Mensch des Tages
Freddy Quinn: Seine Wehmut traf ins Herz

Die wehmutsgeladenen Schlager traf „Freddy“ die mit dem Wiederaufbau ihres Landes beschäftigten Deutschen mitten ins Herz.

22.09.2021 | Stand 22.09.2021, 18:17 Uhr
Freddy Quinn: Seine Wehmut traf ins Herz −Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Es geschah Anfang der 50-er Jahre in einer Hamburger Hafenkneipe. Dort, in der „Washington Bar“ auf St. Pauli, saß ein junger Mann am Tresen, sang zur Gitarre Hillbilly Songs und internationale Folklore. Neben Seeleuten und Damen des horizontalen Gewerbes war auch ein Reporter anwesend – Jürgen Roland, eine spätere Legende des Norddeutschen Rundfunks. Der verschaffte dem talentierten Sänger seinen ersten TV-Auftritt. Und ein Superstar war geboren: Freddy Quinn. So nannte sich der Jüngling mit der Sehnsucht in der kraftvollen Bariton-Stimme. Und er stieg schnell zu einem der größten Unterhaltungskünstler im Nachkriegs-Westdeutschland auf.

„Heimweh“, „Brennend heißer Wüstensand“, „Junge, komm bald wieder“ oder auch „Die Gitarre und das Meer“ hießen die wehmutsgeladenen Schlager, mit denen der stets adrett auftretende „Freddy“ die mit dem Wiederaufbau ihres Landes beschäftigten Deutschen mitten ins Herz traf. Mehr als 60 Millionen Tonträger verkaufte er bis zur Jahrtausendwende. Er erhielt mehr als ein Dutzend Goldene Schallplatten und wurde 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Nun wird der Entertainer, der auch als Zirkusartist und Schauspieler Furore machte, 90 Jahre alt. Am Montag darf er runden Geburtstag feiern. Ob er das in Hamburg tut oder anderswo, ist jedoch unbekannt – denn Quinn hat sich seit längerem aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Der Vorzeige-Seemann, von Geburt nicht etwa Hamburger, sondern Österreicher, ist zeitlebens eine geheimnisumwitterte Person gewesen.

Bewegtes Leben

Als Manfred Franz Eugen Helmuth Nidl kam er am 27. September 1931 zur Welt. Sein Vater war laut Quinn ein Kaufmann irischer Abstammung, der wohl bereits 1943 in den USA, wo sein Sohn ihn nach Kriegsende suchte, gestorben war. „Damals lernte ich zum ersten Mal, was echter Seelenschmerz ist“, erklärte der Star später. Abenteuerliche Reisen führten ihn nach Algerien, wo er vor Fremdenlegionären sang. Auch gab es einen Stiefvater, eine Zeit lang hieß er Manfred von Petz. Später durfte er seinen Namen offiziell in Quinn ändern.

Mit seinem Liebesleben hielt sich der Frauenschwarm ebenfalls bedeckt. So starb 2008 mit 89 Jahren Lilly Blessmann, die er jahrzehntelang als seine Managerin bezeichnet hatte. Die Ehe der beiden war erst 2004 durch einen Gerichtsprozess bekanntgeworden, als sich Quinn mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung auseinanderzusetzen hatte – dabei das Delikt gestand und seine Schulden beglich. Inzwischen ist der unvergessene Show-Man mit seiner fast 30 Jahre jüngeren Partnerin Rosi glücklich. (dpa)