Polarlichter haben den Himmel über Bayern in der Nacht auf Samstag in beeindruckenden Farben erstrahlen lassen. Das seltene Naturschauspiel war die Folge eines besonders starken Sonnensturms, der die Erdatmosphäre getroffen hat. Wer die Polarlichter verpasst hat, hat in den nächsten Monaten mit viel Glück vielleicht noch mal die Möglichkeit, das kosmische Ereignis zu bewundern.
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Dass sich am Wochenende am Himmel etwas tun würde, sei klar gewesen, sagt Florian Steimer von der Sternwarte Passau. „Wie heftig es wurde und wie farbenfroh und bunt die Polarlichter waren, hat uns aber alle überrascht.“ So etwas wie in der Nacht auf Samstag habe er „noch nie erlebt“, ist Peter Maier von den Astronomiefreunden Ingolstadt noch immer begeistert. Der Grund für das Naturschauspiel in der Nacht auf Samstag sind die gerade besonders starken Sonnenaktivitäten.
Starke Sonnenstürme waren „Sechser im Lotto“
Ein besonders großer Sonnenfleck habe genau in Richtung Erde gezeigt, von dem gleich mehrere starke Koronale Massenauswürfe (CME) ausgegangen sind, erklärt Steimer. „Das war quasi ein Sechser im Lotto.“ Der Teilchenstrom dieser besonders heftigen Sonnenstürme war für das Spektakel am Nachthimmel verantwortlich.
Auch in Regensburg war man von den kräftigen Nordlichtern überrascht, bestätigt Torsten Bendl von der dortigen Volkssternwarte. Normalerweise würden die geladenen Teilchen nämlich durch das Magnetfeld der Erde in Richtung der Pole abgelenkt. Aber je heftiger ein Sonnensturm ist, desto weiter weg von den Polen treten die Polarlichter auf. „Der Sturm war so stark, dass die Lichter auch in unseren Breiten zu sehen waren.“ In Ingolstadt sei der Ausbruch gegen 1 Uhr besonders stark gewesen, sagt Maier. Im Gegensatz zur Nacht auf Sonntag: Da sei alles viel schwächer gewesen und teils nur mit Hilfe einer Kamera und einen langen Belichtung sichtbar gewesen.
Angeregte Moleküle sorgen für farbenprächtigen Nachthimmel
Das besonders beeindruckende Farbenspiel am Nachthimmel sei ebenfalls ein Indiz für die Stärke der Sonnenstürme gewesen, sagt Steimer. Die Farbe des Lichts verändere sich nämlich, je nachdem wie tief der Teilchenstrom in die Schichten der Erdatmosphäre eindringt.
Regen die Teilchen Sauerstoffmoleküle in der äußeren Schicht der Atmosphäre an, sind rote Polarlichter wahrnehmbar, in etwas tieferen Schichten grüne Lichter. Wenn, wie Freitagnacht, die Teilchen auch noch höher anzutreffende Stickstoffmoleküle anregen, leuchten diese lila bis lilabläulich.
Wann wieder Polarlichter zu sehen sind, ist schwer vorherzusagen
In den kommenden Nächten werden laut Steimer wohl keine Polarlichter mehr den Himmel über Bayern schmücken. „Vorerst war es das, die Sonnenstürme sind jetzt erst einmal durch.“
Ob sich das Spektakel in absehbarer Zeit wiederholen wird, sei schwer vorhersehbar, meint Bendl. Etwas Hoffnung gebe es aber. Die Sonne erreicht in einem elfjährigen Zyklus gerade einen Höhepunkt ihrer Aktivitäten. „Da wir uns gerade dem Maximum nähern, ist es möglich, dass wir dieses oder nächstes Jahr noch einmal Polarlichter sehen“, so Bendl.
Es sei aber ein Blick in die Glaskugel, sagt Steimer. Wann und ob die Bedingungen wieder so perfekt wie am Freitag sein werden, lasse sich nicht voraussagen. „Das kann jetzt bald noch einmal passieren, oder auch erst in 20 Jahren.“
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