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GNTM: Viel Drama, wenig Realität

Bei Klum gescheitert, im echten Leben erfolgreich: Model Tamara Zietlow kann „Germanys Next Topmodel“ nicht ernst nehmen.

08.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Lisa Pfeffer

Tamara Zietlow aus Piesenkofen modelt seit fast zehn Jahren hauptberuflich. Germanys Next Topmodel sieht sie dabei nicht als Sprungbrett. Foto: Gruber

„Heute kommen die Mädchen in Los Angeles an und hier können so manche Träume wahr werden“, kündigt Heidi Klum am Anfang der vierten Folge Germanys Next Topmodel an. Nach nicht einmal fünf Minuten Sendezeit schüttelt Tamara Zietlow mit Blick auf den Fernseher das erste Mal den Kopf. Klum und ihre „Meeedchen“ flimmern zur Zeit wieder jeden Donnerstagabend über die deutschen Fernsehbildschirme. Doch dort wird ein größtenteils unrealistisches Bild vom Model-Dasein vermittelt.

Tamara Zietlow aus Piesenkofen war selbst vor zehn Jahren Teilnehmerin der Show. Mit gerade mal 16 Jahren kam sie damals bis in die Top 30. „Dann haben sie mich rausgeschmissen, weil ich den Vertrag nicht sofort unterschreiben, sondern erst prüfen lassen wollte“, sagt Zietlow. Der Rauswurf stand ihr aber offensichtlich nicht im Weg: Seit sie 18 ist, arbeitet die heute 26-Jährige hauptberuflich als Model.

Harte Realität mit 16 Jahren

Heidi Klum verkündet ihren 23 Mädchen gerade per Videobotschaft, dass heute das große Umstyling stattfinden wird. Wie auf Knopfdruck kreischen die jungen Models los. Dem versierten GNTM-Zuschauer ist klar: Die Folge hält Tränen, Zickereien und Eskalationspotential bereit.

„Mich wundert es nicht, dass die Teilnehmerinnen da so viel weinen. Die bringen einen schon dazu. Es ist viel geskriptet“Tamara Zietlow, Model

„Mich wundert es nicht, dass die Teilnehmerinnen da so viel weinen. Die bringen einen schon dazu. Es ist viel geskriptet. Der Sender verdient zu viel Geld damit, als dass er alles dem Zufall überlassen könnte“, sagt Zietlow. Sie erinnert sich an ihre Zeit in der Sendung: „Heidi haben wir fast nie gesehen. Die taucht eigentlich nur auf, wenn sie was sagen muss und danach ist sie wieder weg. Sobald die Kamera aus ist, hat sie eigentlich auch kein Interesse mehr an den Teilnehmerinnen. Diese Realität mit 16 zu erleben war schon krass“.

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Heidi Klum hatte drastische Veränderungen für den Look der Mädchen angekündigt. Schon bald wird klar: Ihr Ziel ist es wohl, die Styles aus den Achtzigern und Neunzigern wieder aufleben zu lassen. Vokuhila inklusive. „Das ist eben edgy“, sagt Heidi zu der weinenden Zoe, die selbst sagt, sie sähe aus wie ein Fußballspieler aus den 80er Jahren. Profi-Model Tamara Zietlow muss lachen. „Ich find‘s gar nicht so schlimm, ich hatte selbst mal einen Vokuhila.“

Die irre Glückseligkeit, mit der Klum durch die weinenden Mädchen schreitet, erinnert ein bisschen an Nero, der im brennenden Rom Lyra spielt. Auch Kandidatin Sally scheint nicht begeistert, als sie sich im Spiegel sieht.

„Ich sehe aus wie eine Japanesin“Sally, GNTM-Kandidatin

„Ich sehe aus wie eine Japanesin.“ Zietlow verdreht vor dem Fernseher die Augen. „Da wundert es mich nicht, dass es heißt, Models wären oft ein bisschen doof. Gerade bei mir ist natürlich das Klischee: blond, blau, blöd.“

36 gilt als Übergröße

Noch schlimmer als das Klischee des dümmlichen Models findet Zietlow allerdings die Oberflächlichkeit in dem Geschäft.

„Als ich gesagt habe, ich trage eine 36, wurde ich zu den Übergrößen geschickt“Tamara Zietlow, Model

„Ich war mal bei einem Casting in Mailand, für Valentino. Da gab es ein Kleid und das sollten alle anprobieren. Als ich gesagt habe, ich trage eine 36, wurde ich zu den Übergrößen geschickt. Das war schon hart“, erinnert sich Zietlow. Dabei könne sie eigentlich essen, was sie will, ohne zuzunehmen. „Sonst würde ich den Job auch nicht machen. Essen gehört für mich zur Lebensqualität.“

Heidis Mädchen sind mittlerweile alle umgestylt und trotz der tränenverschmierten Gesichter findet nun ein Fotoshooting statt. Eine nach der anderen stellt sich vor die Kamera und posiert für den Fotografen. Vor allem „Klaudia mit K“ liefert beim Fotoshooting ab. Und das obwohl sie sich kurz davor noch ein Malheur geleistet hat: „Ich habe meine Fußzehen rasiert und plötzlich waren überall Blutflecken“, sagt sie in die Kamera.

Während der Zuschauer mit der Frage allein gelassen wird, ob es auch Handzehen gibt, denkt Tamara Zietlow an ihr nächstes Shooting. Und das findet nicht wie bei Pro Sieben innerhalb von zehn Minuten und mit drei frechen Posen statt. „In der Realität reden wir da von einem Job von neun bis 18 Uhr und 200 bis 300 Outfits. Neun Stunden am Stück sind für ein perfektes Ergebnis normal.“

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