Eine Stunde zurück
Winterzeit: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren wieder umgestellt

29.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:04 Uhr

Die Uhren werden nachts von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. −Symbolbild: Daniel Naupold, picture alliance/dpa

Eine Stunde länger Schlafen - in der Nacht auf Sonntag wird die Uhr von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Das Konzept der Zeitumstellung ist in den vergangenen Jahren zunehmend in die Kritik geraten und sorgt in der europäischen Gesellschaft für Zwiespalt.



Dann ist es morgens wieder früher hell und dafür nachmittags eher dunkel. Rein technisch ist der Zeitwechsel unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen. Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung längst Routine.

Ursprünglich hatte die Ölkrise 1973 die Idee einer Zeitumstellung entfacht. Man hatte gehofft, so Energie einsparen zu können. Indem das Tageslicht besser genutzt wird. Deswegen wurde das Modell 1980 auch in Deutschland eingeführt. Allerdings gibt es bis heute keinen Nachweis, dass damit tatsächlich in einem relevanten Maß Energie gespart wird. Zwar werde, laut Umweltbundesamt, so im Sommer abends wenig häufiger das Licht angeknipst, dafür werde morgens im Frühjahr und Herbst aber mehr geheizt.

24 Prozent haben mit der Zeitumstellung zu kämpfen

72 Prozent der Deutschen gaben bei einer Umfrage der DAK Krankenkasse im vergangenen Jahr an, die Zeitumstellung sei überflüssig und gehöre abgeschafft. Denn: Fastjeder Vierte leidet die Tage danach an körperlichen oder psychischen Problemen. 85 Prozent der Befragten fühlen sich müde oder schlapp, 70 Prozent haben Einschlafprobleme oder Schlafstörungen, 48 Prozent können sich schlechter konzentrieren und zwölf Prozent der Befragten leiden unter depressiven Verstimmungen.

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Bereits im September 2018 wurde die Europäische Union wegen der immer lauter werdenden Kritik tätig und führte eine Umfrage durch. In Folge ihrer Ergebnisse beschloss das Europäische Parlament 2019, die Zeitumstellung nach dem Jahr 2021 abzuschaffen. Doch ein Problem hemmt die Umsetzung diese Entscheidung bis heute: Die EU-Mitgliedstaaten konnten sich noch nicht auf eine einheitliche Position einigen: Für immer Sommer- oder Winterzeit?

Winterzeit ist die „normale“ Zeit

Aber Obacht: Genau genommen gibt es nämlich gar keine Winterzeit. Mit dem Umstellen von der Sommerzeit zur Winterzeit kehren wir lediglich zur „Normalzeit“ zurück. Gäbe es keine Sommerzeit, würden wir immer die Zeit wie im Winter haben. Das ist mitunter auch der Grund, warum sich Schlafexperten immer wieder für eine einheitlich „Winterzeit“ aussprechen, obwohl sich wohl viele Leute für lange helle Sommerabende begeistern können.



Aber die Experten warnen: Die Sommerzeit entspreche nicht unserem biologischen Rhythmus. „Aus Sicht der Schlafforschung ist die Winterzeit klar zu bevorzugen, denn eine dauerhafte Sommerzeit würde den enormen Schlafmangel und sozialen Jetlag in unserer Gesellschaft nur noch mehr verstärken - mit weitreichenden Konsequenzen für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit aller“, sagt Eva Winnebeck, Schlafforscherin an der Technischen Universität in München.

Probleme auch ohne Zeitumstellung

Doch vor allem für Länder an den Rändern der Mitteleuropäische Zeitzone ist die Abschaffung der Zeitumstellung kompliziert. Käme die dauerhafte Sommerzeit, würde es in Spanien beispielsweise im Winter bis um kurz vor 10 Uhr dunkel bleiben. Würde sich die EU hingegen auf die Winterzeit einigen, dann ginge in Warschau um 3 Uhr nachts die Sonne auf.

Solange sich die Mitgliedstaaten der EU also nicht auf eine Zeit einigen können, wird es voraussichtlich erst einmal dabeibleiben, dass zwei Mal im Jahr an der Uhr gedreht wird.

Tipp: Da viele Menschen durcheinanderkommen, wann die Zeit vor oder zurückgestellt wird, hilft folgender Merksatz als Eselsbrücke: „Immer in Richtung Sommer“ - im Frühling wird die Uhr also eine Stunde vor- und im Herbst eine Stunde zurückgestellt.