Über Lage, Kritik und Arena-Ausbau
Eisbären-Hauptgesellschafter Christian Volkmer: „Wir stehen hinter der Mannschaft“

09.11.2024 | Stand 09.11.2024, 7:00 Uhr |

Schuss geblockt: Die Eisbären-Angriffe, hier von Verteidiger Jakob Weber (in Rot), werden oft abgeblockt. Foto: Andreas Nickl

Die Eisbären sind in der Verschnaufpause, den der Deutschland-Cup alle Jahre bietet – und eröffnen danach mit dem Derby in Weiden am 15. November und den beiden Heimspielen gegen Dresden und Ravensburg (17. und 19. November) mit drei Spielen binnen fünf Tagen neu.

Die Bilanz von Trainer Ville Hämäläinen ist mit acht Siegen und acht Niederlagen ausgeglichen. Mit Platz zehn belegt man den letzten Platz, der ohne den Umweg der Abstiegsspiele den Klassenerhalt bringt. Dennoch: Der Titel 2024 hat Spuren in der Erwartungshaltung hinterlassen. Denn ein Teil der Fans grummelt: Über den Coach, einzelne Spieler, die GmbH.

Wir haben uns mit Hauptgesellschafter Christian Volkmer (47), der gerade auch wieder im Amt des Vorstands beim EV Regensburg bei den Jung-Eisbären bestätigt wurde, über diese Kritik unterhalten – und einiges mehr, zum Beispiel über positive Neuigkeiten wie den für die Konkurrenzfähigkeit der Eisbären so wichtigen Stadionanbau.

nZur Lage: „Wir glauben an das Potenzial“

Christian Volkmer sieht die Eisbären im Soll. „Mit der Meisterschaft hat niemand gerechnet, da hat es ganz viele glückliche Zufälle gegeben – und natürlich auch eine besonders günstige Teamzusammenstellung“, sagt er. „Dass du so eine Mannschaft an so einem Standort zusammenbringst, ist extrem selten.“ Für ihn war klar, „dass wir uns in dem Jahr wieder gewaltig anstrengen müssen. Das haben wir auch immer offen kommuniziert. Wir sind aktuell auf dem zehnten Platz. Und wenn ich das am Ende der Saison habe, bin ich zufrieden. Das ist der Platz, wo wir hinkönnen, hinwollen, wo wir uns hinorientieren und wo wir hinmüssen. Im vergangenen Jahr waren wir in einer ähnlichen, noch deutlich schlechteren Situation.“

Christian Volkmer erkennt Parallelen zu vor einem Jahr, als die Eisbären bekanntlich Ende November Tabellenletzter waren. „Da haben wir genau dieselben Experten gehabt, die behauptet haben, die Mannschaft spiele gegen den Trainer, der erreiche die Mannschaft nicht und so weiter. Das haben wir jedes Jahr gehabt.“

Volkmers Ausblick sieht so aus: „Wir glauben weiterhin an das Potenzial der Mannschaft und daran, dass wir mit ihr erfolgreich sein können, auch mit dem Trainer. Wir sind im Austausch mit allen und Verbesserungsmöglichkeiten haben wir noch massig. Die Messe ist ja noch lange nicht gelesen.“

nKritik: „Habe mich selten so geschämt“

Kritik wurde zuletzt stellvertretend auch in einem MZ-Leserbrief geäußert, in dem Christian Volkmer sogar persönlich angesprochen wurde. „Die wichtigsten Stellschrauben sind für uns immer die wirtschaftlichen“, antwortet der erfolgreiche Unternehmer, der mit Geschäftsführer Christian Sommerer die Eisbären auf neue Wege brachte und Stabilität als oberste Prämisse ausgerufen hat. „Der Schreiber des Leserbriefs hat schon recht, wenn er sagt, dass der Geldbeutel bestimmt, wo wir stehen – aber leider, leider eben nicht nur der Geldbeutel des Fans, sondern halt schon auch der von ein paar anderen Personen. Daran müssen wir arbeiten, wenn wir irgendwann ernsthaft und realistisch sagen können, wir wären mit einem zehnten Platz unzufrieden.“

Christian Volkmer hat eine veränderte Stimmungslage festgestellt. „Ich will kein Fanbashing betreiben. Aber ich finde es schon interessant, wie gerade von Fanseite die Unterstützung der Mannschaft so gravierend gekippt ist. Wenn ich so einen Leserbrief lese oder das, was jemand bei Facebook schreibt, dann stelle ich mir die Frage, ob sich die Fans im Klaren sind, welchen Anteil sie an einer erfolgreichen Saison haben und an einer erfolgreichen Mannschaft haben. Das kann nämlich ein sehr positiver sein, aber auch ein sehr negativer.“

Volkmer, der auf den Leserbrief bei Geschäftsterminen angesprochen wurde, hofft, dass übersteigerte Kritik im Umfeld folgenlos bleibt: „Da kann einem die Lust vergehen.“

Besonders auffällig äußerte sich das für ihn nach dem „Hockey-is-Diversity“-Spieltag zuletzt in manchen Kommentaren in sozialen Medien, die das soziale Engagement der Eisbären rügten und eine Konzentration aufs Eishockey forderten. „Ich habe mich selten so geschämt. Viele verstehen anscheinend nicht, welche gesellschaftliche Aufgabe wir als Verein haben. Das hat die Eisbären auch schon immer ausgezeichnet. Und das ist vollkommen unabhängig davon, ob wir gut spielen oder schlecht: Ein Zeichen setzen und das sportliche Ergebnis sind zwei vollkommen unterschiedliche Sachen.“

Christian Volkmer ärgert vor allem die Art und Weise mancher Kritik: „Das waren teilweise unerträgliche Kommentare. das entspricht nicht dem, was wir als Verein für Werte haben. Und zu unseren Werten gehört auch, dass wir hinter unserer Mannschaft und hinter unserem Trainer stehen. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir uns gegen Kritik verwehren.“ Für Volkmer ist klar: „Ich glaube, dass genau diese Leute, die meinen, sie müssen sich da jetzt exponieren und durch irgendwelche Posts, Forumbeiträge oder Leserbriefe ihren Unmut öffentlich kundtun, dem Ganzen so viel mehr schaden als sie nützen. Ja glauben die Leute denn ernsthaft, wir sitzen umeinander, schauen an die Decke und sagen, das wird schon irgendwie werden? Und übrigens: Ich bin bei jedem Spiel in der Halle, jeder kann mich ansprechen, seine Fragen, Wünsche, Anregungen, Beschimpfungen loswerden.“

• Zum Ausbau der Arena: Politischer Konsens daDie Ausschreibung für die Planung des Anbaus der Donau-Arena, den der Stadtrat auch erst noch beschließen muss, gibt es inzwischen öffentlich – für die Eisbären eine positive Nachricht. „Für uns ist das einer der wesentlichen und wichtigsten Schritte an dem Standort. Es geht nicht, dass Gesellschafter pro Jahr eine halbe Million einschießen – und das dauerhaft.“ Ein anderes Thema dagegen ist – wenigstens vorübergehend geklärt. „Beim Catering ist es, wie es ist. Der Vertrag geht bis 2028. Das ist auch juristisch geklärt. Es geht jetzt nur darum, so gut wie möglich zusammenzuarbeiten.“ In Sachen Fanzone mussten die bereits für diese Saison angedachten Verbessrungen wie zum Beispiel die Anhebung auf Parkplatzhöhe verschoben werden.

„Generell ist die Optimierung der Halle das Wichtigste. Eine unserer größten Schmerzen ist, dass wir im Ligavergleich deutlich zu wenig VIP-Plätze haben. Da steckt das größte Potenzial am Standort.“ Geändert haben sich die Pläne des Anbaus: Aus einer Lösung mit Stelzen wegen der Umfahrbarkeit der Arena, wurde eine Lösung im vorderen Bereich auf der Autohausseite. „Das ist strategisch viel, viel besser.“ So hofft man, zum Beispiel die limitierten Räumlichkeiten („Wir platzen aus allen Nähten, wissen gar nicht, wo wir die Kinder hintuen sollen“) verbessern zu können, „auch wenn vollkommen akzeptiert ist, dass das eine Multifunktionsarena ist“.

Christian Volkmer findet: „Es geht ja nicht darum, dass man den Eisbären etwas hinstellt. Aber Tagungsfläche wie im Jahnstadion wird in Regensburg dringend benötigt. Es gibt eine Reihe von Synergie-Effekten – auch barrierefrei sind die VIP-Räume nicht. Jetzt beginnt die Planungsleistung und demnächst gibt es einen ersten Termin, zu dem jeder mitbringt, was er braucht und wie man das unterbringen kann. Wir sind mit dem Stadtwerk da in einem guten Austausch. Wir hoffen auf eine Umsetzung bis 2027.“

Volkmer glaubt „einen politischen Konsens“ erkannt zu haben, „dass das gemacht werden muss. Denn für das dauerhafte Überleben ist das einer der Kernbausteine. Denn wenn das nicht kommt, dann macht Eishockey in Regensburg keinen Sinn. Bisher laufen alle Gespräche in die Richtung, dass man das hier haben will.“

Ebenso laufen einige Anfragen für kurzfristigere Verbesserungen wie weitere LED-Banden oder die zur neuen Saison ja von der Liga verbindlich geforderte Flexbande. Die Zusammenarbeit von Stadtwerk und Eisbären habe sich deutlich verbessert, sagt Volkmer. „Beide Seiten versuchen an einem Strang zu ziehen. Die Vermarktung von zusätzlicher LED-Bande bringt schnell, 60 000, 70 000, 80 000 Euro. Das sind für uns wichtige Überbrückungsthemen. Denn du musst erstmal Leute haben, die so eine Bande haben wollen – und das war lange Zeit nicht so wie jetzt. Jetzt ist der Bedarf da.“

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