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Eine Art Isolationshaft für Kinder

Die aktuellen Corona-Regeln sind absurd, sagt die Initiative „Familien in der Krise“. Sie fordert einen Strategiewechsel.

01.11.2020 | Stand 16.09.2023, 4:44 Uhr
Tobias Oelbaum, Sprecher von „Familien in der Krise“ Foto: Oelbaum −Foto: ./.

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt so schnell wie noch nie, und noch schneller steigt die Zahl der Kinder in Quarantäne. Umso dringender ist es, auf die Problematiken und Absurditäten der aktuellen Quarantäneregeln für Kinder hinzuweisen. Anzufangen ist bei dem Verhältnis von erkrankten Kindern zu sich in Quarantäne befindlichen Kindern. Auf ein erkranktes Kind kommen etwa 30 Kinder, die sich in Quarantäne befinden. Bei Erwachsenen ist dieser Wert deutlich niedriger. Das liegt daran, dass schon ein Kind mit einem positiven Corona-Test innerhalb einer Klasse oder einer KiTa-Gruppe dazu führt, dass alle anderen Kinder für 14 Tage - und ohne Einzelfallprüfung(!) - in Quarantäne müssen. Bei Erwachsenen hingegen wird genau geprüft, ob wirklich ein naher Kontakt bestanden hat und somit Quarantäne notwendig ist.

Die Anweisungen vieler Gesundheitsämter zur Quarantäne für Kinder aller Altersstufen lesen sich wie eine Anleitung für eine Isolationshaft: kein Kontakt zu Familienangehörigen, sogar das Essen soll vor die Türe des Kinderzimmers gestellt werden. Teilweise drohen Gesundheitsämter sogar an, dass Kinder bei Nichteinhaltung der Regeln aus der Familie genommen werden. Für viele Familien, insbesondere in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen, bei beengtem Wohnraum oder für Alleinerziehende ist dies eine unvorstellbare Belastung. Eine Verkürzung der Quarantänedauer durch negative Corona-Tests gilt aktuell nur für Reiserückkehrer. Zusammengefasst werden Kinder von der Politik vielfach wie eine Gefahr behandelt, als seien sie die eigentlichen Treiber der Pandemie, diejenigen, vor denen die Gesellschaft geschützt werden müsse. Dabei ist längst das Gegenteil bewiesen: die wissenschaftliche Studienlage zeigt, dass sich jüngere Kinder seltener mit dem Virus anstecken als Erwachsene, mildere Krankheitsverläufe haben und das Virus auch seltener an andere weitergeben. Und dass sich das Infektionsgeschehen nicht an Schulen und schon gar nicht an KiTas abspielt, wurde nicht nur von der Corona-KiTa-Studie sondern auch vom RKI bestätigt. Die Initiative „Familien in der Krise“ fordert daher Gesundheitsminister Spahn und das RKI zu einem Strategiewechsel bezüglich der Quarantäneregelungen für Kinder auf. Es braucht eine Quarantäneregelung, die den Gesundheitsschutz und die Grundrechte der Kinder ausbalanciert.