Hohe Spritpreise
Ende des Tankrabatts: Jetzt noch schnell Sprit kaufen und daheim bunkern?

30.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:54 Uhr

Zum Transport von Reservekraftstoff im Auto dürfen nur spezielle Kanister verwendet werden, die bestimmten Vorgaben entsprechen. Autoclubs raten dazu, höchstens zehn Liter im Fahrzeug zu transportieren. −Symbolbild: dpa/Harald Tittel

Mit Septemberbeginn endet der Tankrabatt. Erwartet wird, dass die Spritpreise weiter steigen. Ist es sinnvoll, sich noch schnell mit Sprit einzudecken und diesen daheim zu lagern?



„Keine gute Idee“ nennt das der Auto Club Europa (ACE) – aus einem einfachen Grund: Es ist in Deutschland schlichtweg verboten, größere Mengen Benzin zu lagern. Lediglich bis zu 20 Liter dürfen gebunkert werden. Und das nicht irgendwo, sondern „in verschlossenen, nicht brennbaren und bruchsicheren Kanistern in Kleingaragen von einer Größe bis zu 100 Quadratmeter“, wie ACE-Sprecher Sören Heinze auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern erklärt.

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In Bayern regelt das die Garagen- und Stellplatzverordnung aus dem Jahr 1993. Die ist beim Diesel nicht ganz so streng: Der ist weniger entzündlich als Benzin, weshalb bis zu 200 Liter gelagert werden dürfen. Ansonsten gelten aber die gleichen Regeln.

Diesel nur wenige Monate haltbar

Diesel zu bunkern macht dem ACE-Sprecher zufolge allerdings gar keinen Sinn: Denn Diesel hält sich selbst bei luftdichter Lagerung nur einige Monate. Dann fangen Bakterien aus dem Bio-Diesel-Anteil an, den Kohlenstoff zu zersetzen. Es bildet sich eine Art Schlamm. Wer dennoch sein Auto damit betankt, muss hoffen, dass er es wenigstens noch in die nächste Werkstatt schafft: Der Schlamm verstopft die Filter und das Kraftstoffsystem des Fahrzeugs.

Sprit bunkern: Mietvertrag beachten

Wer trotzdem Sprit lagern will, braucht dafür nicht unbedingt eine Garage. Auch im Keller ist es erlaubt, Kraftstoff zu bunkern. Hier gilt der Grenzwert von 20 Litern allerdings auch für Diesel. Wer zur Miete wohnt, muss außerdem besonders vorsichtig sein. Denn oft ist die Lagerung bereits im Mietvertrag ausgeschlossen. In einem Mehrfamilienhaus muss man sich noch dazu mit den Nachbarn einigen: Die 20 Liter beziehen sich auf einen gesamten Keller und nicht auf einzelne Verschläge.

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Im Auto dürfen in Deutschland übrigens bis zu 240 Liter transportiert werden − aufgeteilt auf 60-Liter-Kanister, die über die Reservekraftstoffkanister-Zulassung (RKK) verfügen müssen. Sowohl der ACE als auch der größte deutsche Autoclub ADAC raten aber aus Sicherheitsgründen dazu, nicht mehr als zehn Liter Sprit im Auto zu transportieren.

So sparen Sie auch nach dem Tankrabatt

Jetzt noch schnell Sprit kaufen und zuhause bunkern, ist also wohl nur für die wenigsten eine sinnvolle Option. Sören Heinze hat deshalb auch Tipps, wie Autofahrer auch nach dem Ende des Tankrabatts noch sparen können. „Spontan die nächste Tankstelle anzufahren, sobald das Lämpchen leuchtet, kann ins Geld gehen“, erklärt der Pressesprecher. Morgens im Berufsverkehr koste der Sprit am meisten. Am Abend, in der Regel zwischen 18 und 20 Uhr, sei es dann meist am günstigsten.

Autofahrer sollten auch den Reifendruck regelmäßig prüfen. „Schon 0,5 bar weniger Luft als vom Hersteller empfohlen und der Kraftstoffverbrauch steigt um rund fünf Prozent“, sagt Heinze. Der ACE-Sprecher rät außerdem zu konstanter und nicht zu schneller Geschwindigkeit: „Wer dem Motor das letzte Quäntchen Leistung abverlangt, treibt auch den Spritverbrauch in die Höhe.“

Auto-Clubs rechnen nicht mit Preissprüngen

Mit einem sprunghaften Anstieg der Preise an den Tankstellen direkt zum 1. September rechnet der ACE übrigens nicht. Der dann angebotene Sprit sei noch zum alten Preis eingekauft worden, erklärt Heinze. „Wir gehen eher von einem Anstieg über mehrere Tage aus, der bereits begonnen hat.“ Eine ähnliche Einschätzung äußerte kürzlich auch der ADAC in einer Pressemitteilung.

In der Branche sieht das aber nicht jeder so. Hans-Joachim Rühlemann, Vorstandsvorsitzender des Verbandes des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost, geht von einem sprunghaften Preisanstieg um Punkt Mitternacht aus. „Bei Einführung des Tankrabatts haben die Tankstellen recht bald den Sprit, den sie noch zu teureren Preisen eingekauft haben, günstiger verkaufen müssen“, sagte Rühlemann kürzlich der Bild-Zeitung. „Diese Verluste werden sie jetzt ausgleichen, indem sie den günstiger eingekauften Sprit zu normalen Preisen verkaufen.“