Gelingt es, auf der Weltklimakonferenz in Dubai ein Zeichen für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu setzen? Zweifel sind angebracht. Außenministerin Baerbock will sich dennoch dafür einsetzen - und sie ist nicht allein.
Deutschland und andere westliche Staaten wollen sich auf der Weltklimakonferenz COP28 mit besonders von der Klimakrise bedrohten, ärmeren Ländern für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas stark machen. In Dubai gebe es zum ersten Mal bei einer Klimakonferenz die Chance auf ein Ergebnis, „das nicht von alter Machtpolitik geprägt ist, von alter fossiler Machtpolitik“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock.
Baerbock trat gemeinsam mit Kollegen unter anderem aus Spanien, Kolumbien und den Marshall-Inseln auf. Es war der erste Auftritt der High Ambition Coalition (übersetzt: Bündnis für großen Ehrgeiz). Diese Staatengruppe ist eine Allianz aus westlichen und ärmeren Ländern, die sich auf Klimakonferenzen als Treiber für mehr Ehrgeiz verstehen. Deutschland unterzeichnete einzelne Erklärungen der Gruppe zuletzt nicht, weshalb der Auftritt mit Baerbock als erneutes Bekenntnis Deutschlands zu der Gruppierung verstanden wird.
Mehrere Vertreter der Allianz betonten, besonders Länder mit hohem Ausstoß von Treibhausgasen müssten vorangehen und ihre Emissionen senken. Die Staaten streiten auf der Klimakonferenz darüber, ob man sich auf einen weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen kann oder ob Hintertüren offen bleiben. Staaten wie Saudi-Arabien oder China stemmen sich gegen ehrgeizige Formulierungen im Abschlusstext.
Die Klima-Sondergesandte der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, Tina Stege, kündigte an, die High Ambition Coalition werde bis zum Ende kämpfen. „Wir geben nicht auf, wir kämpfen weiter.“
UN-Umweltprogramm fordert „Wende für die Natur“
Indessen wurde in Dubai ein UN-Bericht vorgestellt, demzufolge jedes Jahr weltweit fast sieben Billionen Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln in Maßnahmen und Aktivitäten investiert werden, die einen unmittelbaren negativen Einfluss auf die Natur haben. Investitionen in sogenannte naturbasierte Lösungen dagegen beliefen sich im vergangenen Jahr lediglich auf 200 Milliarden Dollar, so der auf der UN-Klimakonferenz COP28 vorgestellte Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP).
Um die Ziele der Umweltkonferenz von Rio zu erreichen, müssten die Investitionen in naturbasierte Lösungen nahezu verdreifacht werden. Naturbasierte Lösungen sind unter anderem Wiederaufforstung oder die Wiederherstellung von Marschland oder Mangrovensümpfen.
UNEP-Chefin Inger Andersen verwies bei der Vorstellung des Berichts auf die drei eng miteinander verbundenen Krisen - Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Landdegradierung, also die Schädigung der Böden, sodass sie ihre ökologischen und ökonomischen Funktionen nur noch schlecht oder gar nicht erfüllen können. „Naturbasierte Lösungen sind dramatisch unterfinanziert“, sagte sie. Andersen forderte „eine große Wende für die Natur“. Der Bericht sei ein Aufruf an Regierungen und den privaten Sektor, in die Natur zu investieren.
„Die weit verbreitete Verschlechterung der Natur verschärft nicht nur die Klimakrise, sondern drängt uns an die Grenzen auf unserem Planeten“, warnte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das den Bericht finanziell unterstützt hat.
Die Ergebnisse des UNEP-Berichtes basieren auf einer Analyse weltweiter Finanzströme, etwa in Baugewerbe, Elektrizitätsversorgung, Immobilien, Öl und Gas sowie Lebensmittel und Tabak. Auch staatliche Subventionen in Wirtschaftszweige mit schädlichen Folgen für die Natur könnten etwa zur Zerstörung von Feuchtgebieten, Wäldern und anderen Naturlandschaften beitragen.
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