Weihnachten Greller die Lichter nie scheinen
Beim Schmücken scheuen deutsche Weihnachtsfans keine Kosten und Mühen. Eine Reise durch ein blinkend-leuchtendes Land.

Berlin.Hell, heller, Weihnachtshaus: Mancher Enthusiast schmückt sein Eigentum zur Adventszeit mit einem grellen Gewimmel aus Lichterketten und Figuren. Gerne untermalt von mehr oder weniger besinnlicher Musik. Das gefällt nicht jedem, und Strom kostet es auch. Eine Reise durch ein weihnachtlich erleuchtetes Land lohnt sich.
Schleswig-Holstein: Rentiere, Krippe, Kamel, Elch
Die Weihnachtsbeleuchtung in Schweden ist das Vorbild von Heinrich und Brunhilde Rahlfs aus Barnitz in Schleswig-Holstein. Bei ihnen schmücken neben zahllosen Lichterketten unter anderem eine große Weihnachtskrippe, Rentiere, ein Kamel und ein lebensgroßer Elch den Vorgarten. „Wir haben ein Haus in Schweden. Von dort bringen wir jedes Jahr weitere Weihnachtsdekorationen mit, wir entdecken immer wieder was Neues“, sagt Brunhilde Rahlfs. Zwei Lastwagen fülle die Deko. Als Sommerlager dient eine Lagerhalle des Fuhr- und Taxi-Unternehmens, das das Ehepaar betreibt.
Delmenhorst: Schmuck, so teuer wie ein Mittelklassewagen

Was Sven Borchart derweil auf dem Grundstück in Delmenhorst bei Bremen mit Lichtern behängen konnte, hat er auch behängt. „Es gibt nicht einen Baum oder Busch, der nicht beleuchtet ist.“ Mit rund 55 000 Lichtern haben seine Ehefrau Martina und er Haus und Garten geschmückt. „Ich schätze, es hat den Wert eines Mittelklassewagens, was hier verbaut ist“, sagt Borchart. Und der Strom? Mit Kosten von 700 bis 800 Euro rechnet er in diesem Jahr. Immer am ersten Advent, wenn das Lichtermeer zum ersten Mal eingeschaltet wird, feiert das Paar eine Glühweinparty und spendet die Einnahmen für einen wohltätigen Zweck.
Saarland: Das Haus wird zum Ufo

In der Dunkelheit einer unauffälligen Straße in Völklingen im Saarland leuchtet unterdessen das Haus von Sven Berrar wie ein Ufo. Mit dabei sind Lichterketten, Kerzen, Engel, Sterne und Weihnachtsmänner. 67 000 Lämpchen und mehr als 300 beleuchtete Figuren sind es heuer. „Das ist unser persönlicher neuer Rekord“, sagt der 33-Jährige, der sein bereits zum 19. Mal zum Leuchten bringt. Entsprechend Zeit hat das Schmücken gekostet: „Wir haben ab dem 1. Oktober acht Wochen lang aufgebaut.“ Und warum? „Das ist Balsam für die Seele.“
Ein Meer von Lichterketten, riesige Christbaumkugeln, Weihnachtsmänner und -figuren: Eine 60-jährige Frau verwandelt ihr Haus in Frankfurt am Main seit mehr als 20 Jahren in der Adventszeit in ein leuchtendes und blinkendes Weihnachtswunderland und ist damit inzwischen eine bekannte Adresse: „Das ist das Weihnachtshaus, Kinder werfen ihre Weihnachtswünsche in meinen Briefkasten“, erzählt sie.
Wie hell darf die Deko leuchten?
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Tabuzone Schlafzimmer
Wenn fremde Schlafzimmer ausgeleuchtet werden, kann es Probleme geben. Nachbarn könnten verlangen, dass die Deko spätestens ab 22 Uhr ausgeschaltet wird. Damit der Nachbarschaftsfrieden nicht gestört wird, sollten dekorative Eskapaden ohnehin mit Nachbarn abgestimmt sein. -
Keine Geschmackspolizei
Auf den persönlichen Geschmack kommt es in diesem Zusammenhang allerdings nicht an, erklärt der Verband Haus & Grund. Mit kitschigen oder hässlichen Rentieren, Weihnachtsmännern oder Eisschlössern im Garten des Nebenmanns müssen Nachbarn leben.
Karlsruhe: Lichtershow aus 30 000 Punkten
Thorsten Grügers Haus in Karlsruhe ist derweil mit rund 30 000 kleinen LED-Lichtpunkten geschmückt, die computergesteuert zur Musik eine eindrucksvolle Show bieten. Schon beim Hausbau hat er die Deko zum Fest bedacht – und Leerrohre für den Strom nach draußen verlegt. Auf die Idee zur musikgesteuerten Weihnachtsbeleuchtung haben ihn Videos aus den USA gebracht. Das Spektakel zieht Schaulustige an. „Es stehen jeden Abend Autos davor, die Leute kommen von überall her“, erzählt er. Inzwischen gebe es eine kleine Gruppe in Deutschland, die auf LED-Schmuck setzt, der im Takt weihnachtlicher Rhythmen blinkt.
Bodensee: Singende Weihnachtsmänner
Eine Musik-Show im Garten ist auch erlaubt, aber es gibt Einschränkungen: Mittags- und Nachtruhezeiten setzen der Beschallung Grenzen. Wer es genauer wissen will, fragt bei der Kommune nach. Oder liest in den Landesemissionsgesetzen nach.
Ein Lichtermeer erstrahlt derweil im Garten von Thomas Bittelmeyer. Doch nicht nur das: Es gibt singende Weihnachtsmänner und Rentiere. Manche Figuren bewegen sich zum Takt der Musik. Jedes Jahr baut der 47-Jährige mit seiner Familie ein weihnachtliches Arrangement aus Lampen und Tönen vor sein Haus in Friedrichshafen am Bodensee. Wie viele Lichter es diesmal sind, weiß er nicht. „Ich habe nicht mitgezählt, sondern einfach nur aufgehängt“, sagt er. In vergangenen Jahren waren es bis zu 60 000 Lichter.
Die Stromanbieter: Kein Wichtelmanntarif
Ist denn das Schmückvergnügen generell teurer geworden? Eher nein. Es sei schwer, eine Abschätzung abzugeben, erklärt der Verband kommunaler Unternehmen. Zwar seien die Stromkosten in den letzten Jahren durchschnittlich gestiegen, wegen des vermehrten Einsatzes von LEDs dürfte sich der Kostenanstieg aber nicht bemerkbar machen. Die Kosten seien wohl in etwa unverändert geblieben. Rabatte für weihnachtliche Intensivnutzer seien nicht bekannt: „Von einem Wichtelmanntarif haben wir noch nichts gehört.“ Belastet denn so eine Extrem-Beleuchtung das örtliche Stromnetz? Nein, schätzt der Verband kommunaler Unternehmen. Der Grund: Weihnachtsbeleuchtung verbraucht konstant und relativ wenig Strom.
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