Trinkwasser-Rationierung
Extreme Dürre: 125 Gemeinden in Italien drehen Bürgern zeitweise das Wasser ab

16.06.2022 | Stand 16.06.2022, 17:43 Uhr

Wegen extremer Dürre und Wasserknappheit drehen 125 Gemeinden in Norditalien ihren Bürgern zeitweise das Wasser ab. −Symbolbild: dpa

Wegen einer extremen Dürre ist Norditalien zu drastischen Maßnahmen gezwungen. 125 Gemeinden in den Regionen Piemont und Lombardei wurden zuletzt bereits aufgefordert, nachts die Trinkwasserversorgung an die Haushalte einzustellen oder zu drosseln.



Lesen Sie dazu auch:

-Alarmierender Lagebericht zum Weltwassertag: Es steht schlecht um unser Grundwasser in Bayern

Der Verband der Wasser- und Energieversorger Utilitalia schlug mit dem Appell Alarm angesichts der extremen Trockenheit gerade in den Gebieten, durch die der Po, der längste Fluss Italiens, fließt. Die für den Fluss Po zuständige Behörde berichtete von der schlimmsten Dürre und dem niedrigsten Pegelstand seit 70 Jahren.

Vielerorts ist von dem normalerweise mächtigen Strom nur noch ein Rinnsal übrig. „Die Situation wird immer schlimmer“, sagte Meuccio Berselli der Nachrichtenagentur Ansa. „In manchen Gebieten hat es seit 110 Tagen nicht mehr geregnet.“ Dutzende Gemeinden hätten bereits Tanklaster zur Wasserbeförderung im Einsatz, weil die Wasserspeicher leer seien.

Krisentreffen am Freitag geplant

Am Freitag - just dem Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre - ist ein Krisentreffen in Rom mit Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli geplant. Attilio Fontana, Präsident der Region Lombardei, kündigte am Donnerstag an, den Notstand auszurufen. Die Lage sei „dramatisch“, und das nicht nur in der Lombardei, sondern auch im Piemont, der Emilia-Romagna und dem Veneto.

Auch in Bayern droht über kurz oder lang Wasserknappheit

Auch Lothar Zimmermann von der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft sagt: „Es hilft nichts, wenn es ein paar Tage lang intensiv regnet.“ Gerade Waldboden könne viel Wasser aufnehmen, das erst bei Übersättigung in tiefere Schichten sickere. Eine derart starke Sättigung sei derzeit aber nur in wenigen Gebieten erreicht. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Wasser beim Bund Naturschutz in Bayern, Peter Hirmer geht davon aus, dass die Folge über kurz oder lang Wasserknappheit sein wird - was nicht nur mit dem einsickernden Wasser zu tun hat, sondern auch den Entnahmen, etwa für Landwirtschaft, Industrie und Trinkwasser. Entscheidend sei daher ein sparsamer Umgang mit der knappen Ressource: „Wir werden uns keine Verschwendung mehr leisten können.“

Das könnte Sie auch interessieren:

-Erdbeerfeld im Landkreis Passau trockengelegt: Laut Stadtwerke Passau „kein Akt der Willkür“

Wie sich die Lage für die Speicher zuspitzt, lassen auch die Statistiken der Grundwasserneubildung erkennen. Seit 20 Jahren liegt die Menge des neugebildeten Grundwassers dem LfU zufolge unter dem Mittelwert der Jahre 1971 bis 2000, mit Ausnahme eines Jahres. In der Zeit sei rund 19 Prozent weniger Grundwasser gebildet worden.

− dpa