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NRW-Ministerpräsident Wüst: Bundesländer sollen Besoldung von Lehrern erhöhen

05.09.2022 | Stand 05.09.2022, 2:00 Uhr
Hendrik Wüst (CDU). −Foto: Marius Becker/dpa

Der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Hendrik Wüst (CDU), fordert andere Bundesländer auf, die Besoldung von Lehrerinnen und Lehrern zu verbessern, um mehr junge Menschen für den Beruf zu gewinnen.



Im Interview mit den Zeitungen der Mediengruppe Bayern sagte Wüst: „Die Zukunft unserer Kinder ist die Zukunft unseres Landes. Die hängt auch von guten und engagierten Lehrerinnen und Lehrern ab. Wir müssen und werden den Beruf noch attraktiver machen. Den Abiturienten rufe ich zu: Der Lehrerberuf ist ein großartiger, ein wertvoller Beruf. Hier kann man wirklich die Zukunft des Landes prägen. Wir werden in Nordrhein-Westfalen die Besoldung verbessern. Als Ausdruck realer Wertschätzung. Das kann ich nur als Vorbild für andere Länder empfehlen.“ Wüst hat derzeit den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz inne.

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Laut dem Deutschen Lehrerverband fehlen zum kommenden Schuljahr gut 40.000 Lehrer. Grund ist auch, dass viele Pädagogen in Teilzeit wechseln. Ein Verbot von Teilzeitarbeit hält Wüst für den falschen Weg. „Wir können niemanden zum Vollzeit arbeiten zwingen, das wollen wir auch nicht. Bevor wir Menschen ganz verlieren, müssen wir ihnen die Möglichkeit zu Teilzeit geben. Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass diese Quoten steigen. Das heißt, es müssen mehr Lehrer ausgebildet werden. Bei jenen, die im Schuldienst sind, müssen wir Überlastung gezielt vorbeugen.“

Mit großem Aufwand wird jetzt aufgeholt

Mit Blick auf die Folgen der Corona-Krise hält Wüst einige Lernrückstände für nicht ausgleichbar. „Unsere Kinder haben viel verpasst und auf sehr vieles verzichtet. Mit großem Aufwand wird jetzt aufgeholt. Wir müssen aber so ehrlich sein und sagen, dass einiges auch unwiederbringlich ist.“ Man müsse in den nächsten Monaten der Pandemie alles daransetzen, Schulen und Kitas offenzuhalten und einen normalen Betrieb ermöglichen.

Die autorisierten Passagen im Wortlaut:

CDU-Vize Carsten Linnemann hat im Interview mit unserer Zeitung kritisiert, dass Deutschland sich zu wenig den Folgen der Corona-Pandemie im Bildungsbereich widme. Es fehlen 40 000 Lehrer. Allein in NRW waren im Juli 4400 Stellen nicht besetzt. In Bayern weiß man nicht, wie viele fehlen werden. Verspielt die Politik die Zukunft unserer Kinder?

Wüst:Die Zukunft unserer Kinder ist die Zukunft unseres Landes. Die hängt auch von guten und engagierten Lehrerinnen und Lehrern ab. Wir müssen und werden den Beruf noch attraktiver machen. Den Abiturienten rufe ich zu: Der Lehrerberuf ist ein großartiger, ein wertvoller Beruf. Hier kann man wirklich die Zukunft des Landes prägen. Wir werden in Nordrhein-Westfalen die Besoldung verbessern. Als Ausdruck realer Wertschätzung. Das kann ich nur als Vorbild für andere Länder empfehlen.

Der Mangel begründet sich auch damit, dass viele Pädagogen nur noch Teilzeit arbeiten wollen. Muss der Staat als Arbeitgeber dies notfalls untersagen?

Wüst:Wir können niemanden zum Vollzeit arbeiten zwingen, das wollen wir auch nicht. Bevor wir Menschen ganz verlieren, müssen wir ihnen die Möglichkeit zu Teilzeit geben. Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass diese Quoten steigen. Das heißt, es müssen mehr Lehrer ausgebildet werden. Bei jenen, die im Schuldienst sind, müssen wir Überlastung gezielt vorbeugen.

Haben wir die Folgen der Pandemie in der Schule unterschätzt?

Wüst:Unsere Kinder haben viel verpasst und auf sehr vieles verzichtet. Mit großem Aufwand wird jetzt aufgeholt. Wir müssen aber so ehrlich sein und sagen, dass einiges auch unwiederbringlich ist. Kinder, die am Beginn der Pandemie 12 Jahre alt waren, haben sich anders entwickelt als 12-Jährige früherer Jahrgänge. Diesen heutigen 15-Jährigen müssen wir noch besser zuhören. Wir müssen in den nächsten Monaten der Pandemie alles daransetzen, Schulen und Kitas offenzuhalten und einen normalen Betrieb ermöglichen.