Die feine englische Art?
Viral auf Twitter: König Charles kommandiert Diener herum - und wird gefilmt

12.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:41 Uhr
Jonathan Ederer
„God Save the King“: König Charles III sitzt erst seit wenigen Tagen im Thron, da muss er sich schon Vorwürfe in den sozialen Medien gefallen lassen. −Foto: Victoria Jones / AFP

Charles III. wurde am Samstagzum König ausgerufen. Die Zeremonie war bis ins Detail geplant, die Proklamation verlief feierlich, bis dem 73-jährigen Monarchen ein Fauxpas unterlief: Genervt kommandierte er seine Bediensteten herum - und wurde dabei gefilmt.



DieQueen ist tot, lang lebe der König. Charles III. weiß erst seit ein paar Tagen, dass er auf dem britischen Thron Platz nehmen darf, da hat er sich schon einen Patzer erlaubt. Zumindest sind einige Twitter-Nutzer dieser Meinung. Und tatsächlich: Sein Auftritt bei seiner Proklamation am Samstag in London zeugt nicht gerade von einem freundlichen Umgang mit seinen Bediensteten.

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Was war geschehen? Als der ehemalige Prinz bei der Zeremonie am Schreibtisch Platz nahm, um dort Dokumente für seine Proklamation zu unterschreiben, störte er sich offenkundig an der Unordnung, die dort herrschte. Tintenfass und Schreibutensilien mitten auf der Platte - für den 73-jährigen Adligen ein No-Go. Wie soll man so arbeiten? Sein blaues Blut geriet offenkundig in Wallung.

Herrische Gesten, hörige Bedienstete

Charles wedelte mit herrischen Gesten über das Möbelstück und gebot seinen Angestellten, die Utensilien rasch an den Rand des Tischs zu rücken. Gezeigt, getan. Es dauerte nur Sekunden, bis ein höriger Bediensteter herbeieilte und die ungeliebten Objekte beiseite zog. Und siehe da: Schon nahm der Monarch Platz und unterschrieb fleißig die Urkunden, die ihm vorgelegt wurden.



Doch Charles hatte Pech. Die Feierlichkeit wurde weltweit live übertragen und aufgezeichnet - zum ersten Mal überhaupt. Die ganze Welt sah also, wie er seine Diener mit genervtem Gesichtsausdruck herumdirigierte. Die Social-Media-Kanäle liefen heiß. Mike Sington vom US-amerikanischen Fernsehsender NBC etwa schrieb: Die Queen habe in der Öffentlichkeit nie die Fassung verloren wie Charles in dieser Situation.

Diskussionen auf Twitter: Was hätte er tun sollen?

Ob das Verhalten von Charles die feine englische Art ist? Von außen betrachtet gewiss nicht. Andererseits, so kommentierte Matt Bevan von den Australischen ABC News: Was hätte er anders machen sollen? „What’s he supposed to do?“ Hätte er die Stifte etwa selbst in ein anderes Zimmer tragen, sie auf den Boden stellen sollen? Eigentlich habe er ja nur gefragt, ob man die irritierenden Requisiten wegstellen könne.

Die gute Nachricht: Der Zeremonie tat dieses Intermezzo keinen Abbruch. Und danach hieß es - allen Unsittlichkeiten zum Trotz - „God Save the King“. Zum ersten Mal seit 70 Jahren ist diese Zeile wieder als Nationalhymne in London zu hören. Mit Fanfarenstößen und im Beisein zahlreicher Soldaten mit Bärenfellmützen wurde am Samstag offiziell verkündet:Charles III. ist neuer britischer König.

− jed/dpa