Hunderte Euro Einsparpotenzial
Teurer Irrtum: Deutsche kaufen energiesparende Haushaltsgeräte, aber nutzen sie falsch

23.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:02 Uhr |

Weniger Temperatur, aber deutlich längere Laufzeit: Spart das wirklich Strom? Viele Deutsche sind da wohl verunsichert und nutzen den Eco-Modus von Waschmaschinen und Geschirrspülern kaum. Laut Miele und Stiftung Warentest lassen sie so Hunderte Euro Einsparpotenzial liegen. −Symbolbild: dpa

Bei Geschirrspül- und Waschmaschinen sitzen Verbraucher in Deutschland einem teuren Irrtum auf: Zwar setzen viele bei der Neuanschaffung auf energiesparende Geräte – sie nutzen diese aber falsch und lassen Hunderte Euro Einsparpotenzial liegen.



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Zwar geben 82 Prozent der Deutschen an, seit Beginn der Energiekrise stärker auf ihren Verbrauch zu achten, wie die Befragung des Marktforschungsinstituts Appinio im Auftrag des Hausgeräteherstellers Miele ergab. Auch setzen 62 Prozent bei der Anschaffung sehr stark auf Nachhaltigkeit.

Nach dem Kauf ist es demnach aber mit der Sparsamkeit vorbei: Nur 15 Prozent geben an, das Eco-Programm der Waschmaschine zu nutzen. Beim Geschirrspüler sind es 30 Prozent. Nur jeder zehnte Deutsche wählt den Eco-Modus am häufigsten bei beiden Geräten.

38 Prozent der Befragten dauert Eco-Programm zu lange – und jeder dritte spült Geschirr, bevor er es in die Maschine stellt



38 Prozent der Befragten dauert das Eco-Programm zu lange. 22 Prozent geben an, dass das Ergebnis nicht zufriedenstellend sei. 18 Prozent wählen aus Gewohnheit andere Programme. 15 Prozent denken, dass der ausgewiesene Sparmodus doch mehr Energie und Wasser verbraucht als andere Programme. 11 Prozent der Befragten glauben, dass bei Geräten mit der Energieeffizienzklasse A oder B alle Programme gleich sparsam sind.

Bei den eigenen Gewohnheiten geben 60 Prozent der Befragten an, dass sie immer oder häufig das voreingestellte Eco-Programm wegschalten. Jeder Dritte spült immer oder häufig das Geschirr per Hand vor, bevor es in die Spülmaschine kommt.

Wie kann es sein, dass ein Gerät weniger Energie verbraucht, wenn es drei statt eineinhalb Stunden läuft?



„Mir konnte noch niemand erklären, warum es energiesparender sein soll, wenn mein Geschirrspüler drei Stunden statt eineinhalb läuft“, so ähnlich denken auch manche Leser. Die Mediengruppe Bayern fragte daher bei Miele-Pressesprecher Dirk Haushalter nach. Ihm zufolge ist das tatsächlich ein Irrtum, dem noch immer viele Leute aufsitzen.

„Klar könnte man auf den ersten Blick denken, dass eine Maschine mehr Wasser und Strom braucht, wenn sie länger läuft“, sagt er. Dem sei aber nicht so. Stattdessen wirke das Wasser-Waschmittel-Gemisch länger in Kleidung oder Geschirr ein. Das Spül- oder Waschergebnis sei dadurch auch bei weniger Temperatur und Wassermenge gleich gut oder besser. „Auch die Trocknungszeit bei der Spülmaschine läuft länger, aber ohne zusätzlichen Energieverbrauch“, so Haushalter.

Wer Eco-Programm konsequent nutzt, spart hunderte Euro



Die Stiftung Warentest hat in ihrem aktuellen Geschirrspüler-Test (Juli 2023) die Eco-Programme in nahezu allen Fällen besonders gut bewertet. Und: Wer das Eco-Programm konsequent nutzt, spart demnach in zehn Jahren bis zu 335 Euro an Betriebskosten durch weniger Wasser- und Stromverbrauch.

Wer Gerät an Warmwasseranschluss koppelt, eine Photovoltaikanlage hat oder dynamische Stromtarife nutzt, spart noch mehr



Vor allem viele Eigenheimbesitzer haben zuhause eine Warmwasser-Solaranlage. Sie können noch mehr Strom und Geld sparen, wenn sie Wasch- und Geschirrspülmaschine an einen Warmwasseranschluss koppeln, wie das bei immer mehr modernen Geräten möglich ist.

„Jeder Miele Geschirrspüler kann an einen Warmwasseranschluss bis 60 °C angeschlossen werden. Damit lässt sich der Stromverbrauch im Programm Fein um bis zu 50 Prozent, die Laufzeit um bis zu 10 Prozent reduzieren“, sagt etwa Miele-Pressesprecher Dirk Haushalter. Bei Waschmaschinen liege die Ersparnis sogar bei bis zu 65 Prozent.

Für Besitzer einer Photovoltaikanlage gilt zudem: Durch geschicktes Zeitmanagement lassen sich Haushaltsgeräte rein mit eigenem Strom betreiben, anstatt diesen teuer einzukaufen. Wie man das am besten macht und seinen Autarkiegrad weiter nach oben treibt, verriet Energieberater Matthias Obermeier aus Passau der Mediengruppe Bayern.

Auf Vergleichsportalen wie Verivox und Check24 tauchen zudem immer öfter dynamische Stromtarife auf. Dabei zahlt man nicht immer den selben Preis, sondern vereinfacht gesagt dann weniger, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Auch damit können Haushalte Energiekosten sparen.

− dpa



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