Die Abenteuer von „Jim Knopf“ sind Kinderklassiker. Doch die Geschichte wurde schon vor einigen Jahren aufgrund der rassistischen Sprache kritisiert.
In Abstimmung mit dem Erben des Autors Michael Ende (1929-1995) werden die Neuausgaben der 2015 erschienenen, farbig illustrierten Ausgaben nun geändert, wie der Verlag ankündigte. Am Samstag (24. Februar) erscheinen Neuausgaben der Bücher „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“.
Gebräuchliche rassistische Bezeichnung
In den neuen Ausgaben wurde zum Beispiel das N-Wort gestrichen, wie der Verlag mitteilte. Mit dem Begriff „N-Wort“ wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Außerdem seien stereotype Beschreibungen reduziert und Fremdbezeichnungen umschrieben worden: Statt „Indianerjunge“ werde zum Beispiel „Junge“ geschrieben, statt „Eskimokind“ „Inuitkind“. Auch die schwarze Hautfarbe von Jim Knopf werde nicht länger thematisiert, wenn sie nicht relevant für die Handlung sei. Die Gleichsetzung von schwarzer und schmutziger Haut habe Ende als eines der Stilmittel eingesetzt, um die enge Verbindung zwischen Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas besonders zu betonen: Hautfarbe und Schmutz würden in den Neuausgaben nicht mehr in Beziehung zueinander gesetzt und wurden auf einigen Buchseiten gestrichen.
In den überarbeiteten Neuausgaben sei auch die Zeichnung von Jim Knopf in Absprache mit dem Erben des Illustrators F. J. Tripp angepasst worden. „Es sind die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, die in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren können“, erklärte der Verlag. Die Ausgaben mit den ursprünglichen schwarz-weißen Original-Illustrationen sind demnach zwar unverändert lieferbar. Sie werden aber künftig ein einordnendes Nachwort enthalten.
Positive und kritische Reaktionen
„Es gibt positive und kritische Reaktionen darauf“, sagte Verlagssprecherin Svea Unbehaun am Freitag. Ziel der Änderungen ist nach Verlagsangaben, dass Kinder, die die Neuausgaben von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“ lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen. „Die Figuren, ihr Charakter, die wundervolle Handlung, das große Abenteuer, Michael Endes Erzählduktus, alles, was Leser seit Generationen an diesen Büchern schätzen, das ist unverändert geblieben“, teilte die Sprecherin mit. „Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln“, so der Verlag zu der Entscheidung.
Die Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien, Riem Spielhaus, teilte mit, dass das inhaltlich klar gegen Rassismus und Ausgrenzung ausgerichtete Kinderbuch in seiner Neuausgabe nun ohne beleidigende Worte auskommt, zeige, dass der Verlag mit der Zeit gehe. „Viele Kinder und Eltern, die das Buch lesen oder die Filme anschauen, identifizieren sich mit Jim Knopf“, schrieb Spielhaus weiter. „Für sie konnte der Lesegenuss durch die nun veränderte Passage und auch durch die an Blackfacing erinnernde Bebilderung erheblich beeinträchtigt werden.“
Immer wieder Diskussionen
Immer wieder kochen Diskussionen um offensichtlichen oder unterschwelligen Rassismus in Kinderbüchern hoch. Bereits vor drei Jahren hatte die Kritik einer Kita-Leiterin aus Hamburg an „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ für Aufsehen gesorgt. Sie hatte bemängelt, dass die Geschichte in vielen Kitas noch unkritisch gelesen werde. Sie reproduziere viele Klischees zum angeblich typischen Wesen und Äußeren von Schwarzen. Vor allem die Passage, in der Jim mit dem N-Wort bezeichnet wird, hatte Kritik ausgelöst. Der Verlag hatte damals entschieden, das heute für schwarze Menschen als rassistisch geltende Wort vorerst zu erhalten.
Jim Knopf ist nicht das einzige Beispiel. Astrid Lindgren hatte für den Vater von Pipi Langstrumpf das N-Wort benutzt, in einer neueren Fassung wurde er zum „Südseekönig“. Im Jahr 2022 zog der Verlag Ravensburger das Buch „Der junge Häuptling Winnetou“ zum gleichnamigen Kinofilm zurück. Die Kritik: Die Geschichte um Winnetou zeigt rassistische Stereotype.
− dpa
Artikel kommentieren