„Unglaublich modern“
Französische Ordensfrau: Älteste Frau der Welt mit 118 Jahren gestorben

18.01.2023 | Stand 18.01.2023, 7:25 Uhr
Schwester Andre, geborene Lucile Randon, betet am Vorabend ihres damalas 117. Geburtstags. Mit der französischen Schwester André ist der älteste Mensch der Welt gestorben. Laut Toulons Bürgermeister wurde die Ordensschwester 118 Jahre alt. −Foto: Nicolas Tucat/AFP/dpa

Der älteste Mensch der Welt, die französische Ordensschwester André, ist gestorben. Sie wurde 118 Jahre alt, wie der Bürgermeister ihres südfranzösischen Wohnorts Toulon, Hubert Falco, am Dienstagabend auf Facebook schrieb.



Schwester André starb in der Nacht von Montag auf Dienstag im Altersheim, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf den Sprecher der als Lucile Randon geborenen Frau.



Die Gerontology Research Group listete Schwester André seit Ende April vergangenen Jahres als ältesten lebenden Menschen, zuvor als älteste Europäerin. Mit ihrem Tod rückt in dem Ranking der Vereinigung von Forscherinnen und Forschern nun die in Spanien lebende Maria Branyas Morera mit 115 Jahren auf den Platz des ältesten Menschen der Welt.

Sie erlebte zwei Weltkriege und die Spanische Grippe

Schwester André wurde am 11. Februar 1904 in Alès geboren. In ihrer Jugend war die Französin als Hauslehrerin tätig und reiste dafür aus einem kleinen südfranzösischen Dorf in die Großstadt Paris. Erst mit Anfang 40 trat sie in eine Ordensgemeinschaft ein. Sie erlebte zwei Weltkriege, den Ausbruch der Spanischen Grippe und überlebte auch mehrere Infektionen mit dem Coronavirus. Angst habe sie während der Pandemie nicht gehabt, weil sie das Sterben nicht fürchte, sagte sie nach ihrer Genesung dem Sender BFMTV.

Der älteste Mensch der Welt zu sein hatte für die Ordensfrau auch einen bitteren Nachgeschmack. Dem Sender BFMTV sagte sie, es erfülle sie mit Stolz, sei aber auch ein Desaster. „Das ist eine traurige Ehre. Ich habe das Gefühl, dass ich besser im Himmel wäre und der liebe Gott mich nicht will.“ Ihr Sprecher David Tavella schrieb nun auf Linkedin über den Tod Schwester Andrés: „Ich bin traurig, aber glücklich für sie, weil sie zu ihrem geliebten Bruder wollte.“

„Die Arbeit lässt mich leben“

Trotz ihres hohen Alters blieb die Ordensfrau lange aktiv. „Man sagt, dass Arbeit tötet. Bei mir lässt die Arbeit mich leben. Ich habe bis zum Alter von 108 Jahren gearbeitet“, zitierte der Sender BFMTV Schwester André. Versüßt hat ihr das Leben demnach ein Stückchen Schokolade am Tag.

Zuletzt saß Schwester André im Rollstuhl, seit einigen Jahren sah sie nicht mehr gut. Sie ist Ehrenbürgerin der Stadt Toulon, wo sie seit etlichen Jahren im Heim lebte. Bürgermeister Falco würdigte sie als „unglaublich modern“ und eine „Nonne mit großem Herzen“.

− dpa