Gewerkschaften fordern Rücktritt
„Massive Störung“: Würzburger Intendant steht unter Druck

12.12.2024 | Stand 12.12.2024, 12:45 Uhr |

Markus Trabusch, Intendant des Mainfranken-Theaters, auf dem Dach des Theaterneubaus: Gewerkschaften drängen den Würzburger Stadtrat, sich von ihm zu distanzieren. Foto: Nik Schölzel

Markus Trabusch, Intendant des Mainfranken-Theaters, sieht sich Rücktrittsforderungen ausgesetzt. Die Gewerkschaften Verdi, Unisono und die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger werfen ihm inakzeptable Äußerungen und die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung vor.

Die Kritik der Gewerkschaften: Trabusch habe das Verhalten eines jungen Mannes mit Einschränkungen bei einer Vorstellung im November im Nachgang „massive Störung“ genannt. Trabusch solle persönliche Verantwortung übernehmen, fordern die Gewerkschafter und drängen Stadtrat und OB Christian Schuchardt (CDU), sich von ihm zu distanzieren. Eine Stadt-Sprecherin sagte: „Der Sachverhalt wurde zur Kenntnis genommen“, eventuelle Maßnahmen würden „zu gegebener Zeit erörtert“.

Für das Mainfranken-Theater verwies eine Sprecherin auf ein früheres Statement: Das Haus verstehe sich als inklusiver Ort der Begegnung, der Offenheit und der Diversität. Wunsch und Wirklichkeit ließen sich manchmal aber nicht sofort zusammenbringen. Die aktuellen Berichte erweckten den Eindruck, das Theater stelle sich gegen die Teilhabe aller Menschen in Vorstellungen. „Das bedauern wir sehr.“ Man suche nun mit Experten, Kollegen und Menschen mit Beeinträchtigung den „konstruktiven Dialog“.

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Angekreidet wird dem Intendanten auch, dass es den Vorschlag gab, für Menschen mit Behinderung Sondervorstellungen anzubieten. Julian Wendel, Behindertenbeauftragter der Stadt Würzburg, befürchtet laut eines Berichts von BR 24, das Angebot könnte eine bestimmte Wirkung haben: „Dass Menschen mit Behinderung dann in anderen Veranstaltungen nicht mehr ganz so erwünscht sind.“ Auch Gewerkschaften halten von Relaxed Performances nichts: Sie seien das Gegenteil von Inklusion und ein „klarer Schritt Richtung Ausgrenzung“, zitiert BR 24. Trabusch dagegen bezeichnete Sondervorstellungen dem Sender gegenüber als Zusatzangebot. „Wer sich entscheidet zu uns zu kommen, wird nicht von uns gesteuert. Wir werden nicht selektieren!“

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Relaxed Performances gibt es bereits an einer Reihe von Theatern – auch in Regensburg. „Come as you are“ im Juli 2024 richtete sich explizit an alle: mit Möbeln zum entspannten Sitzen oder Liegen, mit Zugang für extrabreite Rollstühle und der Möglichkeit, den Saal zeitweise zu verlassen. „Das ist das breitest mögliche Angebot an alle, auch an diejenigen, die sich vielleicht sonst nicht ins Theater trauen“, sagt Sprecherin Andrea Hoffmann – und eben keine Ausgrenzung. Die Hemmschwelle für Menschen etwa mit Tourette, Spasmen oder Panikangststörung sollte so niedrig wie möglich sein. Am Ende kamen Menschen mit und ohne Behinderung zur Performance. Aktuell ist das Format im Regensburger Spielplan nicht vertreten. „Aber wir entwickeln inklusive Angebote weiter“, sagt Hoffmann. Die Aidstanz-Gala etwa war erstmals mit Gebärdendolmetscherinnen besetzt.

dpa, mgb

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