Handball-Weltmeisterschaft
Optimistisch trotz Pleite: Regensburger Nils Lichtlein traut Deutschland das Viertelfinale zu

22.01.2025 |

Nils Lichtlein gelang gegen Polen sein erstes Tor bei der WM. Foto: Günter Uschold

Es wurde nichts aus der Revanche für das deutlich verlorene Olympia-Finale: Anders als im beim Kampf um die Goldmedaille im vergangenen August hat die 30:40-Niederlage gegen Dänemark zum Auftakt der Hauptrunde der Handball-Weltmeisterschaft aber nicht so große Folgen. Denn mit Siegen gegen Italien (Donnerstag, 23. Januar, 18 Uhr) und Tunesien (Samstag, 25. Januar, 20.30 Uhr) erreicht die deutsche Nationalmannschaft dennoch das Viertelfinale.

Titelverteidiger Dänemark, seit 32 WM-Spielen war vor rund 15.000 größtenteils einheimischen Fans in Herning erneut eine Nummer zu groß für das Team von Bundestrainer Alfred Gislason. Der gebürtige Regensburger Nils Lichtlein durfte nur gute vier Minuten ran und musste nach dem Spiel seinen Berliner Mannschaftskollegen, Welthandballer Matthias Gidsel und Lasse Andersson, fair zum verdienten Sieg gratulieren. „Das Ergebnis war schon hart. Offensiv haben wir es zu Beginn gut gemacht, aber 24 Gegentore zur Halbzeit sind viel zu viel. Das zeigt, dass die Dänen gerade das Nonplusultra sind“, sagte Lichtlein. „Aber wir dürfen jetzt auch nicht lange zaudern, wir haben wichtige Spiele vor der Brust.“ Lichtleins Blick, der aus der Jugend des ESV 1927 Regensburg stammt und mit 14 Jahren zu den Füchsen Berlin wechselte, ging am nächsten Morgen jedoch schon zum wohl vorentscheidenden Duell gegen Italien.

Für den amtierenden U21-Weltmeister, der nicht für die Olympischen Spiele nominiert war, ist die Teilnahme an seiner ersten Weltmeisterschaft mit dem A-Nationalteam etwas ganz Besonderes. „Ich bin wirklich froh und freue mich über jede Sekunde, in der ich zum Einsatz komme und versuche, sie bestmöglich zu nutzen“, sagt der 22-Jährige.

Der Linkshänder, der am liebsten auf der Spielmacherposition zum Einsatz kommt, aber nach eigenen Angaben durch die Verletzung von Franz Semper auch auf der rechten Rückraumposition trainiert, kam bislang in allen vier WM-Partien zum Einsatz. Sechs seiner acht Würfe zappelten dabei im gegnerischen Netz. Das Premieren-Tor im Auftaktspiel gegen die Polen war unvergesslich – und ein besonders Schönes: Linksaußen Lukas Mertens spielte den Ball in den Kreis, Lichtlein nahm den Pass im Sprung an und vollendete den sogenannten Kempa-Trick sicher. „Wir haben im Mannschaftskreis schon darüber gewitzelt, denn Magdeburger-Berliner-Koproduktionen gibt es aufgrund der Rivalität beider Vereine ja eher selten“, spielt Nils Lichtlein auf den speziellen Derby-Charakter an, wenn die beiden Spitzenvereine in de r Bundesliga aufeinander treffen.

Generell sei die Stimmung im Mannschaftskreis hervorragend. „Es macht sehr viel Spaß. Ich kannte durch die Bank weg alle, das hilft als WM-Neuling natürlich sehr. Wir hatten schon ein paar Lehrgänge zusammen und ich verstehe mich auch mit allen super.“ Abseits der Trainingseinheiten , Videosessions und Behandlungen bei den Physios werde viel Karten gespielt oder auch mal der Spielort Herning, eine Stadt im mittleren Jütland, erkundet.

Durch Olympia-Silber sei innerhalb der Mannschaft auch eine größere Erwartungshaltung an sich selbst spürbar. „Wir wollen uns auch gegen die Top-Nationen beweisen. Das Mindestziel ist das Viertelfinale und von da an kann alles passieren.“ Das wäre dem Handball in Deutschland angesichts der guten TV-Quoten auch zu wünschen: Gegen Dänemark sahen durchschnittlich 6,53 Millionen an den Bildschirmen zu. Und dem besten Regensburger Handballer aller Zeiten, Nils Lichtlein, ohnehin.

aro



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