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Glühwein muss nicht rot sein - Weißer zunehmend gefragt

21.11.2023 | Stand 22.11.2023, 4:24 Uhr |

Getränke - Ungeachtet der Farbe ist Glühwein besonders in der Vorweihnachtszeit beliebt. - Foto: Monika Skolimowska/dpa

Mit Beginn der Weihnachtsmärkte lebt die Glühwein-Saison auf. Eine wachsende Zahl von Winzern stellt das Herbst- und Wintergetränk selbst her. Die Nachfrage nach verschiedenen Rebsorten steigt auch.

Weihnachtsmarkt, Winzer oder Weinhandel: Beim Glühwein ist neben dem klassischen roten immer häufiger auch weißer und sogar Rosé gefragt. „Wir stellen seit einigen Jahren fest, dass weißer und neuerdings auch Rosé-Glühwein verstärkt angeboten wird“, berichtet Ernst Büscher vom Deutschen Wein-Institut (DWI). Eine wachsende Zahl deutscher Weinerzeuger produziere Glühwein auch selbst. Valide Absatz- oder Umsatzzahlen gebe es dazu aber nicht.

Ungeachtet der Farbe ist Glühwein besonders in der Vorweihnachtszeit beliebt: „Roter ist der Hauptglühwein“, sagt Sascha Barth, Sprecher der Beschicker des Mainzer Weihnachtsmarkts im größten Weinanbaugebiet Rheinhessen. Er schätzt den Anteil des Roten auf etwa 80 Prozent. Weißer werde an den Ständen aber immer häufiger gewünscht. „Rosé-Glühwein ist ein Nebenprodukt.“

„Weißer Glühwein ist ein neuer Trend“, sagt Silvia Schelle, die Geschäftsführerin einer Online-Verkaufsplattform, die Weine von rund 140 Pfälzer Winzern verkauft. „Vielleicht weil er einfach einen Tick fruchtiger ist.“ Mit einem Verkaufsanteil von etwa 70 Prozent sei der rote Glühwein aber immer noch gefragter - und Rosé-Glühwein aus ihrer Sicht „zu vernachlässigen“.

„Rosé-Glühwein gibt es offiziell ja erst seit letztem Jahr“, sagt Büscher. Bis dahin sei er nur vereinzelt „als roséfarbenes Heißgetränk mit Fantasienamen“ angeboten worden. „Weil Glühwein aus weinrechtlichen Gründen nur aus Rot- oder Weißwein hergestellt werden durfte.“ Der Gesetzgeber habe 2022 auch den Roséwein in die Liste der für die Glühweinherstellung zugelassenen Weinarten aufgenommen.

Das Interesse am weißen Glühwein wächst

„Der Klassiker ist der rote“, sagt auch Ralph Seeberger, Geschäftsführer einer Online-Plattform, die den Wein von mehr als 80 Winzern aus Franken vertreibt und deren Kunden in der Regel im Alter 50 plus sind, wie er sagt. „Die Leute werden aber experimentierfreudiger.“ Weißer Glühwein werde häufiger geordert als früher, und auch vereinzelt Rosé-Glühwein. Bei der Winzergenossenschaft der Weingärtner Stromberg-Zabergäu wird seit einigen Jahren auch zunehmend weißer Glühwein nachgefragt. Das Verhältnis liege bei etwa 60 Prozent Rot und 40 Prozent Weiß, heißt es bei den Württembergern.

Für den roten Klassiker seien die Rebsorten Spätburgunder, Dornfelder oder Regent besonders geeignet, berichtet Büscher. Es gibt ihn aber auch aus dem Barrique-Fass. Beim weißen seien säuremilde Sorten wie Müller-Thurgau oder Silvaner besonders geeignet. Aber auch aromatischere Sorten wie Scheurebe oder Gewürztraminer gibt es als Glühwein.

„Noch vor 15 Jahren konnte man davon ausgehen, dass jemand, der weißen Glühwein wollte, aus dem Rheingau kam“, sagt Barth aus dem rheinhessischen Mainz. Weil dort viel mehr weiße als rote Trauben angebaut würden. Das gilt nach Einschätzung von Stefan Kolb vom Weingut Schlossgartenhof im rheinhessischen Saulheim auch für die Anbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen. „Im Osten war weißer Glühwein schon immer der stärkere.“ In Mainz bevorzugten inzwischen vor allem junge Frauen und Mädchen weißen Glühwein, sagt Barth. „Wegen der Zähne. Das ist aber Quatsch, da ist ja kein Farbstoff drin.“

„In Glastassen ausgeschenkt, ist er ein Hingucker“

Nach dem Weingesetz ist Glühwein „ein aromatisiertes weinhaltiges Getränk“, das ausschließlich aus Rot-, Weiß- oder Roséwein hergestellt und gesüßt sowie gewürzt werde, berichtet Büscher. „Der Zusatz von Farbstoffen ist ebenso verboten wie der von Alkohol oder Wasser.“ Der Alkoholgehalt müsse mindestens 7 und weniger als 14,5 Volumenprozent aufweisen.

„Weil Glühwein zu den aromatisierten weinhaltigen Getränken zählt, darf er als Rosé auch aus einer Cuvée von Rot- und Weißwein hergestellt werden“, berichtet Büscher über eine Änderung im europäischen Weinrecht 2022. „Das ist für die Roséweinbereitung nicht zulässig.“

Die gewachsene Nachfrage nach Rosé im Flaschengeschäft treibt nach Einschätzung von Kolb auch die Nachfrage nach Rosé-Glühwein. Er spricht von einer „Trendgeschichte“ und sagt: „In Glastassen ausgeschenkt, ist er ein Hingucker.“

Grunderzeugnisse aus Deutschland

„Für einige Winzer ist das Glühweingeschäft auch zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein geworden“, berichtet Büscher. „Sie bieten Glühwein auch in Großgebinden für Standbetreiber auf den Weihnachtsmärkten an.“ Wie Kolb und der rheinhessische Schlossgartenhof. Etwa ein Drittel des Ertrags der 30 Hektar großen Anbaufläche werde zu Glühwein und in die ganze Republik verschickt, berichtet Kolb. Für die Mitglieder des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ist Glühwein dagegen nach Verbandsangaben kein Thema.

Der Begriff „Winzerglühwein“ dürfe nur verwendet werden, wenn der Glühwein aus eigenen Weinen zubereitet wurde, erläutert Büscher. „Deutscher Glühwein“ bedeute dagegen lediglich, dass die Grunderzeugnisse aus Deutschland stammten.

Winzer hätten Glühwein nun häufiger auch in Bioqualität, vegan oder nach alten Hausrezepten im Angebot, berichtet Büscher. Auch das Nachhaltigkeitssiegel „Fair'n Green“ finde sich vermehrt, sagt Kolb. Alkoholfreier Wein mit Glühweingewürzen darf aber nicht als „alkoholfreier Glühwein“ bezeichnet werden, sagt Büscher. Er ist vielmehr ein „aromatisiertes Getränk aus alkoholfreiem Rotwein“.

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