Exklusive Zahlen Förderprogramm zum Waldumbau stößt auf große Resonanz

Das „Förderprogramm klimaangepasstes Waldmanagement“ verzeichnet in den ersten Monaten Tausende Anträge und deckt damit bereits rund zehn Prozent der Waldfläche in Deutschland ab.
Dem Wald geht es schlecht. Ja, das lässt sich tatsächlich so pauschal sagen. Bei einer Fahrt von Nord nach Süd oder West nach Ost begegnen einem gerade in den Mittelgebirgen riesige Flecken mit bereits toten oder schwer geschädigten Fichten. Aber auch Laubbäume wie Buchen leiden. Das rasend schnelle Sterben der Fichten aber ist für den Laien das offensichtliche Zeichen dafür, wie sehr der deutsche Wald in den vergangenen Jahren unter Trockenheit und Hitze gelitten hat.
Minister Özdemir: „Unser Wald braucht Hilfe“
Im Süden des Landes, etwa in Bayern, konnte das Regendefizit inzwischen einigermaßen ausgeglichen werden, doch gerade der Osten ist zu trocken. Und viele Bäume bleiben ohnehin nach den harten Jahren geschwächt, da reicht dann ein Windstoß oder Schädlingsbefall. 450000 Hektar Waldfläche müssen nach Expertenschätzung wegen Schäden in den kommenden Jahren wiederbewaldet werden. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sagte der Mediengruppe Bayern: „Unser Wald braucht Hilfe. Wir sehen von Bayern bis an die Ostsee, wie die Folgen der Klimakrise vielen Wäldern in den letzten Jahren zugesetzt haben. Damit der Wald vom Patienten zum Klimaretter werden kann, unterstützen wir Eigentümer dabei, ihre Wälder an das veränderte Klima anzupassen. Also weg von den Fichten- oder Kiefernmonokulturen, hin zu gesunden Mischwäldern.“
Die Bundesregierung hat für das „Förderprogramm klimaangepasstes Waldmanagement“ 900 Millionen Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds für den Umbau des Privat- und Kommunalwalds zur Verfügung gestellt. Bis Ende 2022 waren zunächst 200 Millionen Euro für das Programm vorgesehen. Zahlen des Landwirtschaftsministeriums, die der Mediengruppe Bayern vorliegen, zeigen, dass das Programm von den Waldbesitzern sehr gut angenommen wird.
Bisher 1310 Anträge bewilligt
Gerade die Besitzer von Flächen unter 100 Hektar scheinen die durchaus herausfordernden Kriterien nicht abzuschrecken. So wurden bis zum 9. Januar 6899 Anträge erfasst und in einer zweiten Stufe 5691 Anträge schriftlich bestätigt. Erfasst wurde dabei eine Fläche von 846.112 Hektar Wald, das entspricht rund zehn Prozent des deutschen Privat- und Kommunalwalds, der zusammen rund 7,6 Millionen Hektar aufweist. Der Wald des Bundes und der Kommunen ist nicht förderfähig, er macht noch einmal 3,8 Millionen Hektar aus. Prinzipiell betrifft die Notwendigkeit, den Baumbestand an die Veränderungen anzupassen, natürlich alle Wälder.
Bewilligt wurden bisher 1310 Anträge, 437 davon stammen von Betrieben, die mehr als 100 Hektar haben. Das Ministerium verweist darauf, dass sich fast die Hälfte der Antragsteller, die weniger als 100 Hektar haben, bereit erklärt hat, das auf den ersten oberflächlichen Blick heikelste Kriterium für einen Nutzwald freiwillig einzuhalten – verpflichtend ist es nur für die Großen. Es besagt, dass auf fünf Prozent der Fläche der Wald ohne Eingriffe bleiben muss. Urwald quasi, abgesehen von einer sicheren Durchwegung. Offenbar ist die bloße Nutzung als Holzlieferant für viele Waldbesitzer nicht mehr das alleinige Kriterium.
Waldeigentümer betonen Notwendigkeit der Vielfalt
Andreas Bitter vom Verband „AGDW – Die Waldeigentümer“ sagte dazu unserer Zeitung: „Eine ökonomisch sinnvolle Forstwirtschaft agiert schon im eigenen Interesse stets nachhaltig und mit einer Vielfalt an Baumarten. Diese Vielfalt ist nicht zuletzt über eine Naturverjüngung zu erzielen, die auch im Zentrum der nachhaltigen Forstwirtschaft steht.“ Bitter spricht sich dafür aus, die bestehende Größenbeschränkung in der Förderung zu streichen: „Wir hoffen, dass dies so schnell wie möglich geschieht.“ Laut Ministerium soll eine Änderung dieser Regelung noch folgen. Grundsätzlich bezeichnet er das Programm als „sehr sinnvoll“.
Özdemir zeigt sich mit den ersten Antragsmonaten zufrieden, hofft aber auf mehr: „Unser erstes Fazit ist positiv, das Wald-Klima-Paket kommt gut an. Aber da geht natürlich noch viel mehr, und wir rechnen in diesem Jahr mit vielen weiteren Anträgen. Für echten Klimaschutz brauchen wir artenreiche, resiliente Wälder, die uns zudem den wertvollen Rohstoff Holz schenken und als Erholungsort dienen.“
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