin Bernice (Aunjanue Ellis-Taylor): „Vater, wir bitten dich, uns zu reinigen und zu weinen für diese Erlösung.“
• Netflix, ab 30. August
A Good Girl's Guide To Murder
Auch wenn es so klingt: Die britische Serie „A Good Girls Guide To Murder“ ist nicht etwa eine Anleitung für brave Mädchen zum Mord. Stattdessen folgt sie der Musterschülerin Pip (Emma Myers, „Wednesday“), die sich zum Ziel gesetzt hat, den vor fünf Jahren begangenen Mord an der 17-jährigen Andie aufzuklären. Das stellt sich aber als alles andere als einfach heraus, denn der Fall scheint bereits geklärt. Es war angeblich Andies Freund Sal (Rahul Pattni), der sich kurz nach dem Mord das Leben nahm. Doch Andies Leiche wurde nie gefunden, und Pip glaubt nicht an Sals Schuld. Die hochspannende BBC-Serie, die mit ihrem Fokus auf jugendliche Akteure im Krimi-Genre durchaus innovativ daherkommt, ist ab Freitag, 30. August, in der ZDFmediathek abrufbar.
Dass hinter dem etwas unglaubwürdigen Vorsatz der jungen Hobbyermittlerin eine persönliche Motivation steckt, sorgt für die nötige Emotionalität der Geschichte. Pip geht es darum, die Unschuld des mutmaßlichen Mörders zu beweisen. Sie hat eine klare Mission, bei der man ihr durchaus gebannt zusieht. Die Serie basiert auf der gleichnamigen Young-Adult-Buchvorlage von Holly Jackson, die seit 2019 Leserinnen und Leser begeistert. Dass es Fortsetzungen des Bestsellers gibt, dürfte Fans der Serie Hoffnungen machen, dass es auch mit ihr bald weitergeht. Übrigens passt auch der Soundtrack perfekt: Die Serie wurde unterlegt mit Songs wie „The Feminine Urge“ der beliebten britischen Band The Last Dinner Party.
− teleschau
• ZDFmediathek, ab 30. August
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