Mehrfach unter Beschuss geraten
Atomkraftwerk Saporischschja „komplett“ vom Stromnetz genommen

25.08.2022 | Stand 25.08.2022, 15:44 Uhr

Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine. −Archivfoto: AP/dpa

Das von der russischen Armee kontrollierte Atomkraftwerk in Saporischschja ist nach Angaben des Betreibers am Donnerstag vollständig vom ukrainischen Stromnetz abgekoppelt worden.



Wie die ukrainische Betreibergesellschaft Energoatom im Onlinedienst Telegram mitteilte, wurden die beiden zuletzt noch arbeitenden Reaktoren der Anlage „komplett“ vom Netz genommen. Dies sei „das erste Mal in der Geschichte der Anlage“ geschehen.

Akw mehrfach unter Beschuss geraten

Nach Angaben des Betreibers sorgten Brände auf dem Gelände des nahe dem Akw gelegenen Wärmekraftwerks für eine Unterbrechung der letzten noch verbliebenen Anschlussleitung an das Stromnetz. Drei weitere Leitungen seien bereits zuvor „durch terroristische Angriffe“ der russischen Seite beschädigt worden. Dennoch sei die Stromversorgung des Akw selbst über das Wärmekraftwerk noch gewährleistet. Es werde derzeit versucht, zumindest einen Reaktor wieder ans Netz zu bringen, erklärte Energoatom.

In den vergangenen Wochen war das größte Akw Europas mehrfach unter Beschuss geraten, was Ängste vor einer Atomkatastrophe schürte. Beide Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich.

Experten: Kühlung der Reaktoren gefährdet

Die Anlage, die sich nicht weit von der von Russland annektierten Halbinsel Krim befindet, verfügt über insgesamt sechs der 15 Reaktoren der Ukraine, die vier Millionen Haushalte mit Strom versorgen können. Die russische Armee hatte das Kraftwerk am 4. März eingenommen.

Eine Abkoppelung vom Stromnetz gefährdet nach Einschätzung von Experten auch die zwingend notwendige Kühlung der Reaktoren. Energoatom vermutet, dass Russland Saporischschja an das Stromnetz der Krim anschließen will.

− afp