Ein mutmaßlicher Islamist ersticht in Paris einen Deutschen. Der mutmaßliche Täter wird festgenommen. Auch der Nahost-Krieg könnte ein Motiv für seine Tat sein.
Ein mutmaßlicher Islamist hat in Paris unweit des Eiffelturms am Samstagabend einen deutschen Touristen mit einem Messer getötet. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, einer davon mit einem Hammer. Der französische Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf X, vormals Twitter, die Polizei habe den mutmaßlichen Täter festgenommen. Bei einem Besuch am Tatort sagte Darmanin laut Fernsehsender BFMTV, der Täter sei dem Inlandsgeheimdienst wegen radikalen Islamismus und „erheblicher psychischer Störungen“ bekannt.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X, ihre Gedanken seien bei Freunden und Familie des getöteten jungen Deutschen. „Fast sein ganzes Leben lag noch vor ihm.“ Den Verletzten wünschte Baerbock gute Besserung. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag): „Diese brutale Gewalttat zeigt, wie akut und wie ernst die Gefahr durch islamistischen Terror ist. Der Krieg in Gaza nach dem Terror der Hamas verschärft die Bedrohungslage.“ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich auf X bestürzt und schrieb: „Wieder wird klar, warum wir uns Hass und Terror entschlossen entgegen stellen.“
Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach den Angehörigen des deutschen Staatsangehörigen, der ums Leben kam, sein Beileid aus. Premierministerin Élisabeth Borne schrieb auf X: „Wir werden dem Terrorismus nicht nachgeben. Niemals.“ Die nationale Antiterrorismus-Staatsanwaltschaft kündigte an, sich mit dem Angriff zu befassen.
Zwei weitere Menschen verletzt
Der Angreifer habe am Abend auf einer Brücke ein „deutsches Touristenpaar“ angegriffen, die Frau sei nicht körperlich verletzt worden, habe aber einen Schock erlitten, sagte Darmanin. Der Mann sei im Rücken und an der Schulter getroffen worden und habe einen Herzstillstand erlitten, berichtete die Zeitung „Le Parisien“ unter Berufung auf die Polizei. Danach sei der Angreifer geflüchtet und habe dann zwei weitere Personen angegriffen, bevor er festgenommen worden sei. Die Polizei habe eine Elektroschockpistole eingesetzt, um den Angreifer zu stellen.
Darmanin sagte, bei den beiden Verletzten handele es sich um einen Franzosen im Alter von etwa 60 Jahren und einen ausländischen Touristen, der mit einem Hammer verletzt worden sei. Medienberichten zufolge soll es sich um einen Engländer handeln.
Angreifer soll 1997 geborener Franzose sein
Der Angreifer soll den Berichten zufolge ein 1997 geborener Franzose iranischer Abstammung sein. Darmanin sagte weiter, der mutmaßliche Täter habe nach seiner Festnahme gesagt, dass er es nicht mehr ertragen könne, dass Muslime sowohl in Afghanistan als auch in Palästina sterben. Der Mann sei der Ansicht, dass Frankreich am Krieg Israels im Gaza-Streifen mitschuldig sei, und habe als Märtyrer sterben wollen. Der Festgenommene war den Angaben zufolge bereits 2016 nach einem gescheiterten Anschlagsplan zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
Der Mann soll bei seiner Festnahme „Allahu Akbar“ (etwa: „Gott ist am größten“) gerufen haben, berichteten der BFMTV und „Le Parisien“ unter Berufung auf die Polizei.
Es sei auch ein Bekennervideo gefunden worden. Laut „Le Parisien“ soll der mutmaßliche Täter dort der Terrororganisation Islamischer Staat die Treue geschworen haben. Er soll darin behaupten, er handle, um „die Muslime zu rächen“. Dass es dieses Bekennervideo tatsächlich gibt, wurde jetzt bestätigt: Nach Angaben der französischen Anti-Terrorismus Staatsanwaltschaft hat sich der 26-Jährig darin zur Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Er habe es im Onlinedienst X (vormals Twitter) veröffentlicht, von einem im Oktober eingerichteten Konto, auf dem er viele Beiträge „zur Hamas, zu Gaza und zu Palästina“ veröffentlicht habe.
In Frankreich gilt seit Wochen höchste Terroralarmstufe
Die Mutter des Täters habe zudem im Oktober die Behörden informiert, dass sie sich um den Zustand ihres Sohnes sorge, da er sich stark zurückziehe. „Es gab jedoch keinen Anlass für eine strafrechtliche Verfolgung“, sagte Staatsanwalt Jean-François Ricard.
Der in Frankreich geborene Täter stamme aus einer nichtreligiösen iranischen Familie. Er sei konvertiert und habe sich der dschihadistischen Ideologie zugewandt, erklärte der Staatsanwalt.
In Frankreich gilt seit Wochen die höchste Terroralarmstufe, nachdem ein junger Islamist Anfang Oktober einen Lehrer getötet hatte. „Frankreich steht permanent unter dem Einfluss der terroristischen Bedrohung“, sagte Innenminister Darmanin. Auf Wunsch von Macron fand am Sonntag ein Sicherheitstreffen von Premierministerin Élisabeth Borne und den Ministern für Justiz, Inneres und Gesundheit statt. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Paris zeigte sich der Generalsekretär der Gewerkschaft für Innere Sicherheit nach dem Anschlag am Sonntag „sehr besorgt“ und sprach von einer „großen Herausforderung“. Darmanin betonte dagegen am Abend, dass die Sicherheit gewährleistet werde.
− dpa/afp
Zu den Kommentaren