Vermisste Kinder
Jährlich 100.000 Kinder in Deutschland vermisst

Jedes Jahr verschwinden hierzulande Tausende Kinder. Die meisten tauchen schnell wieder auf. Doch von 1850 fehlt jede Spur.

22.04.2011 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr

Hamburg.Rund 100.000 Kinder verschwinden jedes Jahr in Deutschland. 50.000 von ihnen werden bei der Polizei als vermisst gemeldet, die andere Hälfte taucht innerhalb weniger Stunden wieder auf. „Nur zwei Prozent dieser Kinder bleiben über einen längeren Zeitraum verschwunden“, sagt Carl Bruhns, Mitbegründer der Initiative Vermisste Kinder.

Auch der vermisste Dennis, dessen Mörder vor einigen Tagen nach zehn Jahren gefasst wurde, war wenige Tage nach seinem Verschwinden tot gefunden worden. Wie bei Dennis kann es häufig mehrere Jahre dauern, bis der Fall aufgeklärt werden kann. Das Schicksal von derzeit rund 1850 vermissten Kindern in Deutschland ist nach Angaben von Experte Bruhns völlig ungewiss. Nach diesen Kindern sucht die Initiative Vermisste Kinder in Zusammenarbeit mit der Polizei.

Möglichst schnell die Polizei verständigen

Die größten Chancen, ein vermisstes Kind zu finden, hat man nach Meinung des Experten direkt nach dem Verschwinden. „Innerhalb der ersten drei Stunden sollte man möglichst viel in Bewegung setzen“, sagte Bruhns. Die Zeit, die in den ersten Stunden verloren gehe, könne man nicht mehr aufholen. „Kritisch wird es, wenn die Kinder länger als 14 Tage verschwunden sind.“ Dann sei es zunehmend aussichtslos, sie zu finden.

Wichtig ist es nach Angaben von Bruhns, dass Eltern, die ihr Kind vermissen, möglichst schnell die Polizei verständigen. „Wenn man das Haus durchsucht und die Freunde abtelefoniert hat, sollte man die Polizei anrufen“, rät er. Problematisch sei die Situation bei Kindern, die schon häufiger von Zuhause ausgerissen seien. „Hier zögert die Polizei häufig.“ Bruhns rät den Eltern trotzdem, sich nicht zu scheuen, die Polizei einzuschalten.

Einige Eltern lassen vermisste Kinder für tot erklären

Neben der Suche nach den vermissten Kindern unterstützt die Initiative die Eltern auch bei der Bewältigung ihres Schicksals. „Die Gefühle, die die Eltern in der ersten Zeit haben, sind ganz unterschiedlich“, sagte Bruhns. Viele würden das Zimmer des Kindes nicht verändern oder sich an tägliche Rituale klammern, die sie mit dem Kind verbinden.

Das Quälendste sei dabei die Ungewissheit. „Einige Eltern lassen ihr vermisstes Kind sogar für tot erklären, um endlich damit abschließen zu können.“ Dass Dennis‘ Mörder nach zehn Jahren gefunden wurde, ist für die Eltern nach Einschätzung von Bruhns eine Erleichterung. „Im ersten Moment ist es vielleicht schlimm, aber es wird ihnen helfen, zur Ruhe zu kommen.“