Unzufriedenheit wächst
Umfrage: Standort Deutschland wird für bayerische Firmen immer mehr zum Risiko

08.08.2024 | Stand 08.08.2024, 5:00 Uhr |

Trübe Aussichten: Für die bayerische Wirtschaft ist der Standort Deutschland zunehmend ein Risiko. Das geht aus einer Umfrage der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) hervor. Foto: dpa

Viele bayerische Unternehmen sehen laut einer neuen Umfrage schlechter werdende Standortbedingungen in Deutschland als Risiko für ihre Geschäfte. An erster Stelle der Risikoumfrage der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) steht der Fachkräftemangel, gefolgt von strukturellen Kostensteigerungen, seien es Energie-, Beschaffungskosten- oder Personalkosten.

Auf Platz drei steht die Cyberkriminalität, auf dem vierten Rang die Standortbedingungen in Deutschland – zu dieser Kategorie zählen etwa Infrastruktur, Steuersystem und Regulierung. Die vbw lässt seit 2019 jährlich die Einschätzung der Unternehmen zu 17 möglichen Risikofaktoren abfragen. In diesem Jahr befragte das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln 300 bayerische Unternehmen aus Industrie und Dienstleistungssektor.

Umfrage-Ergebnisse sind „alarmierend“



Da auch Fachkräftemangel und Kostensteigerungen in Teilen mit den heimischen Rahmenbedingungen in Zusammenhang stehen, werten die Autoren die Ergebnisse vor allem für die Aussichten der Industrie als „alarmierend“. „Die Verunsicherung der Unternehmen steigt“, heißt es in dem Papier.

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Insgesamt empfinden die Unternehmen die Lage laut Umfrage als zunehmend unerfreulich. Seit der ersten Umfrage 2019 sehen die befragten Manager etliche Risiken verschärft. Dazu zählt zwar nicht der Fachkräftemangel, den vor fünf Jahren fast zwei Drittel der Unternehmen als großes Risiko bewerteten; in der diesjährigen Neuauflage der Umfrage waren es noch 47 Prozent.

Auch Cyberkriminalität als großes Risiko



Doch heute sehen im Vergleich zur Umfrage vor fünf Jahren demnach fast doppelt so viele Firmen die strukturellen Kostensteigerungen, Cyberkriminalität und Standortbedingungen als große Risiken. In diesen drei Feldern sind es mittlerweile jeweils um die 40 Prozent. „In Zeiten zunehmender geopolitischer Verwerfungen sind schlechte Standortbedingungen am Heimatmarkt ein besonders großes Problem“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Im Inland verantwortete Probleme verschärfen die negativen Effekte des Russland-Ukraine-Krieges und der geopolitischen Spannungen mit China weiter.“

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In der Folge denken demnach nicht wenige Unternehmen über eine Verlagerung ins Ausland nach – laut Umfrage ist es gut jedes siebte der Unternehmen mit starkem internationalem Geschäft. Das waren im Saldo zwar weniger als im Vorjahr, doch in der Industrie ist dieser Anteil demnach um über ein Drittel gestiegen. „Beunruhigend ist vor allem der Trend im verarbeitenden Gewerbe“, sagte Brossardt. „Wenn wir nicht umgehend die Notbremse ziehen, nimmt unser Standort irreparablen Schaden.“

Abwanderung ist großes Thema



Auch in der Region ist das Thema Abwanderung offenbar ein großes Thema. Das geht zumindest aus einer bundesweiten IHK-Umfrage hervor, die im Juni durchgeführt wurde. Zwar habe sich die Tendenz, Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern, leicht abgeschwächt, heißt es in einer Mitteilung der IHK Regensburg. Aber: „Für unseren industrieintensiven Bezirk mit seiner exportorientierten Wirtschaft kann ich hier leider keine Entwarnung geben“, sagte Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg. Ihm zufolge planen fast zehn Prozent der in der Oberpfalz und im Kreis Kelheim befragten Unternehmen eine Verlagerung ins Ausland oder wollen die Produktion in der Region einschränken.

dpa/mgb

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