Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

25.09.2023 | Stand 26.09.2023, 5:21 Uhr |

Odessa - Ein Wohnhaus in Odessa wurde bei einem russischen Drohnenangriff beschädigt. (Archiv) - Foto: Nina Lyashonok/AP/dpa

Die Ukraine will nach der Überwindung russischer Minenfelder schnell vorankommen. Dafür stehen nun auch US-Panzer bereit. Raketenangriffe fordern unterdessen weitere Menschenleben. Die News im Überblick.

In seiner Abwehrschlacht gegen die russische Armee kann das ukrainische Militär ab sofort auch US-Kampfpanzer einsetzen. Das erste Kriegsgerät vom Typ Abrams sei in der Ukraine angekommen, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew mit.

«Die Abrams sind schon in der Ukraine und bereiten sich darauf vor, unsere Brigaden zu verstärken», schrieb Selenskyj auf Telegram. am 579. Kriegstag teilten die Ukrainer mit, dass bei einem Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte am vergangenen Freitag der Kommandeur Viktor Sokolow ums Leben kam. Dafür gab es von russischer Seite zunächst keine Bestätigung. Russland attackierte in der Nacht einmal mehr die südukrainische Hafenstadt Odessa.

Panzer für weitere Geländegewinne wichtig

Seit Juni läuft eine weitere Offensive der Ukrainer mit dem Ziel, speziell im Süden weitere Gebiete zu befreien und einen Keil zwischen die dortigen russischen Besatzungstruppen zu treiben. Die Panzer sollen dazu dienen, nach der Überwindung von Minenfeldern möglichst schnell vordringen zu können, um weiteres Gelände zu erobern.

Insgesamt haben die Vereinigten Staaten der Ukraine 31 Kampfpanzer zugesagt. Selenskyj machte keine Angaben, wie viele sich bereits im Land befinden. Die westlichen Verbündeten der Ukraine hatten lange um die Lieferung von Kampfpanzern gerungen. Die Ankündigung der USA kam schließlich Ende Januar parallel zur deutschen Zusage von Leopard-Panzern. An den Abrams wurden ukrainische Soldaten auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr ausgebildet.

Die USA gelten im militärischen Bereich als wichtigster Unterstützer Kiews. Seit Kriegsbeginn beläuft sich die US-Militärhilfe für die Ukraine nach Regierungsangaben auf 43,9 Milliarden Dollar. Zuletzt wurden Waffen und Ausrüstung im Wert von 128 Millionen Dollar (rund 120 Millionen Euro) aus Beständen des US-Militärs neu genehmigt. Aus Kiew seit langem geforderte ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometer waren darin nicht enthalten.

Explosionen in Sewastopol: Angeblich «kontrollierte Sprengung»

Nach dem ukrainischen Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte hat es auf der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim erneut Explosionen gegeben. Nach Angaben des russischen Besatzungschefs des Gebiets, Michail Raswoschajew, soll es sich um eine «kontrollierte Sprengung» am schwer beschädigten Gebäude in der Stadt Sewastopol gehandelt haben. Auch am Abend seien weitere Sprengungen geplant, gab Raswoschajew auf Telegram an. Unabhängig ließen sich die Angaben nicht überprüfen.

Bereits nach dem Angriff am vergangenen Freitag hatte die russische Seite zunächst nur von herabfallenden Raketentrümmern gesprochen - dabei stellte sich die ukrainische Attacke letztlich als weitaus erfolgreicher heraus. Mehrere Raketen sollen das Hauptquartier getroffen haben. Laut Angaben aus Kiew wurde dabei unter anderem der Chef der russischen Schwarzmeerflotte, Viktor Sokolow, getötet. Moskau bestätigte das zunächst nicht.

Russland greift Odessa mit Drohnen und Raketen an

Bei einem nächtlichen Angriff mit Drohnen und Raketen hat Russland die südukrainische Hafenstadt Odessa attackiert. Nach Angaben des Militärgouverneurs von Odessa, Oleh Kiper, wurden bis Mittag mindestens zwei Tote unter den Trümmern eines Lagerhauses geborgen. Zudem sei eine Frau verletzt worden.

Bei einem russischen Luftangriff auf die südukrainische Stadt Beryslaw kamen drei Menschen ums Leben, darunter zwei Senioren. Ein 73-jähriger Mann und eine 70-jährige Frau starben durch den Einschlag einer vom Flugzeug abgeworfenen Bombe in einem Gebäude der kommunalen Wohnungsverwaltung, wie die lokalen Behörden auf Telegram mitteilten. Ein beim Einschlag verwundeter Mann erlag am Nachmittag seinen Verletzungen im Krankenhaus.

Kiew meldet Zerstörung von russischen Munitionsdepots

In der russisch besetzten Region Luhansk im Osten der Ukraine ist nach ukrainischen Angaben ein russisches Munitionslager auf einem Fabrikgelände detoniert. In der Stadt Sorokyne habe es eine heftige Explosion gegeben, teilte der ukrainische Militärgouverneur der Region Luhansk, Artem Lyssohor, auf Telegram mit. Die zu Sowjetzeiten als Krasnodon bezeichnete Stadt liegt mehr als 100 Kilometer hinter der Front, jedoch nur etwa 10 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt.

Auf mehreren online veröffentlichten Videos waren Rauchschwaden über der Stadt zu sehen. Zu hören waren zudem die bei explodierender Munition typischen feuerwerksähnlichen Detonationen nach dem ersten Knall. Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme dazu, was getroffen wurde. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Separatistenregion Transnistrien meldet Absturz von Raketentrümmern

In der von der Republik Moldau abtrünnigen und an die Ukraine grenzenden Region Transnistrien sind nach Angaben der Separatisten Trümmer einer Rakete abgestürzt. Teile des Geschosses seien im Dorf Chițcani weniger als 20 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt gefunden worden, teilte das selbst ernannte Innenministerium der international nicht anerkannten Separatistenregion mit.

Im Laufe des russischen Angriffskrieges sind in den vergangenen Monaten bereits mehrmals Raketen- und Drohnenteile in Nachbarländern der Ukraine abgestürzt. Im November letzten Jahres etwa wurden zwei Menschen in Polen durch Trümmer getötet, die bisherigen Erkenntnissen zufolge von einer ukrainischen Flugabwehrrakete stammten. In den vergangenen Wochen wurden zudem mehrfach Teile russischer Kamikaze-Drohnen im rumänischen Grenzgebiet entdeckt.

UN-Kommission: Fortlaufend Beweise für russische Kriegsverbrechen

Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen sammelt im Ukraine-Krieg nach eigenen Angaben immer mehr Beweise dafür, dass die russische Armee Zivilisten foltert und Angriffe auf sie verübt. «Es gibt fortlaufend Beweise dafür, dass russische Streitkräfte in der Ukraine Kriegsverbrechen begehen», berichtete die Kommission dem UN-Menschenrechtsrat in Genf. Die Erkenntnisse deuteten auf eine weit verbreitete und systematische Anwendung von Folter durch russische Streitkräfte gegen Personen hin, denen vorgeworfen werde, Informanten der ukrainischen Streitkräfte zu sein. «In einigen Fällen war die Folter so brutal, dass das Opfer starb», teilte die Kommission mit.

Moskau setzt weitere Richter des Strafgerichtshofs auf Fahndungsliste

Die russische Justiz hat weitere Richter und ranghohe Beamte des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) zur Fahndung ausgeschrieben. Das Innenministerium setzte den polnischen IStGH-Präsidenten Piotr Hofmański, die aus Peru stammende Vizepräsidentin Luz del Carmen Ibáñez Carranza und den deutschen Richter Bertram Schmitt auf die Fahndungsliste, wie russische Staatsmedien berichteten.

Nachdem der Internationale Strafgerichtshof im März 2023 Haftbefehle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seine Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa wegen Verschleppung ukrainischer Kinder erlassen hatte, schrieb Moskau bereits mehrere IStGH-Richter und den Chefankläger der Behörde, Karim Khan, zur Fahndung aus. Russland warf ihnen den «Angriff auf einen Vertreter einer ausländischen Regierung» vor.

Pistorius für drei Tage in Lettland und Estland

Verteidigungsminister Boris Pistorius traf unterdessen zu einem dreitägigen Besuch im Baltikum eingetroffen. Der SPD-Politiker und seine Delegation landeten heute in der lettischen Hauptstadt Riga, wo Gespräche über die sicherheitspolitische Lage und die weitere militärische Kooperation mit dem Nato-Partner auf dem Programm stehen. Am Dienstag soll es weiter nach Estland gehen. Dort findet bis Mittwoch die jährliche baltische Sicherheitskonferenz statt. Deutschland hat sein militärisches Engagement im Baltikum nach Russlands Angriff auf die Ukraine deutlich ausgebaut.

© dpa-infocom, dpa:230925-99-322217/13

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