Vor drei Jahren war das Halbfinale Endstation. Doch anders als in Tokio ruft Ruderer Oliver Zeidler sein großes Potenzial diesmal ab. Der Einer-Sieg beendet das Warten der Deutschen auf weiteres Gold.
Für Oliver Zeidler ist der Traum vom Olympiasieg wahr geworden. Nach bisher drei Welt- und Europameistertitel bewies der Einer-Ruderer diesmal auch im finalen Kampf um olympisches Gold Nervenstärke und Stehvermögen. Nach packendem Kampf verwies der 28 Jahre alte Münchner den Belarussen Jewgeni Solotoi und den Niederländer Simon van Dorp mit deutlichem Vorsprung auf die Plätze zwei und drei. Damit ist er der erste Deutsche seit Thomas Lange (1988 und 1992), der im olympischen Skiff-Endlauf triumphiert.
Zeidler wird Favoritenrolle gerecht
Nach zuvor drei überzeugenden Siegen in den bisherigen Rennen im Stade Nautique und einer olympischen Rekordzeit im Halbfinale war Zeidler, der bis vor zwei Jahren für den Donau-Ruder-Club Ingolstadt startete, als Favorit ins Rennen gegangen. Und dieser Rolle wurde er gerecht.
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Der Coup rund 30 Kilometer östlich von Paris vertrieb den Frust über das bittere Halbfinal-Aus vor drei Jahren in Tokio. Damals hatte er ein Karriereende erwogen, sich aber nach reiflicher Überlegung für einen weiteren Anlauf entschieden. Das Tattoo mit den olympischen Ringen in seinem Nacken deutet an, wie groß die Sehnsucht nach einem Sieg in Paris 2024 war. Auch die transportbedingte Verspätung von einer Stunde brachte Zeidler am Vormittag nicht aus dem Konzept.
Aus dem Wasser auf das Wasser
Rudern hat Tradition in der Familie Zeidler. Großvater Hans-Johann Färber gewann 1972 Olympiagold im Vierer, Onkel Matthias Ungemach wurde 1990 Weltmeister im Achter, Tante Judith Zeidler 1988 Olympiasiegerin im DDR-Achter.
Dass der einstige Leistungsschwimmer Oliver Zeidler 1996 aus dem Wasser auf das Wasser wechselte, verwunderte deshalb wenig. In erstaunlich kurzer Zeit stieß der 2,03 große Modellathlet in die Weltspitze vor.
In Eigenregie zum Erfolg
Es passt ins Bild von der Einsamkeit im Einer, dass er sich in den vergangenen Jahren weitgehend in Eigenregie auf Paris vorbereitete. Nach der EM-Pleite 2022 auf seiner Hausstrecke in München-Oberschleißheim drehte er zusammen mit seinem Vater und Trainer Heino Zeidler nach eigenem Bekunden „alle Steine um“ und machte durch kritische Kommentare vor allem zum Ende November scheidenden DRV-Sportdirektor Mario Woldt von sich reden.
Anders als die restlichen deutschen Skuller nahm er nicht am finalen Trainingslager in Ratzeburg teil, sondern verbrachte zum bereits zweiten Mal zwei Wochen an der olympischen Regattastrecke in Vaires-sur-Marne. Der Erfolg gibt Zeidler recht. In allen vier Skiff-Rennen der Regatta war er nicht zu schlagen. Das Halbfinale hatte er sogar in olympischer Bestzeit gewonnen.
− dpa
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