Am Sonntag geht es ums Finale
Jetzt wartet auf den Regensburger Weltklasseschützen Christian Reitz noch die Spezialdisziplin

03.08.2024 | Stand 03.08.2024, 10:00 Uhr |

Äußerlich stets kühl, innerlich sieht’s anders aus: Am Sonntag wartet auf den Regensburger Weltklasse-Schützen Christian Reitz beim dritten Start in Paris seine Paradedisziplin. Foto: dpa

Selbst Christian Reitz hat irgendwann den Überblick verloren, wann er wo welche Siege und Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften sowie im Weltcup nach Hause in Regensburg getragen hat. Die wichtigsten Erfolge eines Schützen freilich haben mehr Menschen im Kopf: Als Jungspund holte er schon 2008 in Peking Bronze, wurde 2016 in Rio de Janeiro Olympiasieger und gehört auch vier Olympiaden nach seinem Debüt bei seinen fünften Spielen selbstredend wieder zu den Favoriten mit der Schnellfeuerpistole.

Zwei Starts in Paris hat Christian Reitz auch schon wieder hinter sich – und durchaus geliefert. Mit der Luftpistole wurde er wie in Tokio Fünfter. Im Mixed mit Josefin Eder fehlten dem Duo lausige zwei Ringe zum Medaillen-Match – obwohl Reitz mit seinen 293 Ringen der Beste des gesamten Klassements war.

Für den 37-Jährigen, der im sächsischen Löbau geboren wurde, „superzufrieden“ mit den Bedingungen bei der hessischen Polizei ist und seit Jahren mit seiner Frau Sandra im oberpfälzischen Regensburg lebt, steht jetzt wieder seine Paradedisziplin an: Am Samstag ab 11Uhr ist Trainingszeit, am Sonntag stehen um 9 und 13 Uhr die beiden Qualifikationsrunden für die 29 Schützen aus 19 Nationen von Ägypten bis China an – und dann will der aktuelle Weltranglistenfünfte einen von den sechs Finalplätzen für Montag ab 9.30 Uhr innehaben.

Äußerlich wirkt Christian Reitz, der mit zehn Jahren anfing und seit 21 Jahren Mitglied des Nationalkaders ist, als könne im nichts etwas anhaben. Ist das innerlich anders? „Immer“, sagt er lachend. Sehen tun das nur Leute, die ihn gut kennen und oft gesehen haben. „Da geht‘s vielleicht um einen Moment, eine Handbewegung.“

Im Qualifikationsduell war Christian Reitz nach drei Runden ringgleich mit Oliver Geis gewesen. Erst die höhere Bestwertung (591:587) brachte Reitz hinter dem souveränen Florian Peter nach Paris. Er hatte zwischen dem zweiten und dritten Wettkampf ein paar Kleinigkeiten umgestellt, vor allem das Brillenglas gewechselt und „hatte im Training das Gefühl, jetzt passt es wieder“.

Es hängt von vielem ab

Wie immer geht der Regensburger immer und überall unaufgeregt an die Sache heran. Das wird selbst bei Olympia nicht anders sein. „Ich kann nur die eigene Leistung beeinflussen. Wenn ich das, was ich kann im Vorkampf auf die Scheibe bringe, sollte das Finale drin sein.“ Dort kommen laut Reitz ein paar andere Faktoren hinzu. „Es hängt davon ab, wie man selber reinkommt, wie die anderen reinkommen und wer dann das Quäntchen Glück mehr hat.“

Was Christian Reitz aber auch weiß: Erfahrung hilft. Und davon hat der Regensburger in allen Situationen und an fast allen Ständen dieser Welt genug gesammelt. Je weniger Zeit, umso mehr kann die eine Rolle spielen. „Die Serien mit acht und sechs Sekunden kriegt jeder noch so gebacken“, sagt Reitz . „Bei vier Sekunden bricht auch schon mal einer zusammen. Aber wenn am Ende e ein anderer besser war, dann ist es eben so. Wir Schützen streben immer nach einer Perfektion, die wir nie erreichen.“

Die Wahrscheinlichkeit erhöhen

Bisweilen gibt Christian Reitz seine Erfahrungen auch als Trainer weiter. „Was ich im Training lerne ist, was die Wahrscheinlichkeit für einen guten Schuss erhöht. Ich kann nicht sagen: Mach das so und so, dann wird es eine Zehn. Ich kann nur sagen, wenn du das und das machst, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß auf eine Zehn.“ Dazu entscheiden Kleinigkeiten: „So blöd es klingt, aber Erfahrung spielt eine Rolle, die Bedingungen und wie jemand geschlafen hat. Denn alles, was der Körper abfedern kann, schlägt nicht auf die Psyche.“

Und vielleicht wächst ja die Reitzsche Erfolgsstatistik in Paris noch um einen weiteren wesentlichen Olympia-Beitrag. Und der wäre leicht zu merken.

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